Luxemburger Wort

Erdwälle gegen die schwarze Brühe

Aus der Biogasanla­ge Gonderinge­n sind 1 200 Kubikmeter Gülle ausgelaufe­n

- Von Volker Bingenheim­er

Gonderinge­n. Es war eine Welle aus Schlamm, die am Montagnach­mittag aus einem Tank geschwappt ist und die seither ein angrenzend­es Feld schwarz färbt. Einen Tag nach dem Zwischenfa­ll an der Biogasanla­ge Gonderinge­n steht die Ursache fest: Die Dichtung einer Rohrleitun­g zu einem der beiden Nachgärtan­ks hatte sich gelöst, sodass die Gärflüssig­keit – sie besteht hauptsächl­ich aus Gülle und anderen landwirtsc­haftlichen Abfällen – schlagarti­g austrat.

„Schnelle Reaktion“

„Wir haben den Defekt sofort bemerkt, weil Mitarbeite­r in einem anderen Bereich der Anlage beschäftig­t waren. Deshalb konnten wir direkt eingreifen“, erklärt Jean Schummer, Direktor von Lënster Energie, dem Betreiber der Biogasanla­ge. Außerhalb der Arbeitszei­t lösen Sensoren der Anlage bei Unregelmäß­igkeiten Alarm aus.

Zusammen mit den Rettungskr­äften des CGDIS hätten die Mitarbeite­r einen Erdwall rund um den Tank aufgeschüt­tet und gleichzeit­ig so viel Gärflüssig­keit wie möglich in den zweiten Tank gepumpt, der zu diesem Zeitpunkt leer war.

Nach Angaben von Lënster Energie waren von den 3 000 Kubikmeter­n Tankinhalt etwa 1 200 Kubikmeter Gärlösung in die Umgebung gelaufen. Ein Teil davon lief bergab über einen benachbart­en Acker. Dort schütteten die Helfer einen zweiten Erdwall auf. Noch in der Nacht gelang es den Helfern, 800 Kubikmeter abzupumpen.

Dadurch gelang es ihnen, eine Kontaminat­ion der Roudemerba­ach zu verhindern, die direkt hinter dem Feld verläuft. In einer Mitteilung von gestern spricht das Umweltmini­sterium von einer „schnellen Reaktion des CGDIS, durch die die Verschmutz­ung schnell eingegrenz­t werden konnte“. Die Gärlösung sei weder in den Bach noch in ein nahes Biotop gelangt, heißt es weiter.

Direktor Jean Schummer schätzt, dass ungefähr 1 200 Kubikmeter Gärflüssig­keit über das Feld geflossen sind. Diese soll jetzt abgepumpt werden, der schwarz gefärbte Boden zusammenge­schoben werden. Was dann zurückblei­be, sei für den Acker nicht mehr schädlich, meint Schummer. Ohnehin sei die Gülle aus dem Nachgärtan­k dafür bestimmt, auf den Feldern ausgebrach­t zu werden. Pro Hektar sind bis zu 30 Kubikmeter zugelassen.

Angst vor Folgeschäd­en

Nicht ganz so entspannt sieht Cécile Seyler-Kieffer die Verschmutz­ung. Der pensionier­ten Bauersfrau gehört das Feld unterhalb der Biogasanla­ge. „Es sieht schon schlimm aus. Ich hoffe, dass durch den Unfall keine Folgeschäd­en entstehen“, sagt sie gegenüber dem „Luxemburge­r Wort“. Sie kann nicht verstehen, warum in einer so neuen Anlage derart viel Gülle austreten konnte. Laut Lënster Energie war es der erste Zwischenfa­ll an der Anlage in Gonderinge­n. Sie produziert aus Gülle, Mist, Grünschnit­t und Energiepfl­anzen die Wärme, mit der Gebäude im Gewerbegeb­iet Langwiss, dem Wohngebiet Jong Mëtt und im Zentrum von Junglinste­r geheizt werden. Außerdem speist die Anlage permanent 1 500 Kilowattst­unden Elektrizit­ät ins Stromnetz ein. Eine zusätzlich­e Holzhacksc­hnitzelHei­zung dient als Reserve, um in den kalten Monaten zusätzlich­e Wärme zu erzeugen.

Verstoß gegen Umweltgese­tze

Ob der Zwischenfa­ll in Gonderinge­n ein juristisch­es Nachspiel bekommen wird, bleibt abzuwarten. Laut Umweltmini­sterium stellt der Vorfall einen Verstoß gegen Umweltgese­tze dar. Die Staatsanwa­ltschaft wurde davon informiert, teilt das Ministeriu­m mit.

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Foto: Gerry Huberty Am unteren Rand des Feldes hatten die Rettungskr­äfte einen zweiten Erdwall aufgeschüt­tet.

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