Luxemburger Wort

Handwerker bei Elektroaut­os zurückhalt­end

Mehr als 90 Prozent der Firmen sind laut einer Umfrage mit Verbrenner unterwegs

- Von Uwe Hentschel

Auch wenn das Handwerk bei der Umsetzung der Energiewen­de die wohl wichtigste Rolle spielt, so ist der Beitrag der Handwerksu­nternehmen beim damit verbundene­n Umstieg auf Elektrofah­rzeuge eher bescheiden. Elektrisch betriebene Laster und Kleintrans­porter sind derzeit eher die Ausnahme, wie eine repräsenta­tive Umfrage der Handwerksk­ammer (CDM) und des Automobilc­lubs (ACL) zeigt.

99 Prozent der Transporte­r mit Verbrennun­gsmotor

Begründet wird das seitens der Handwerker zum einen mit der nicht ausreichen­den Ladeinfras­truktur und zum anderen mit dem zu geringen Angebot an geeigneten Fahrzeugen, die auf die Bedürfniss­e

von Handwerker­n zugeschnit­ten sind. Zum Beispiel, was die Reichweite und Nutzlast betrifft.

Über 90 Prozent der Handwerker nutzen deshalb nach wie vor Fahrzeuge mit Verbrennun­gsmotor. Bei den Kleintrans­portern liegt diese Quote laut Studie sogar bei 99 Prozent. Nur 15 Prozent der Unternehme­n verfügen über mindestens eine Ladestatio­n. CDM und ACL begrüßen daher die Prämie für Unternehme­n, die in die Ladeinfras­truktur für Elektrofah­rzeuge investiere­n.

Ein weiteres Problem, das auch durch die Umstellung auf Elektro nicht unmittelba­r gelöst werden kann, ist aus Sicht vieler Handwerker (60 Prozent) die im V erkehr verbrachte Zeit. Nach Berechnung­en von CDM und ACL beträgt der Zeitverlus­t der

Beschäftig­ten im Verkehr 141 Stunden pro Jahr und Fahrzeug. Dieser Produktivi­tätsverlus­t für die Unternehme­n könne auch deren Wettbewerb­sfähigkeit beeinträch­tigen, so die Auftraggeb­er der Umfrage, die deshalb mehr öffentlich­e Investitio­nen zur Verbesseru­ng der Mobilität fordern.

Für 77 Prozent der Unternehme­n sind die Investitio­nskosten auch der Grund für die Zurückhalt­ung bei der Umstellung auf Elektromob­ilität. Entspreche­nd planen derzeit auch nur 37 Prozent der Betriebe, in Elektromob­ilität zu investiere­n.CDM und ACL begrüßen die Bemühungen der Regierung, die Elektromob­ilität zu beschleuni­gen, insbesonde­re über das Förderprog­ramm „Clever fueren“. Allerdings hat die Umfrage auch gezeigt, dass ein Drittel der Unternehme­n gar nicht über die Fördermögl­ichkeiten bei der Umstellung der Fahrzeugfl­otte informiert ist. Vor diesem Hintergrun­d und um Handwerksb­etriebe für die Herausford­erungen der Mobilität zu sensibilis­ieren, wollen die CDM und der ACL zukünftig stärker kooperiere­n, um gezielte Informatio­nsveransta­ltungen und Schulungen für Unternehme­n und ihre Mitarbeite­r zu organisier­en.

Alternativ­e Technologi­en nicht ausblenden

Bei allen Bemühungen sollen dabei auch alternativ­e Technologi­en in Betracht gezogen werden. So zeigen die Ergebnisse der Umfrage, dass für 50 Prozent der Unternehme­r der Elektroant­rieb nicht unbedingt die beste Lösung ist. „Bevor die Politik beschließt, eine Technologi­e auf Kosten anderer zu bevorzugen, fordern die Handwerksb­etriebe daher die luxemburgi­sche Regierung sowie die europäisch­en Entscheidu­ngsträger auf, die Realitäten vor Ort zu berücksich­tigen“, erklären dazu die beiden Verbände.

Die Handwerksk­ammer und der Automobilc­lub plädieren deshalb „für eine neutrale Politik in Bezug auf alternativ­e Technologi­en zu fossilen Brennstoff­en, um der Energiewen­de eine echte Chance zu geben und den Nutzern die Möglichkei­t zu geben, entspreche­nd ihrer Mobilitäts­bedürfniss­e zu wählen“. Möglichkei­ten wie Biokraftst­off oder Wasserstof­f sollten deshalb gleicherma­ßen berücksich­tigt werden.

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Foto: ACM Klein, aber mit Platz für jede Menge Transportg­ut – der City One. Das Angebot an geeigneten Elektrofah­rzeugen ist aus Sicht der Handwerker allerdings noch sehr begrenzt.

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