Glückliche Lehrer braucht das Land
Zufriedene Pädagogen als Voraussetzung für erfolgreiche Schüler
„Was wünschst du dir für das neue Schuljahr?“– „Dass ich meine Lehrer (1) vom letzten Schuljahr behalte.“Das hat mir neulich ein Teenager geantwortet, und er meinte es vollkommen ernst. Ein besseres Kompliment kann man als Lehrer oder als Schule wohl nicht bekommen, ein Qualitätssiegel von unschätzbarem Wert.
Denn seit langem ist bekannt und in zahlreichen Studien weltweit belegt: Entscheidend für die Karriere eines Schülers ist weder die Klassengröße noch die Lehrmethode oder das Programm, sondern der Lehrer (2). Wenn er motiviert und engagiert ist, eine Beziehung zu seinen Schülern aufbaut und pflegt, wenn er sein Fach interessant gestaltet und seine Schüler inspiriert, dann hat das alles einen maßgeblichen Einfluss auf den Lernerfolg von Kindern und Jugendlichen.
Deshalb muss Schluss sein mit Lehrer-Bashing. Die Gesellschaft schuldet Lehrern und Erziehern Anerkennung und Unterstützung bei ihrem Auftrag, Kinder auf das Leben vorzubereiten. Und das ist umso mehr der Fall, wenn die Ansprüche und Erwartungen an das Lehrpersonal
zusehends wachsen. Ihre Rolle im Leben eines Kindes oder Jugendlichen darf nicht unterschätzt werden. Gerade, wenn Eltern wenig oder keine Zeit haben. Gerade, wenn die Welt immer komplexer und komplizierter wird. Gerade, wenn wir das Wohlbefinden des Kindes in den Mittelpunkt stellen. Bindung ist Voraussetzung für Bildung, zu Hause und in der Schule.
Rekrutierungskampagne notwendig Doch der Lehrermangel ist ein ernstes Problem bei der Ausführung des Bildungsauftrags. Seit Jahren fehlt es an ausgebildeten Lehrern in Grundund Sekundarschule.
Deshalb ist eine Rekrutierungskampagne überfällig, so wie sie im öffentlichen Dienst bereits für andere Berufe durchgeführt wurde. Mehr Ausbildungsplätze an der Universität und bessere Aus- und Weiterbildung für Quereinsteiger sind nötig. Doch damit nicht genug:
Wir brauchen zusätzliches Verwaltungspersonal in den Schulen, damit Lehrer sich mehr auf ihre Kernaufgabe konzentrieren können.
Wir brauchen multidisziplinäre Teams vor Ort, die den Schülern und Lehrern Tag für Tag zur Seite stehen, Psychologen, Sozialarbeiter, Fachkräfte aus dem Gesundheitswesen.
Wir brauchen eine systematische Zusammenarbeit von formaler und nicht-formaler Bildung.
Und wir brauchen – nicht zuletzt – eine echte Partnerschaft zwischen Schule und Eltern.
Kein Elternersatz
Bindung, Bildung und auch Bewegung sind das A und O für die gesunde Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. Und deshalb kann diese Partnerschaft keine Einbahnstraße sein. Wir sollten Eltern ermutigen, Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, die gemeinsame Freizeit ist ein unsagbar kostbares Gut.
So wichtig gut ausgebildete Lehrund Betreuungskräfte auch sind, Eltern können und sollen sie nicht ersetzen. Deshalb befürworte ich Initiativen, die die Dauer der Kinderbetreuung während des Urlaubs begrenzen können. Es geht selbstverständlich nicht darum, arbeitenden Eltern den Zugang zur Maison Relais oder Kinderkrippe zu verwehren. Es muss jedoch sichergestellt werden, dass Kinder über längere Zeiträume, wie beispielsweise in den Sommerferien, ihre Zeit nicht ausschließlich in einer Betreuungseinrichtung verbringen.
Vielen Eltern hat das Homeschooling bewusst gemacht, welchen Herausforderungen Lehrer heutzutage gewachsen sein müssen. Diese Erfahrung hat zu mehr Wertschätzung des Lehrerberufs geführt.
Dieses Momentum muss jetzt genutzt werden.
Es braucht mehr denn je gute Arbeitsbedingungen, denn die Zufriedenheit der Lehrer und Erzieher ist eine Voraussetzung für die Entstehung einer Bindung zwischen Kindern und Pädagogen. Nur wenn Lehrer und Erzieher sich dauerhaft auf ihrer Arbeitsstelle wohlfühlen und über längere Zeiträume mit denselben Kindern zusammenarbeiten, können positive zwischenmenschliche Bindungen entstehen – die, wie gesagt, das Fundament bilden für Wohlbefinden und Lernerfolg von
Kindern und Jugendlichen. Sorgen wir dafür, dass Lehrer und Erzieher wieder gerne zur Arbeit gehen – Nutznießer wäre die ganze Gesellschaft, also wir alle.
2022/2023 könnte ein Schuljahr werden, in dem pädagogische Inhalte und Konzepte im Vordergrund stehen. Darauf hoffen Lehrer und Eltern – die Kinder hingegen