Luxemburger Wort

Putin hat sich verkalkuli­ert

Moskau hat den Ukraine-Krieg im Grunde längst verloren – Kiew muss ihn nur noch gewinnen

- Von Stefan Schocher *

Drei Tage hätte die Einnahme dieses größten europäisch­en Flächensta­ates in der Fantasie des Kreml dauern und ein militärisc­her Spaziergan­g mit triumphale­m Ende werden sollen. Die Huldigunge­n Putins, der einen „historisch­en Fehler der Geschichte“ausgebesse­rt und die Beseitigun­g der Ukraine und Rückholung dieses Gebiets bewerkstel­ligt habe, waren geschriebe­n und gingen online.

Ein halbes Jahr später ist Russlands Armee eine Altmetalls­ammlung, Russlands Propaganda, die bisher jedes Thema im eigenen Sinn zu drehen und wenden wusste, scheint sprachlos, der Sonnenköni­g im Kreml schweigt. Es riecht nach dem Ende einer Ära.

Und im Westen, da hieß es dennoch vielfach und bis zuletzt: Tragisch, aber gewinnen könne die Ukraine diesen Krieg niemals. Kann sie, wie sich zeigt. Still ist es geworden um all jene, die den blutigen Untergang der Ukraine prophezeit haben, die zu Zugeständn­issen an Russland gerufen und der Ukraine das Recht auf Selbstvert­eidigung direkt oder indirekt abgesproch­en haben. Selbst um jene ist es leise geworden, die meinten, mehr Waffen würden nur mehr Tote bedeuten.

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