Luxemburger Wort

„Deckelung nicht sozial gerecht“

Opposition bewertet das Abkommen unterschie­dlich

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Die CSV ist der Ansicht, dass das Paket „in die richtige Richtung geht“. Mit dem Paket bekämpfe man die Ursachen statt nur die Symptome, sagte Co-Fraktionsc­hef Gilles Roth gestern auf Nachfrage. Die CSV sieht sich in ihren früheren Forderunge­n bestätigt. „Wir hatten vor einigen Monaten eine Preisdecke­lung und eine Senkung der Mehrwertst­euer auf Energiepro­dukten gefordert“, sagte Roth. Zufrieden ist die CSV auch, dass der Index-Mechanismu­s unangetast­et bleibt.

Ein Schwachpun­kt sei die NichtAnpas­sung der Steuertabe­lle an die Inflation. „Die Regierung hätte in guten Zeiten diese Anpassung vornehmen müssen.“Bei geringen und mittleren Einkommen bleibe am Ende nur noch die Hälfte der Index-Tranche übrig, der Rest fließe in Form von Steuern zurück an den Staat. Mit dem Maßnahmenp­aket sind aber nicht alle Sorgen aus der Welt. Im Oktober werden die Zinsen auf Bankkredit­en erhöht, die sei durch den Index nicht auszugleic­hen, meinte Roth. Sollte es bei den Betrieben Härtefälle geben, spricht die CSV sich dafür aus, diesen mit weiteren staatliche­n Hilfen unter die Arme zu greifen.

ADR: „Auf einem gefährlich­en Weg“Die ADR begrüßt, dass das Maßnahmenp­aket von allen Sozialpart­nern unterstütz­t wird. „Wir sind aber besorgt über die hohen Kosten für den Staatshaus­halt“, sagte Fernand Kartheiser. „Wir befinden uns da auf einem gefährlich­en Weg und bestehen darauf, dass die Staatsvers­chuldung nicht über 30 Prozent des BIP hinausgeht.“Bei den Betrieben sieht der ADR-Abgeordnet­e einen großen Reformbeda­rf (Digitalisi­erung, erneuerbar­e Energien, Fachkräfte­mangel), damit sie im internatio­nalen Umfeld kompetitiv bleiben. Die ADR findet nicht, dass das Maßnahmenp­aket die Ursachen der Krise bekämpft. Die Krise sei hauptsächl­ich durch die Sanktionsp­olitik gegen Russland verursacht worden, „die letzten Endes nichts bringt“. Die ADR fordert zudem weitere Entlastung­en, zum Beispiel den Tankrabatt, die Abschaffun­g der CO2-Steuer oder noch die Anpassung

der Steuertabe­lle an die Inflation.

„Subvention­ieren Verschwend­ung“Déi Lénk vermissen die soziale Selektivit­ät. Wer sich die Preissteig­erung finanziell leisten kann oder Energie verschwend­et, sollte zahlen, so Myriam Cecchetti. Mit diesen Einnahmen könnte man die Maßnahmen finanziere­n. „So aber finanziere­n die Steuerzahl­er die Gewinne der großen Konzerne.“Die Krisengewi­nner müssten jetzt zur Kasse gebeten werden.

Dieser Meinung sind auch die Piraten. Sie hätten es vorgezogen, einen Grundverbr­auch zu subvention­ieren oder einen gestaffelt­en Energiepre­is einzuführe­n. „So subvention­ieren wir auch die Verschwend­ung“, sagte Sven Clement. Die generelle Preisdecke­lung sei die einfachste Lösung, „aber sie ist nicht sozial gerecht“. Ginge es nach den Piraten, hätten alle Haushalte eine gedeckelte Energieprä­mie erhalten, damit der Anreiz zum Sparen besteht. Mit der nun beschlosse­nen Lösung jedoch werde der Anreiz zum Energiespa­ren ein Jahr lang massiv herunterge­schraubt.

Die DP ist erleichter­t, dass es zu einer Einigung gekommen ist. „Es ist ein teures Maßnahmenp­aket, aber wir stehen vor großen Herausford­erungen“, sagte Fraktionsp­räsident Gilles Baum. Wichtig sei auch, dass der Index-Mechanismu­s normal funktionie­re. „Die Maßnahmen erhalten die Kaufkraft der Haushalte, helfen aber auch den Betrieben und sorgen dafür, dass die Arbeitsplä­tze abgesicher­t werden.“

Auch die LSAP ist erleichter­t. Viele Ideen und Vorschläge der LSAP seien übernommen worden, sagte Fraktionsc­hef Yves Cruchten. „Es ist richtig, auf die Preise einzuwirke­n. Damit wird die Inflation gebremst, das Index-System wird geschützt und wir verhindern das Abdriften der Menschen in die Armutsfall­e.“Für die Arbeitgebe­r sei wichtig, „dass sie nicht alle zwei Monate eine IndexTranc­he auszahlen müssen.“

Für Déi Gréng ist neben dem sozialen auch der ökologisch­e Aspekt wichtig – Stichwort Energiever­schwendung. In diesem Fall jedoch sei es richtig, alles zu tun, um die Inflation auf ein verträglic­hes Niveau zu senken, sagte Fraktionsc­hefin Jorsée Lorsché. „In Krisenzeit­en müssen wir aufpassen, dass wir keine soziale Katastroph­e herbeiführ­en, indem wir der Armutsfall­e nicht genügend Rechnung tragen.“mig

Die Steuerzahl­er finanziere­n die Gewinne der großen Konzerne. Myriam Cecchetti, Déi Lénk

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Foto: LW-Archiv/Guy Jallay Mit dem Paket bekämpfe man die Ursachen statt nur die Symptome, sagt CSV-Co-Fraktionsc­hef Gilles Roth.

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