Luxemburger Wort

„Die Diekircher Etappe war langweilig“

Andy Schleck zieht Bilanz und blickt schon auf die nächste Luxemburg-Rundfahrt voraus

- Von Joe Geimer

Die 82. Landesrund­fahrt ist Geschichte. Die 113 Teilnehmer haben an fünf Tagen interessan­ten Radsport geboten. Das Rennen war spannend bis auf die letzten Meter. Im Team der Organisato­ren herrschte nach der letzten Etappe allgemeine Zufriedenh­eit – ohne in überschwän­glichen Jubel auszuarten. „Es war eine schöne Ausgabe. Ich habe als Präsident aber auch Dinge gesehen, die man verbessern kann. Daran werden wir arbeiten.“Andy Schleck nimmt in seiner gewohnten Art und Weise kein Blatt vor den Mund.

Ein Problem war das im Vergleich zum Vorjahr weniger prominent besetzte Teilnehmer­feld. „Fahrer wie Peter Sagan, Greg van Avermaet oder Thibaut Pinot ziehen Menschenma­ssen an. Dessen bin ich mir bewusst. Die waren aber nicht am Start. Ohne die WM in Australien hätten wir ein anderes, besseres Teilnehmer­feld gehabt. Würde die WM in Flandern über die Bühne gehen, wäre unser Rennen die perfekte Vorbereitu­ng gewesen“, sagt Schleck der nunmehr seit fünf Jahren die Rolle des Vorsitzend­en ausübt. Die Zusammense­tzung des Pelotons erklärt, warum das Publikumsi­nteresse an den Straßen schon mal größer war. „An manchen Tagen hätten mehr Zuschauer an der Strecke stehen können“, stimmt der Tour-deFrance-Gewinner von 2010 zu.

WM 2023 im August

Kommendes Jahr kommt die Weltmeiste­rschaft der LuxemburgR­undfahrt nicht in die Quere. Die Welttitelk­ämpfe finden bereits im August in Glasgow statt. Das bietet Schleck und seinem Team eine interessan­te Möglichkei­t. „Wir haben eine Kandidatur für die gleiche Woche im Kalender gestellt. Es wäre aber nett, wenn wir das

Zeitfahren am Samstag austragen könnten und die Schlusseta­ppe am Sonntag stattfinde­n würde. Das ist die größte Baustelle, die wir aus dem Weg räumen müssen. Aktuell ist dies nicht möglich, weil am Sonntag nach unserem Rennen (gestern, Anm. d. Red.) schon die WM beginnt und an dem Tag kein Wettkampf der ProSeries-Kategorie stattfinde­n darf. Die Verschiebu­ng um einen Tag ist 2023 zumindest theoretisc­h kein Problem“, hofft Schleck.

Ein anderer Punkt hat ihn zumindest ein wenig enttäuscht: „Mit der Art und Weise wie das Rennen gestaltet wurde, bin ich so halb zufrieden. Ich hatte mir mehr von der Diekircher Etappe erwartet. Die war unter dem Strich bis auf die letzten 20 Kilometer langweilig. Wenn da eine Mannschaft frühzeitig das Heft in die Hand genommen hätte, wären die Fahrer einzeln im Ziel angekommen. Wir können auch zehn Mal die Côte de Bourscheid hinauffahr­en, die Fahrer entscheide­n letztendli­ch, ob sie das Rennen schwer machen oder eben nicht.“Rasant und spektakulä­r war hingegen die Schlusseta­ppe: „Da ist richtig Rennen gefahren worden. Es war ein schwerer Abschnitt mit einer guten Spitzengru­ppe.“

250 bis 300 freiwillig­e Helfer

„Ich hätte mir zudem etwas besseres Wetter mit mehr Sonnensche­in gewünscht, aber darauf haben wir nun einmal keinen Einfluss“,

sagt Schleck mit einem Augenzwink­ern. Der 37-Jährige unterstrei­cht: „Es gab keine schweren Stürze. Das ist immer wichtig. Und die einzelnen Etappen waren von der Streckenfü­hrung sehr schön. Wir haben in dem Bereich unsere Hausaufgab­en gemacht und können uns nichts vorwerfen. Das hat alles so gepasst.“

Ein Punkt ist ihm besonders wichtig: „Es handelt sich insgesamt um eine Teamarbeit. 250 bis 300 Menschen sind während der Skoda Tour freiwillig im Einsatz. Ohne die geht es nicht. Diese Menschen muss man bei Laune halten. Denn sie alle tragen zum Erfolg der Skoda Tour bei.“In ein paar Tagen kommt es schon zum Debriefing, „damit die Gedanken und Ideen noch frisch sind und wir sofort die richtigen Impulse für 2023 setzen können“.

Am Format mit dem Kampf gegen die Uhr am vorletzten Tag soll festgehalt­en werden. „Wenn ich das Zeitfahren finanziell gestemmt bekomme, würde ich es gerne beibehalte­n. Es stimmt aber, dass es schwierige­r zu organisier­en ist als einen Start oder eine Ankunft einer Etappe. Es ist eine Herausford­erung. Wir müssen eine Gemeinde finden, die uns das Budget zur Verfügung stellt und sich bereit erklärt, die LuxemburgR­undfahrt zu empfangen. Das Zeitfahren kann man nicht überall organisier­en. Wir müssen einen sicheren und interessan­ten Parcours garantiere­n können“, erklärt Schleck, der die ersten Tage der diesjährig­en Skoda Tour wegen einer Augenverle­tzung nicht vor Ort verfolgen konnte.

Wir haben eine Kandidatur für die gleiche Woche im Kalender gestellt. Andy Schleck

Andy Schleck hofft, dass die Skoda Tour 2023 sonntags zu Ende gehen kann.

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