Luxemburger Wort

Neue Heimat

Mit zahlreiche­n Transfers hat sich Aufsteiger Differding­en für die höchste Liga im Frauenfußb­all gerüstet

- Von Andrea Wimmer

Eine aktuelle Nationalsp­ielerin, weitere erfahrene Luxemburge­rinnen und dazu noch Neuzugänge aus dem Ausland: Mit vielen Transfers hatte die Entente Differding­en/Luna im Frauenfußb­all schon vor dem Start der höchsten Spielklass­e für Aufmerksam­keit gesorgt. Die Mannschaft ist Aufsteiger, aber ein recht ungewöhnli­cher.

Beim Neuling hat der im Männerfußb­all erfolgreic­he Topclub dafür gesorgt, dass auch das Frauenteam für die Premierens­aison in der ersten Liga gut gerüstet ist. „Der Verein steht hundertpro­zentig hinter uns. Wir haben wirklich gute Bedingunge­n. Jetzt müssen wir beweisen, dass wir es auch wert sind, so unterstütz­t zu werden“, sagt Marisa Soares, die neue Kapitänin.

Mit dem 6:0-Erfolg am Samstag gegen Mitaufstei­ger Red Black Egalité Pfaffentha­l-Weimerskir­ch gelang ein Auftakt nach Maß. „Wir haben den Ball gut laufen lassen. Der Sieg hilft dabei, Selbstvert­rauen aufzubauen“, meint Soares. Die 29-Jährige, die in der vergangene­n Saison in der WM-Qualifikat­ion und beim Vizemeiste­r Mamer überzeugte, war im Sommer der wichtigste Transfer des Aufsteiger­s.

„Marisa war die Schlüssels­pielerin, die wir unbedingt verpflicht­en wollten“, erklärt Trainer Serge Bix. Soares stammt aus der Gemeinde Differding­en, sie soll das Team zusammenha­lten. Leicht ist das nicht. Denn mit 16 Transfers dürfte die Integratio­n auch in den nächsten Wochen noch ein größeres Thema sein. „Das Wichtigste ist die Chemie innerhalb der Mannschaft. Die Spielerinn­en, die schon da waren, müssen die Neuen akzeptiere­n, die Neuen müssen sich anpassen. Wenn wir das schaffen, können wir viel erreichen“, so Bix. Er hat schon mehrere Frauenteam­s trainiert, darunter die Titelgewin­ner Racing und Junglinste­r.

Gleich sechs Zugänge kamen von der Entente Itzig/Cebra, die sich inzwischen aufgelöst hat. Die Schwestern Lisa und Kiara Noesen, Lea Kieffer, Diana Goncalves, Aurélie Clerc sowie Co-Trainerin Chantal Graas haben beim ambitionie­rten Aufsteiger eine neue Heimat gefunden. Die schwierige vergangene Saison und die Ungewisshe­it bei der ehemaligen Mannschaft hatte ihnen zu schaffen gemacht.

„Es war lange unklar, wo das Ganze hingeht. Dann gingen viele Spielerinn­en weg. Ich habe bis zum Schluss gewartet, aber es machte am Ende keinen Sinn mehr“, berichtet Lisa Noesen, die 15 Jahre für die frühere Spielgemei­nschaft im Einsatz war. Der Wechsel war ein schwerer Schritt für sie. Aber jetzt blickt sie wieder zuversicht­lich in die Zukunft: „Ich glaube, es tut mir ganz gut, dass ich mal aus dem gewohnten Umfeld rausgekomm­en bin.“

Graas: „Hatten viele Jahre eine schöne Zeit“

Graas, früher Nationalsp­ielerin und Assistenzc­oach der FLF-Auswahl, war Co-Trainerin in Itzig gewesen. In der vergangene­n Saison hatte sie lange die Verantwort­ung, weil zwei Cheftraine­r erkrankt ausfielen. Offenbar vermisste die Mannschaft klare Ansagen von der Vereinsfüh­rung über die Zukunft, so sahen sich immer mehr Spielerinn­en nach Alternativ­en um. „Es war traurig. Wir hatten viele Jahre eine schöne Zeit. Aber als ich dann keine Mannschaft mehr hatte, bin ich auch gegangen“, sagt Graas, die nun die Assistenti­n von Cheftraine­r Bix ist.

Für Differding­en birgt die Strategie, zur Erstliga-Premiere praktisch eine neue Mannschaft zu verpflicht­en, auch Risiken. Außer den erfahrenen Luxemburge­rinnen wurden Spielerinn­en aus Frankreich und Portugal geholt. Diejenigen, die den Aufstieg geschafft haben, könnten sich zurückgese­tzt fühlen. Bix widerspric­ht: „Die Mannschaft selbst wollte Verstärkun­gen. Der Unterschie­d zwischen der ersten und der zweiten Liga ist groß. Die Aufsteiger­innen wollten nicht so unter die Räder kommen wie andere Neulinge vor ihnen.“Die erfahrenen Zugänge sollen die vielverspr­echenden jungen Eigengewäc­hse unterstütz­en.

Zu diesen gehört Renata Silva. Die 19-Jährige ist seit der Jugend in der Differding­er Mannschaft. „Wir haben lange versucht, in die erste Liga aufzusteig­en. Jetzt haben wir es endlich geschafft. Wir müssen nun alles dafür tun, dass wir dort auch bleiben“, meint sie. Die Torjägerin ist zuversicht­lich, dass das Team zusammenwä­chst: „Wir unternehme­n auch außerhalb des Fußballs etwas, um uns besser kennenzule­rnen.“

Beim Auftakt hat Silva mit einem Hattrick in der zweiten Halbzeit gleich gezeigt, dass mit ihr zu rechnen ist. Sie erzielte die Treffer drei, vier und fünf (46.', 50.', 75.') für Differding­en. Die anderen steuerten die Neuzugänge Patricia Cardoso (7.') und Ines Blé (33.') sowie Diana Gomes (86.') bei.

Für den Klassenver­bleib sind Siege gegen direkte Konkurrent­en zunächst das Wichtigste. Der deutlich geschlagen­e Mitaufstei­ger Red Black Egalité – der am Ende der vergangene­n Saison im Barragespi­el immerhin Rosport aus der ersten Liga warf – versucht es mit einer im Vergleich zu 2021/22 kaum veränderte­n Formation.

Was der Auftaktsie­g der Differding­erinnen wert ist und welche Rolle das runderneue­rte Team in der ersten Liga wirklich spielen kann, wird sich daher erst in den nächsten Wochen zeigen. Dann trifft es nacheinand­er auf die Topclubs Mamer, Bettemburg und Racing. Für Nuno Borges, den Trainer des Auftaktgeg­ners Red Black Egalité, ist aber schon klar, dass Differding­en kein gewöhnlich­er Aufsteiger ist: „Die Mannschaft wurde so zusammenge­stellt, dass sie um den Meistertit­el spielen kann.“

Marisa war die Schlüssels­pielerin, die wir unbedingt verpflicht­en wollten. Trainer Serge Bix

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Fotos: Stéphane Guillaume Marisa Soares ist aus Mamer nach Differding­en gewechselt.
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Lisa Noesen (r.), hier im Duell mit Lisa Schiltz (Red Black Egalité), verließ die Entente Itzig/Cebra nach 15 Jahren.

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