Neue Heimat
Mit zahlreichen Transfers hat sich Aufsteiger Differdingen für die höchste Liga im Frauenfußball gerüstet
Eine aktuelle Nationalspielerin, weitere erfahrene Luxemburgerinnen und dazu noch Neuzugänge aus dem Ausland: Mit vielen Transfers hatte die Entente Differdingen/Luna im Frauenfußball schon vor dem Start der höchsten Spielklasse für Aufmerksamkeit gesorgt. Die Mannschaft ist Aufsteiger, aber ein recht ungewöhnlicher.
Beim Neuling hat der im Männerfußball erfolgreiche Topclub dafür gesorgt, dass auch das Frauenteam für die Premierensaison in der ersten Liga gut gerüstet ist. „Der Verein steht hundertprozentig hinter uns. Wir haben wirklich gute Bedingungen. Jetzt müssen wir beweisen, dass wir es auch wert sind, so unterstützt zu werden“, sagt Marisa Soares, die neue Kapitänin.
Mit dem 6:0-Erfolg am Samstag gegen Mitaufsteiger Red Black Egalité Pfaffenthal-Weimerskirch gelang ein Auftakt nach Maß. „Wir haben den Ball gut laufen lassen. Der Sieg hilft dabei, Selbstvertrauen aufzubauen“, meint Soares. Die 29-Jährige, die in der vergangenen Saison in der WM-Qualifikation und beim Vizemeister Mamer überzeugte, war im Sommer der wichtigste Transfer des Aufsteigers.
„Marisa war die Schlüsselspielerin, die wir unbedingt verpflichten wollten“, erklärt Trainer Serge Bix. Soares stammt aus der Gemeinde Differdingen, sie soll das Team zusammenhalten. Leicht ist das nicht. Denn mit 16 Transfers dürfte die Integration auch in den nächsten Wochen noch ein größeres Thema sein. „Das Wichtigste ist die Chemie innerhalb der Mannschaft. Die Spielerinnen, die schon da waren, müssen die Neuen akzeptieren, die Neuen müssen sich anpassen. Wenn wir das schaffen, können wir viel erreichen“, so Bix. Er hat schon mehrere Frauenteams trainiert, darunter die Titelgewinner Racing und Junglinster.
Gleich sechs Zugänge kamen von der Entente Itzig/Cebra, die sich inzwischen aufgelöst hat. Die Schwestern Lisa und Kiara Noesen, Lea Kieffer, Diana Goncalves, Aurélie Clerc sowie Co-Trainerin Chantal Graas haben beim ambitionierten Aufsteiger eine neue Heimat gefunden. Die schwierige vergangene Saison und die Ungewissheit bei der ehemaligen Mannschaft hatte ihnen zu schaffen gemacht.
„Es war lange unklar, wo das Ganze hingeht. Dann gingen viele Spielerinnen weg. Ich habe bis zum Schluss gewartet, aber es machte am Ende keinen Sinn mehr“, berichtet Lisa Noesen, die 15 Jahre für die frühere Spielgemeinschaft im Einsatz war. Der Wechsel war ein schwerer Schritt für sie. Aber jetzt blickt sie wieder zuversichtlich in die Zukunft: „Ich glaube, es tut mir ganz gut, dass ich mal aus dem gewohnten Umfeld rausgekommen bin.“
Graas: „Hatten viele Jahre eine schöne Zeit“
Graas, früher Nationalspielerin und Assistenzcoach der FLF-Auswahl, war Co-Trainerin in Itzig gewesen. In der vergangenen Saison hatte sie lange die Verantwortung, weil zwei Cheftrainer erkrankt ausfielen. Offenbar vermisste die Mannschaft klare Ansagen von der Vereinsführung über die Zukunft, so sahen sich immer mehr Spielerinnen nach Alternativen um. „Es war traurig. Wir hatten viele Jahre eine schöne Zeit. Aber als ich dann keine Mannschaft mehr hatte, bin ich auch gegangen“, sagt Graas, die nun die Assistentin von Cheftrainer Bix ist.
Für Differdingen birgt die Strategie, zur Erstliga-Premiere praktisch eine neue Mannschaft zu verpflichten, auch Risiken. Außer den erfahrenen Luxemburgerinnen wurden Spielerinnen aus Frankreich und Portugal geholt. Diejenigen, die den Aufstieg geschafft haben, könnten sich zurückgesetzt fühlen. Bix widerspricht: „Die Mannschaft selbst wollte Verstärkungen. Der Unterschied zwischen der ersten und der zweiten Liga ist groß. Die Aufsteigerinnen wollten nicht so unter die Räder kommen wie andere Neulinge vor ihnen.“Die erfahrenen Zugänge sollen die vielversprechenden jungen Eigengewächse unterstützen.
Zu diesen gehört Renata Silva. Die 19-Jährige ist seit der Jugend in der Differdinger Mannschaft. „Wir haben lange versucht, in die erste Liga aufzusteigen. Jetzt haben wir es endlich geschafft. Wir müssen nun alles dafür tun, dass wir dort auch bleiben“, meint sie. Die Torjägerin ist zuversichtlich, dass das Team zusammenwächst: „Wir unternehmen auch außerhalb des Fußballs etwas, um uns besser kennenzulernen.“
Beim Auftakt hat Silva mit einem Hattrick in der zweiten Halbzeit gleich gezeigt, dass mit ihr zu rechnen ist. Sie erzielte die Treffer drei, vier und fünf (46.', 50.', 75.') für Differdingen. Die anderen steuerten die Neuzugänge Patricia Cardoso (7.') und Ines Blé (33.') sowie Diana Gomes (86.') bei.
Für den Klassenverbleib sind Siege gegen direkte Konkurrenten zunächst das Wichtigste. Der deutlich geschlagene Mitaufsteiger Red Black Egalité – der am Ende der vergangenen Saison im Barragespiel immerhin Rosport aus der ersten Liga warf – versucht es mit einer im Vergleich zu 2021/22 kaum veränderten Formation.
Was der Auftaktsieg der Differdingerinnen wert ist und welche Rolle das runderneuerte Team in der ersten Liga wirklich spielen kann, wird sich daher erst in den nächsten Wochen zeigen. Dann trifft es nacheinander auf die Topclubs Mamer, Bettemburg und Racing. Für Nuno Borges, den Trainer des Auftaktgegners Red Black Egalité, ist aber schon klar, dass Differdingen kein gewöhnlicher Aufsteiger ist: „Die Mannschaft wurde so zusammengestellt, dass sie um den Meistertitel spielen kann.“
Marisa war die Schlüsselspielerin, die wir unbedingt verpflichten wollten. Trainer Serge Bix