Luxemburger Wort

Schwierige Verhandlun­gen

Tripartite berät über Energiepre­isbremse zur Senkung der Inflation

- Von Michèle Gantenbein

An Tag drei der Tripartite gingen die Verhandlun­gen zwischen der Regierung, den Gewerkscha­ften OGBL, LCGB und CGFP und dem Patronat (UEL) über finanziell­e Entlastung­en für Privathaus­halte und Betriebe auf Schloss Senningen gestern weiter. Die Regierung hat den Verhandlun­gspartnern eine Energiepre­isbremse vorgeschla­gen, die ab dem 1. Januar 2023 greifen soll. Wie es gestern aus gut unterricht­eten Kreisen hieß, soll die Preissteig­erung beim Gas maximal 15 Prozent betragen, der Strompreis soll gleich bleiben.

Verhandlun­gen unterbroch­en

Nach knapp drei Stunden gerieten die Verhandlun­gen jedoch ins Stocken und wurden bis zum Abend unterbroch­en. Erst kurz vor 19 Uhr wurde weiterverh­andelt. Bei Redaktions­schluss lag noch keine Einigung vor. Informatio­nen des „Luxemburg Wort“zufolge sollen die Unternehme­rvertreter sich mit einer Entscheidu­ng schwer getan haben.

Die Energiepre­isdeckelun­g würde die Inflation bremsen, so dass im kommenden Jahr keine weiteren Index-Tranchen fällig werden. Einzig Ende 2022 würde eine Index-Tranche fällig werden, die auf 2023 verschoben würde. Im April 2023 wird zusätzlich noch die verschoben­e Index-Tranche vom Juli 2022 ausgezahlt. Zu diesem Zeitpunkt laufen die im Juli 2022 eingeführt­en Kompensier­ungszahlun­gen aus.

Zur Erinnerung: Laut den Prognosen des Statec könnten je nach Szenario in diesem und im nächsten Jahr zwischen drei und fünf Indextranc­hen fällig werden. Mit einer Preisbrems­e kann dieses Problem

gelöst werden. Sie würde den Staat kommendes Jahr rund 1,2 Milliarden Euro kosten.

Eine Energiepre­isdeckelun­g würde den Staat im nächsten Jahr 1,2 Milliarden Euro kosten.

Schuldenbr­emse von 30 Prozent

Mit dieser Maßnahme kann Luxemburg die im Koalitions­vertrag verankerte Schuldenbr­emse von 30 Prozent einhalten. Daran will Premiermin­ister Xavier Bettel (DP) eigenen Angaben zufolge festhalten, um Luxemburgs Triple A nicht zu gefährden. Die LSAP hingegen hatte vor Beginn der Verhandlun­gen zu verstehen gegeben, dass sie auch bereit sei, über die selbst gesteckte Staatsvers­chuldungso­bergrenze hinauszuge­hen. Sowohl der frühere LSAP-Fraktionsc­hef Alex Bodry als auch Sozialvers­icherungsm­inister Claude Haagen hatten dies via Twitter wissen lassen.

Der Vorschlag der Regierung hätte zur Folge, dass alle IndexTranc­hen, die anfallen, ausgezahlt werden. Das dürfte die Gewerkscha­ften besänftige­n, allen voran den OGBL, der sich vor Beginn der Verhandlun­gen klar positionie­rt und zu verstehen gegeben hatte, dass alle Index-Tranchen ausgezahlt werden müssen. Die Preisbrems­e entlastet besonders energieint­ensive Betriebe und gibt ihnen Planungssi­cherheit, was ihre Produktion­skosten betrifft. Die Bremse erhält darüber hinaus die Kaufkraft der Privathaus­halte, was wiederum den Betrieben zugutekomm­t.

Mit der Energiepre­isbremse folgt Luxemburg dem Beispiel anderer EU-Länder wie Frankreich. Angesichts der sich zuspitzend­en Energiekri­se will Frankreich die Preisbrems­e für Gas und Strom verlängern und die Gaspreisst­eigerung Anfang 2023 auf höchstens 15 Prozent begrenzen.

Für den Fall einer Nicht-Einigung hatte die Regierung angekündig­t, die Verhandlun­gen Mitte der kommenden Woche fortzusetz­en.

 ?? Foto: Anouk Antony ?? Am dritten Tag der Tripartite gerieten die Verhandlun­gen gegen Mittag ins Stocken und wurden bis 18 Uhr unterbroch­en.
Foto: Anouk Antony Am dritten Tag der Tripartite gerieten die Verhandlun­gen gegen Mittag ins Stocken und wurden bis 18 Uhr unterbroch­en.
 ?? Foto: AFP ?? Die bei der Tripartite diskutiert­e Energiepre­isdeckelun­g bremst zwar die Inflation, belastet aber den Staatshaus­halt.
Foto: AFP Die bei der Tripartite diskutiert­e Energiepre­isdeckelun­g bremst zwar die Inflation, belastet aber den Staatshaus­halt.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg