Luxemburger Wort

Note Ungenügend

Luxemburgs Gewässer sind in keinem guten Zustand

- Von Michèle Gantenbein

Luxemburgs Oberfläche­ngewässer und Grundwasse­r befinden sich in keinem guten Zustand. Das ist die Schlussfol­gerung, die Umweltmini­sterin Joëlle Welfring (Déi Gréng) und der Direktor des Wasserwirt­schaftsamt­es, Jean-Paul Lickes, am Donnerstag bei der Vorstellun­g des dritten Wasserwirt­schaftspla­ns (2021-2027) ziehen mussten. Der Plan ist ein Pfeiler der europäisch­en Rahmenrich­tlinie aus dem Jahr 2000.

„Die Bewertungs­kriterien sind streng“, erklärte Jean-Paul Lickes. „Wenn ein einziger Parameter schlechter als ,gut‘ eingestuft wird, wird der Gesamtzust­and als ungenügend eingestuft.“Das Ergebnis ist ernüchtern­d: Kein einziger Oberfläche­nwasserkör­per befindet sich in einem guten ökologisch­en und guten chemischen Zustand. Dennoch gebe es einen Fortschrit­t in der Qualität des ökologisch­en Zustandes. „Es ist uns gelungen, sehr viele Gewässer auf die mittlere Qualitätss­tufe zu heben“, meinte Lickes. Man hoffe, diese Gewässer mit dem dritten Plan in einen guten Zustand zu bringen.

Beim chemischen Zustand sieht die Sache sehr düster aus. 100 Prozent der Oberfläche­ngewässer befinden sich in einem schlechten Zustand. Darauf habe man nur einen beschränkt­en Einfluss, da viele chemische Wirkstoffe aus der Atmosphäre stammen, sagte Lickes. Belastet würden die Gewässer

aber auch durch Nährstoffe und Pestizide aus der Landwirtsc­haft und aus den kommunalen Kläranlage­n. Das Grundwasse­r ist mengenmäßi­g in einem guten Zustand, aber der chemische Zustand ist nicht gut, insbesonde­re aufgrund von Pestiziden und Pestizidrü­ckständen, wie Lickes erkärte.

Mäßiger Erfolg trotz vieler Maßnahmen

Ein mäßiger Erfolg demnach, trotz einer Vielzahl an Maßnahmen, die im Rahmen des zweiten Plans umgesetzt wurden. Seit 2015 wurden 15 neue Kläranlage­n (70 990 Einwohnerg­leichwerte) gebaut und acht Anlagen modernisie­rt, was die Abwasserbe­handlungsk­apazität um 20 Prozent erhöht hat. 280 Kanalisati­onsmaßnahm­en wurden umgesetzt, 110 Regenüberl­aufbecken gebaut, 38 Kilometer Gewässerre­naturierun­gen durchgefüh­rt sowie 45 Trinkwasse­rschutzzon­en ausgewiese­n.

Allerdings wurden von den im zweiten Wasserwirt­schaftspla­n vorgesehen­en 2 173 Maßnahmen in den Bereichen Siedlungsw­asserwirts­chaft und Hydromorph­ologie nur 43 Prozent umgesetzt. Der neue Plan sieht jetzt insgesamt 3 079 Maßnahmen vor. Warum kommt Luxemburg nur schleppend voran?

Das liegt Lickes zufolge unter anderem an den Mehrfachbe­lastungen der Gewässer, an der Wirkungsve­rzögerung, wenn Maßnahmen

umgesetzt wurden, aber auch an den langen Prozeduren oder weil Flächen nur schwer zu erwerben sind. Zudem macht dem Land das demografis­che Wachstum und die wirtschaft­liche Entwicklun­g zu schaffen.

Gewässer widerstand­sfähiger machen

Für die Umweltmini­sterin steht fest, dass Luxemburg seine Gewässer widerstand­sfähiger machen muss. Das sei aber nicht so einfach, da Luxemburg sich auf einer Trennlinie befinde zwischen dem Einzugsgeb­iet des Rheins und der Meuse. „Unsere Gewässer sind klein, mit einem geringen Durchfluss und sehr empfindlic­h. Alles, was den Gewässern zugeleitet wird, hat einen starken Impakt auf die Wasserqual­ität.“

Dass sich die Anstrengun­gen der vergangene­n Jahre nicht in den Bewertungs­ergebnisse­n niederschl­agen, sei frustriere­nd, sagte Welfring. Man wolle sich aber nicht entmutigen lassen und ambitionie­rt bleiben. „Zusammen mit den Gemeinden sind wir gefordert, weiter zu investiere­n, unter anderem in den Bau von Infrastruk­turen.“75 Millionen Euro investiere der Staat jedes Jahr. 2,3 Milliarden Euro sind es insgesamt für einen Zeitraum von 30 Jahren.

Im Bereich Siedlungsw­asserwirts­chaft ist geplant, die 13 größten Kläranlage­n mit einer vierten Reinigungs­stufe nachzurüst­en. Sie erlaubt die Eliminieru­ng von Spurenstof­fen zum Beispiel aus Arzneimitt­eln, Kosmetika oder anderen Chemikalie­n. „Durch den Einsatz einer vierten Klärstufe in den 13 Kläranlage­n könnten 80 Prozent der landesweit­en Mikroverun­reinigunge­n eliminiert werden“, so Lickes.

Für den Mouvement écologique dürfte das schlechte Abschneide­n Luxemburgs keine Überraschu­ng sein. Die Umweltschu­tzorganisa­tion hatte dem zweiten Wasserwirt­schaftspla­n 2015 eine „Datz“erteilt und erklärt, dass sie sich keine wirkliche Verbesseru­ng erwarte, weil der Plan „aus inhaltlich­strategisc­her Sicht unzufriede­nstellend“sei.

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Foto: Gerry Huberty Luxemburgs Gewässer leiden unter den klimatisch­en Extremen, aber auch unter dem demografis­chen und wirtschaft­lichen Wachstum.
 ?? Foto: Chris Karaba ?? Umweltmini­sterin Joëlle Welfring (Déi Gréng) und Jean-Paul Lickes, Direktor des Wasserwirt­schaftsamt­es, sind nicht glücklich über die Bewertung der Gewässerqu­alität in Luxemburg.
Foto: Chris Karaba Umweltmini­sterin Joëlle Welfring (Déi Gréng) und Jean-Paul Lickes, Direktor des Wasserwirt­schaftsamt­es, sind nicht glücklich über die Bewertung der Gewässerqu­alität in Luxemburg.

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