Luxemburger Wort

„Historisch­es Entlastung­spaket“

Tripartite einigt sich auf inflations­drückende Maßnahmen

- Von Simone Molitor

Drei lange Tripartite-Tage waren nötig, um eine prinzipiel­le Einigung zu erzielen. Noch am Dienstagmo­rgen hatte einiges darauf hingedeute­t, dass eine Grundsatzv­ereinbarun­g schneller auf die Zustimmung der Verhandlun­gspartner stoßen könnte. Doch dann wurden die Gespräche auf Schloss Senningen unterbroch­en und erst am Abend wieder aufgenomme­n. Es dauerte noch einmal über fünf Stunden, bis sowohl Regierung als auch Gewerkscha­ften (OGBL, LCGB und CGFP) und Patronat einem Maßnahmenp­aket grundsätzl­ich zustimmten, mit dem auf die Inflation eingewirkt wird und die Haushalte sowie Unternehme­n entlastet werden sollen.

Nach über 30 Stunden Verhandlun­gsmarathon liegt ein Gesamtpake­t in Höhe von mehr als einer Milliarde Euro zulasten der Staatskass­e auf dem Tisch. Vor allem den Preisansti­egen im Energieber­eich soll damit entgegenge­wirkt werden. Premier Xavier Bettel (DP) sprach in den sozialen Medien von einem „historisch­en Entlastung­spaket“. „Wir haben in einer Krise, die unser Land, unsere Bürger und unsere Betriebe ganz hart trifft, Verantwort­ung übernommen, um die Menschen und die Betriebe zu entlasten“, so Bettel via Twitter und Facebook.

Energiepre­isbremse ab Oktober

Wichtigste­s Element des Maßnahmenk­atalogs dürfte die Energiepre­isbremse ab Oktober sein. „Wir werden die Bürger bei ihren Rechnungen für Strom, Gas und Heizöl direkt und spürbar entlasten – über Preisbrems­en und Subvention­en“, teilte der Staatsmini­ster mit. Die Gaspreise werden ab einem Preisansti­eg von 15 Prozent gegenüber dem aktuellen Niveau gedeckelt. Die Strompreis­e sollen derweil stabilisie­rt werden. Für den Verbrauche­r entsteht demnach keine zusätzlich­e Belastung durch Preiserhöh­ungen.

Der Staat übernimmt den Unterschie­d. Der Heizölprei­s soll um weitere 15 Cent pro Liter gesenkt werden. Damit wird die aktuelle Ermäßigung verdoppelt. Diese Maßnahmen sollen bis Ende 2023 gelten. Darüber hinaus wurden vorübergeh­ende Einwirkung­en seitens des Staates auf die Mehrwertst­euer vereinbart. Generell werden die Mehrwertst­euersätze zum 1. Januar 2023 um einen Prozentpun­kt gesenkt. Weitere Maßnahmen, von denen die Privathaus­halte profitiere­n können, sind die Verlängeru­ng der Energieprä­mie und der Teuerungsz­ulage um ein Jahr. „Um insbesonde­re den Schwächste­n zu helfen“, so Bettel. Außerdem wird der soziale Mindestloh­n um 3,3 Prozent erhöht.

Für kleine und mittlere Unternehme­n wird eine neue Energieför­derung eingeführt. Dafür vorgesehen sind 150 Millionen Euro (maximal 400 000 Euro pro Betrieb). Steuerverg­ünstigunge­n für Investitio­nen in erneuerbar­e Energien und Digitalisi­erungsproj­ekte wurden in Aussicht gestellt. Ein zusätzlich­er Zuschuss für den Wechsel von Öl/Gas zu Strom wird bewilligt. Ebenso wird ein Zuschuss für öffentlich zugänglich­e Elektrolad­estationen gewährt.

Zwei Indextranc­hen im nächsten Jahr

Der Staatsmini­ster bezeichnet­e den Maßnahmenk­atalog in den sozialen Netzwerken als „Anti-Inflatioun­s-Pak,

En AntiInflat­iouns-Pak, deen et esou an där Envergure nach ni zu Lëtzebuerg ginn ass. Premier Xavier Bettel via Twitter

deen et esou an där Envergure nach ni zu Lëtzebuerg ginn ass“. „1,1 Milliarden Euro, fir der Inflatioun de Wand aus de Seegelen ze huelen“, formuliert­e es Finanzmini­sterin Yuriko Backes (DP) in einem Tweet. Durch die Maßnahmen soll die Inflation um vier Prozentpun­kte gedrückt werden. Der Erhalt des Indexmecha­nismus wurde somit sichergest­ellt. Dies war bekanntlic­h der große Knackpunkt der Herbst-Tripartite und das Kernelemen­t der Forderunge­n der Gewerkscha­ften.

Die inflations­drückenden Maßnahmen sollen bewirken, dass 2022 keine weitere Indextranc­he und

2023 nur eine erfallen würde, die dann auch regulär ausgezahlt wird. Hinzu kommt die verschoben­e Indextranc­he vom Juli 2022, die wie vorgesehen im April nächsten Jahres ausgezahlt wird. Falls sich ein anderes Szenario abzeichnet, setzen sich die Verhandlun­gspartner erneut in einer Tripartite zusammen.

1,1 Milliarden Euro, fir der Inflatioun de Wand aus de Seegelen ze huelen. Finanzmini­sterin Yuriko Backes via Twitter

In den nächsten Tagen werden Gewerkscha­ften und Patronat die Verhandlun­gsergebnis­se in ihren Gremien besprechen. Nächste Woche, voraussich­tlich am Mittwoch, soll das Abkommen dann von den drei Parteien unterschri­eben werden.

Wirtschaft, Seite 11

 ?? Foto: Alain Piron ?? Nach zähen Verhandlun­gen konnten sich Regierung und Sozialpart­ner am späten Dienstagab­end auf eine Grundsatzv­ereinbarun­g einigen.
Foto: Alain Piron Nach zähen Verhandlun­gen konnten sich Regierung und Sozialpart­ner am späten Dienstagab­end auf eine Grundsatzv­ereinbarun­g einigen.

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