„Rückschläge gehören dazu“
Michel Ries hat seine gesundheitlichen Probleme überstanden und greift wieder voll an
Michel Ries hat das Lachen wieder gefunden. Der 25-Jährige ist erleichtert. Denn die vergangenen Wochen waren für den Kletterspezialisten nicht ganz so einfach und haben an der Psyche gekratzt. Grund dafür war eine Erkrankung, die Ries während einiger Wochen schwächte und ihm einen Strich durch die eigentlich fest eingeplante Teilnahme an der SpanienRundfahrt machte.
„Für mich persönlich war es kein einfacher Monat August“, gibt er unumwunden zu und ergänzt: „Ich wäre gerne bei der Vuelta dabei gewesen, musste jedoch leider wegen gesundheitlicher Probleme passen. Diese ganze Situation hat aufs Gemüt gedrückt. Als ich das Rennen am Fernsehen sah, wünschte ich mir schon mehrmals, in Spanien dabei zu sein.“
„Lange müde und angeschlagen“Ries hatte sich akribisch vorbereitet. Wochenlang lag der Fokus auf dem dreiwöchigen Wettkampf in Spanien. „Ende Juli waren wir im Höhentrainingslager. Anschließend bin ich krank geworden. Ich hatte mir ein hartnäckiges Virus eingefangen. Ich war lange müde und angeschlagen. In dieser Verfassung war eine Vuelta-Teilnahme keine Option. Das hätte gar keinen Sinn gemacht. Wir waren uns im Team einig, dass es besser wäre, eine Pause zu machen. Während einer Woche ließ ich es folglich gemütlicher angehen“, schildert Ries die für ihn bislang schwierigste Phase der Saison.
Er gibt zu: „Mit Blick auf kommendes Jahr ist es schade, die drei Wochen in Spanien nicht in den Beinen zu haben. Das sind Renntage, die ich gerne mitgenommen hätte. Aber gefuchst hat mich eher die Tatsache, dass die ganze intensive
Vorbereitung, die sich mit Lehrgängen über viele Wochen gezogen hat, umsonst war. Es war mental schwierig, weil sich plötzlich eines der großen Saisonziele in Luft aufgelöst hat. Aber so ist das halt im Sport. Rückschläge gehören dazu.“
Die Talsohle hat der 1,84 m große Luxemburger mittlerweile durchquert. „Ich merkte nach der Pause sofort, dass es endlich wieder bergauf ging. Ich habe mich in den vergangenen Wochen viel besser gefühlt. Bei der Tour du Doubs (vor zwölf Tagen, Anm. d. Red.) bestätigte sich dieses Gefühl auch im Rennen“, erklärt Ries. Er fügt hinzu: „An den ersten Tagen der Luxemburg-Rundfahrt konnte ich mir eine Bestätigung dieses Empfindens abholen.“
Der Blick in die Gesamtwertung nach drei Etappen bekräftigt dies: Ries hat bislang fast keine Zeit eingebüßt und war jeweils bei den Besten dabei. 36 Fahrer können sich noch Chancen auf den Gesamtsieg machen. Der Luxemburger gehört als 30. des Klassements dazu.
„Hektische Schlussphase“Auch die gestrige vermeintliche Königsetappe mit Ziel in Diekirch meisterte er in der 40 Fahrer großen Spitzengruppe. „Das Teilstück war einfacher als erwartet. Die Ausreißer setzten sich sofort ab. Der große Kampf blieb aus. Es herrschte über weite Strecken Gegenwind. Im Peloton konnte man sich gut verstecken“, fasst er den Tag zusammen.
Der 24-Jährige erläutert weiter: „Umso nervöser war deshalb das Finale. Viele Fahrer waren noch frisch und die Schlussphase war sehr hektisch. Es war nicht ganz ungefährlich. Ich hatte Glück, nicht zu stürzen und war dann etwas zu weit hinten platziert, um im Huelewee mit den Ersten über die Kuppe zu kommen. In der Abfahrt kam ich allerdings mit einer Gruppe wieder heran. Ich bin zufrieden.“
Arkéa-Samsic hat die Reise ins Großherzogtum mit einem schlagkräftigen Aufgebot in Angriff genommen. Ries lässt keine Zweifel aufkommen: „Kévin Vauquelin (F/18. der Gesamtwertung) ist ein sehr guter Zeitfahrer. Er ist unser Mann für die Gesamtwertung. Die Ausgangslage ist sehr interessant für uns. Wir können aus einer Lauerstellung heraus angreifen. Maxime
Bouet (F/20.) ist genauso noch in Reichweite wie ich“, freut sich Ries, der aber auch zugibt: „Ich selber hatte die Gesamtwertung nie als Ziel ausgegeben. Aber natürlich freut es mich, wenn ich an den Schnellsten dranbleiben kann.“Der
Michel Ries interviewt seinen französischen Teamkollegen Maxime Bouet und hat sichtlich Spaß. 24-Jährige hat sich die Streckenführung des heutigen Chronos mit Start und Ziel in Remich genau angesehen: „Das Zeitfahren wird entscheidend sein. Es wird größere Abstände geben. Am Samstag wird das Klassement ganz anders aussehen.“
Gute Leistungen im Mai und Juni Mit seiner Saison ist Ries, der sich im Dezember wegen einer Endofibrose operieren lassen musste und später in die Saison startete als geplant, zufrieden, auch wenn der Rückschlag im Sommer einen Dämpfer darstellte: „Ich konnte im Mai und Juni einige gute Leistungen abliefern (er erzielte mehrere Top-15-Platzierungen, Anm. d. Red.). Natürlich war ich enttäuscht, dass ich anschließend nicht an diese Erfolge anknüpfen konnte. Aber für die Zukunft verleiht mir das Motivation.“
Die nächsten Wochen führen ihn im Oktober nach Italien zu den Halbklassikern. Das Terrain dort ist anspruchsvoll. Kletterer sind im Vorteil. Perfekt also für Ries, der es noch einmal wissen möchte.
Dritte Etappe von Rosport nach Diekirch: 1. Aaron Gate (NZL/Bolton) in 4.40'58'' 2. Benjamin Thomas (F/Cofidis) auf 0'' 3. Davide Ballerini (I/Quick-Step) 4. Matteo Trentin (I/Emirates) 5. Florian Sénéchal (F/Quick-Step) 6. Axel Laurance (F/B&B Hotels) 7. Kristian Sbaragli (I/Alpecin) 8. Dorian Godon (F/Ag2r) 9. Valentin Madouas (F/Groupama) 10. Rémy Mertz (B/Bingoal) 11. Rune Herregodts (B/Sport Vlaanderen) 12. Marco Tizza (I/Bingoal) 13. Clément Berthet (F/Ag2r) 14. Mattias Skjelmose Jensen (DK/Trek) 15. Luc Wirtgen (Bingoal) 16. Franck Bonnamour (F/B&B Hotels) 17. Rui Oliveira (P/Emirates) 18. Jason Osborne (D/Alpecin) 19. Lucas Ericsson (S/Riwal) 20. Sjoerd Bax (NL/Alpecin) 22. Kevin Geniets (Groupama) 37. Michel Ries (Arkéa) 44. Ivan Centrone (Geofco) 46. Tom Wirtgen (Bingoal) 72. Colin Heiderscheid (Leopard) 87. Jacques Gloesener (Geofco) 88. Alexandre Kess (Geofco)
105. Arthur Kluckers (Emirates)
52'' 52'' 2'47'' 7'10''
Gesamtwertung:
1. Valentin Madouas (F/Groupama) 2. Sjoerd Bax (NL/Alpecin) 3. Matteo Trentin (I/Emirates)
12.33'04'' auf 7'' 8''