Putin hat sich verkalkuliert
Moskau hat den Ukraine-Krieg im Grunde längst verloren – Kiew muss ihn nur noch gewinnen
Drei Tage hätte die Einnahme dieses größten europäischen Flächenstaates in der Fantasie des Kreml dauern und ein militärischer Spaziergang mit triumphalem Ende werden sollen. Die Huldigungen Putins, der einen „historischen Fehler der Geschichte“ausgebessert und die Beseitigung der Ukraine und Rückholung dieses Gebiets bewerkstelligt habe, waren geschrieben und gingen online.
Ein halbes Jahr später ist Russlands Armee eine Altmetallsammlung, Russlands Propaganda, die bisher jedes Thema im eigenen Sinn zu drehen und wenden wusste, scheint sprachlos, der Sonnenkönig im Kreml schweigt. Es riecht nach dem Ende einer Ära.
Und im Westen, da hieß es dennoch vielfach und bis zuletzt: Tragisch, aber gewinnen könne die Ukraine diesen Krieg niemals. Kann sie, wie sich zeigt. Still ist es geworden um all jene, die den blutigen Untergang der Ukraine prophezeit haben, die zu Zugeständnissen an Russland gerufen und der Ukraine das Recht auf Selbstverteidigung direkt oder indirekt abgesprochen haben. Selbst um jene ist es leise geworden, die meinten, mehr Waffen würden nur mehr Tote bedeuten.