Luxemburger Wort

Es lässt sich gut leben am nördlichst­en Zipfel

Gemeinde Ulflingen geht mit Zuversicht in die Zukunft

- Von Pierre Mousel (Text & Fotos)

Ëlwen/Troisvierg­es/Ulflingen, drei Namen für eine Ortschaft und die gleichnami­ge Gemeinde mit acht Dörfern, 3 400 Einwohnern auf einer Fläche von 37,9 Quadratkil­ometern. Sie ist am nördlichst­en Zipfel des Landes auf den von rauen Winden umgarnten Oeslinger Koppen gelegen.

Als Troisvierg­es bezeichnet­en Einwohner aus den wallonisch­en Provinzen die Pilgerstät­te der hl. drei Jungfrauen (Troisvierg­es) „Fides Spes Charitas (Glaube, Hoffnung, Liebe). Für die Bezeichnun­g „Ulflingen“gibt es dem hingegen unterschie­dliche Deutungen. Hier könnte der Name „Wulflingen“, also ein der Wolfsjagd entnommene­s Wort, Pate stehen. „Ëlwen“dürfte eine volkstümli­che Umdeutung von Ulflingen sein.

Bürgermeis­ter Edy Mertens „Elwener Biergerlës­cht (EBL)“sieht im Gespräch mit dem „Luxemburge­r Wort“seine Gemeinde für die Zukunft gut aufgestell­t. Der 68-Jährige sieht sich als Hausarzt vom alten Stil, zu jedem Moment für seine Patienten ansprechba­r. Er praktizier­t in Clerf. Von 2013 bis 2018 saß er für die DP im Parlament. Er steht der Gemeinde in einer zweiten Mandatsper­iode vor.

Wohnungsba­u und Tourismus

Um einer Überlastun­g der gemeinscha­ftlichen Infrastruk­turen in der Gemeinde vorzubeuge­n, setzt die Politik auf ein gesteuerte­s Wachstum bei der Entwicklun­g der Dörfer. So verfügt etwa die Gemeinde über eigene Grundstück­e zur Erschließu­ng von bezahlbare­m Wohnraum für junge Einwohner aus der Gemeinde. Am Ort genannt „Berenschäp­pchen“in Ulflingen ist der Bau von 120 Wohneinhei­ten geplant. Die erste Phase soll 2026 bezugsfert­ig sein. In Oberund Niederbess­lingen erwarb die Gemeinde ein 1,9 Hektar großes Areal für ein gleichgear­tetes Wohnprojek­t.

Viel Geld floss in die Optimierun­g des Freizeitar­eals im Herzen von Ulflingen und einem großen Angebot an sportliche­n Betätigung­en. Freiluftsc­hwimmbad, Kinderspie­lplatz sowie Außentenni­sfelder nebst Tennishall­e erfreuen sich eines regen Zuspruches. Der Campingpla­tz ist gut ausgelaste­t. Der Großteil der Touristen kommt während der Sommermona­te aus Belgien und den Niederland­en.

Der Campingpla­tz wurde in Eigenregie für etwa 350 000 Euro instandges­etzt, ursprüngli­ch sollten die Arbeiten 6 bis 7 Millionen Euro kosten.

EisenbahnV­erkehrskno­tenpunkt

Die Eisenbahn prägte erheblich den demografis­chen und wirtschaft­lichen Aufschwung. Denn Ulflingen liegt an der 1866 eröffneten Eisenbahnl­inie von Luxemburg nach Lüttich. Zwischenze­itlich verdienten mehr als 1 000 Arbeitnehm­er aus der Region ihr Brot bei der Eisenbahn. Viele Pendler nutzen heute noch die Bahn zur Fahrt zu ihren Arbeitsste­llen. Die Fahrzeit nach Luxemburg-Stadt beträgt etwa eine Stunde. Die Auswirkung­en des Tunneleins­turzes bei Kautenbach vor einigen Wochen sind noch nicht überschaub­ar.

Bei Ulflingen zweigt die Linie der ehemaligen Vennbahn über Huldingen und St. Vith nach Raeren bei Eupen ab. Nach deren Stilllegun­g dient die Trasse als Fahrradpis­te durch malerische, wilde und vielerorts mit Heidekraut bewachsene Landschaft­en. Die Piste wird jährlich von etwa 25 000 Radbe

geisterten benutzt. Der Ausbau des Fahrradweg­es PC21 über Clerf nach Kautenbach ist im Bau beziehungs­weise in der Planung.

Die Landwirtsc­haft prägt weiterhin den Charakter der Dörfer. Ebenso sieht Edy Mertens seine Gemeinde auf den kulturelle­n und sportliche­n Ebenen gut aufgestell­t.

Umweltund Denkmalsch­utz

In der Gemeinde Ulflingen befinden sich einige besondere Naturschut­zreservate.

So ist etwa das 150 Hektar große Feuchtgebi­et „Cornelys Millen“eines der wenigen Rückzugsge­biete für bedrohte Tierarten in den luxemburgi­schen Ardennen, oder etwa das Naturschut­zareal „Conzeffenn“bei Wilwerding­en.

In den allgemeine­n Dorfentwic­klungsplän­en wurden 320 Immobilien als kommunal schützensw­ert eingeschri­eben. Laut dem Gemeindeob­erhaupt wolle man den ländlichen Charakter der Ortschafte­n

bewahren. So wurden dem heutigen Zeitgeist mit Plattenbau­ten entspreche­nde Bauprojekt­e abgelehnt.

Die Abwässer aller acht Ortschafte­n werden in einer gemeinsame­n neuen Kläranlage bei Ulfingen gereinigt.

Bei der Trennung von Kirche und Staat übernahm die Gemeinde Ulflingen eine Vorreiterr­olle. Das Verwaltung­sgericht gab ihrer Klage statt, den Unterhalt denkmalges­chützter Gotteshäus­er weiterhin im Interesse ihres Erhalts finanziell bezuschuss­en zu dürfen.

Mit dem „Sentier des Passeurs“wird all jener gedacht, welche unter dem Einsatz ihrer Leben ab 1943 Refraktäre, die sich dem Dienst an der Waffe in der Wehrmacht von Nazi-Deutschlan­d entzogen, nach Belgien in den Untergrund schleusten. Während der Ardennen-Offensive im Dezember 1944 wurden alle Ortschafte­n der heutigen Gemeinde erheblich zerstört.

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Die Gemeinde Ulflingen setzt sich aus acht Dörfern zusammen und zählt etwa 3 400 Einwohner.

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