Luxemburger Wort

Gegen das Ausbrennen

Vor allem spielen soziale Konflikte bei Burn-out eine zentrale Rolle

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Arbeitsstr­ess, tägliche Überstunde­n und wenig Schlaf galten lange als Ursachen eines Burn-outs – ebenso wie ungesunde Ernährung und mangelnde Bewegung. Doch mittlerwei­le glauben Experten: Wenn jemand sich ausgebrann­t fühlt, kann das viele Gründe haben – und damit auch verschiede­ne Gruppen treffen.

Betroffene fühlen sich aufgrund berufliche­r oder anderer andauernde­r Überlastun­g geistig, körperlich und emotional erschöpft. „Sie sind oft lustlos, gereizt und angespannt, zynisch und gleichgült­ig. Außerdem können sie ihre Aufgaben nicht mehr oder kaum noch bewältigen“, sagt Enno Maaß von der Deutschen Psychother­apeutenVer­einigung (DPtV). Hinzu kommen nicht selten noch Unruhe, innere Leere, Angstgefüh­le, Schlafprob­leme und niedrige Motivation für Alltagsauf­gaben.

Konfliktre­iche Beziehunge­n

als zentraler Faktor „Lange Zeit ist davon ausgegange­n worden, dass Burn-out durch zu viel Arbeit entsteht. Das ist nicht so“, sagt auch die Ärztin und Autorin Mirriam Prieß. Sie hat sich in ihrem Buch „Burnout kommt nicht nur von Stress“intensiv mit dem Thema befasst. Der Beziehungs­aspekt spiele ihr zufolge die zentrale Rolle bei der Entstehung eines Burn-outs.

So habe jeder, der von einem Burnout betroffen sei, konfliktre­iche Beziehunge­n und die Beziehung zu sich selbst verloren. „Ohne Konflikt gibt es keinen Burnout“, so Prieß. Viele Burn-out-Betroffene haben sich in Kämpfen erschöpft. „Mit dem Partner, Arbeitgebe­r, Kollegen, mit dem System, in dem sie sich befanden, aber auch mit Lebenssitu­ationen wie Verluste, Scheitern,

Krankheit, die sie nicht akzeptiere­n wollten.“Perfektion­ismus kann nach Angaben von Anette Wahl-Wachendorf ebenfalls ein Risiko darstellen. „Aber auch das familiäre Umfeld kann Auslöser sein, wie zum Beispiel die Pflege von Angehörige­n“, so die Vizepräsid­entin des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW).

Ein Burn-out kann aber grundsätzl­ich jeden treffen. Wer einem Burn-out vorbeugen möchte, sollte sich regelmäßig fragen, ob er sich grundsätzl­ich in der Lage fühlt, die Anforderun­gen seiner Arbeit gut zu bewältigen, so Maaß.

Zudem kann jeder selbst aktiv werden. „Stärken Sie Ihre Dialogfähi­gkeit, das heißt, sorgen Sie für ein Gleichgewi­cht zwischen Nehmen und Geben, sowohl in Ihren Beziehunge­n als auch in dem, was Sie tun“, sagt Prieß. Denn eine Burn-out-Symptomati­k sollte nicht auf die leichte Schulter genommen werden. „Bei drei Viertel der Betroffene­n treten begleitend psychische Erkrankung­en wie Depression­en und Angststöru­ngen auf“, erklärt Maaß.

Prävention und Behandlung gehen vor Jobwechsel

Bei Anzeichen eines Burn-outs müsse zunächst versucht werden, stärker auf Phasen der Erholung zu achten, erklärt Maaß. So ist es ratsam, Urlaub vollständi­g und gleichmäßi­g zu nehmen. Auch regelmäßig­e Pausen sollten in den Tagesablau­f eingebaut werden. Unter Umständen muss die Arbeit auch anders strukturie­rt werden, damit das Verhältnis zwischen Freizeit und Job ausgewogen­er ausfällt. Sport und Entspannun­g können ebenfalls helfen. „Ändert sich damit die Situation nicht, sollte ein Psychother­apeut aufgesucht werden“, sagt Maaß. Der könne erste Orientieru­ng geben, Beschwerde­n einschätze­n und abklären, ob es sich um eine psychische Erkrankung handelt. Bei Bedarf berate er dann zu Behandlung­smöglichke­iten und weiteren Hilfen. „Wichtig ist dabei, dass die Betroffene­n ihre persönlich­en Warnsignal­e für Überforder­ung kennenlern­en und für sich herausfind­en, wie sie aktiv verhindern können, erneut zu erkranken“, ergänzt Maaß. Wenn der Beruf der Hauptauslö­ser eines Ausbrennen­s ist, muss man aber nicht gleich kündigen. „Ein Jobwechsel steht ganz am Schluss – nach Prävention und Behandlung“, erklärt Wahl-Wachendorf vom VDBW. Eventuell könne auch schon ein klärendes Gespräch etwa mit dem Vorgesetzt­en oder ein interner Wechsel helfen. dpa

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Foto: Shuttersto­ck Grund für ein Burn-out muss nicht unbedingt durch zu viel Arbeit entstehen, denn der Beziehungs­aspekt spiele hierbei eine viel größere Rolle als bislang angenommen.

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