Note Ungenügend
Luxemburgs Gewässer sind in keinem guten Zustand
Luxemburgs Oberflächengewässer und Grundwasser befinden sich in keinem guten Zustand. Das ist die Schlussfolgerung, die Umweltministerin Joëlle Welfring (Déi Gréng) und der Direktor des Wasserwirtschaftsamtes, Jean-Paul Lickes, am Donnerstag bei der Vorstellung des dritten Wasserwirtschaftsplans (2021-2027) ziehen mussten. Der Plan ist ein Pfeiler der europäischen Rahmenrichtlinie aus dem Jahr 2000.
„Die Bewertungskriterien sind streng“, erklärte Jean-Paul Lickes. „Wenn ein einziger Parameter schlechter als ,gut‘ eingestuft wird, wird der Gesamtzustand als ungenügend eingestuft.“Das Ergebnis ist ernüchternd: Kein einziger Oberflächenwasserkörper befindet sich in einem guten ökologischen und guten chemischen Zustand. Dennoch gebe es einen Fortschritt in der Qualität des ökologischen Zustandes. „Es ist uns gelungen, sehr viele Gewässer auf die mittlere Qualitätsstufe zu heben“, meinte Lickes. Man hoffe, diese Gewässer mit dem dritten Plan in einen guten Zustand zu bringen.
Beim chemischen Zustand sieht die Sache sehr düster aus. 100 Prozent der Oberflächengewässer befinden sich in einem schlechten Zustand. Darauf habe man nur einen beschränkten Einfluss, da viele chemische Wirkstoffe aus der Atmosphäre stammen, sagte Lickes. Belastet würden die Gewässer
aber auch durch Nährstoffe und Pestizide aus der Landwirtschaft und aus den kommunalen Kläranlagen. Das Grundwasser ist mengenmäßig in einem guten Zustand, aber der chemische Zustand ist nicht gut, insbesondere aufgrund von Pestiziden und Pestizidrückständen, wie Lickes erkärte.
Mäßiger Erfolg trotz vieler Maßnahmen
Ein mäßiger Erfolg demnach, trotz einer Vielzahl an Maßnahmen, die im Rahmen des zweiten Plans umgesetzt wurden. Seit 2015 wurden 15 neue Kläranlagen (70 990 Einwohnergleichwerte) gebaut und acht Anlagen modernisiert, was die Abwasserbehandlungskapazität um 20 Prozent erhöht hat. 280 Kanalisationsmaßnahmen wurden umgesetzt, 110 Regenüberlaufbecken gebaut, 38 Kilometer Gewässerrenaturierungen durchgeführt sowie 45 Trinkwasserschutzzonen ausgewiesen.
Allerdings wurden von den im zweiten Wasserwirtschaftsplan vorgesehenen 2 173 Maßnahmen in den Bereichen Siedlungswasserwirtschaft und Hydromorphologie nur 43 Prozent umgesetzt. Der neue Plan sieht jetzt insgesamt 3 079 Maßnahmen vor. Warum kommt Luxemburg nur schleppend voran?
Das liegt Lickes zufolge unter anderem an den Mehrfachbelastungen der Gewässer, an der Wirkungsverzögerung, wenn Maßnahmen
umgesetzt wurden, aber auch an den langen Prozeduren oder weil Flächen nur schwer zu erwerben sind. Zudem macht dem Land das demografische Wachstum und die wirtschaftliche Entwicklung zu schaffen.
Gewässer widerstandsfähiger machen
Für die Umweltministerin steht fest, dass Luxemburg seine Gewässer widerstandsfähiger machen muss. Das sei aber nicht so einfach, da Luxemburg sich auf einer Trennlinie befinde zwischen dem Einzugsgebiet des Rheins und der Meuse. „Unsere Gewässer sind klein, mit einem geringen Durchfluss und sehr empfindlich. Alles, was den Gewässern zugeleitet wird, hat einen starken Impakt auf die Wasserqualität.“
Dass sich die Anstrengungen der vergangenen Jahre nicht in den Bewertungsergebnissen niederschlagen, sei frustrierend, sagte Welfring. Man wolle sich aber nicht entmutigen lassen und ambitioniert bleiben. „Zusammen mit den Gemeinden sind wir gefordert, weiter zu investieren, unter anderem in den Bau von Infrastrukturen.“75 Millionen Euro investiere der Staat jedes Jahr. 2,3 Milliarden Euro sind es insgesamt für einen Zeitraum von 30 Jahren.
Im Bereich Siedlungswasserwirtschaft ist geplant, die 13 größten Kläranlagen mit einer vierten Reinigungsstufe nachzurüsten. Sie erlaubt die Eliminierung von Spurenstoffen zum Beispiel aus Arzneimitteln, Kosmetika oder anderen Chemikalien. „Durch den Einsatz einer vierten Klärstufe in den 13 Kläranlagen könnten 80 Prozent der landesweiten Mikroverunreinigungen eliminiert werden“, so Lickes.
Für den Mouvement écologique dürfte das schlechte Abschneiden Luxemburgs keine Überraschung sein. Die Umweltschutzorganisation hatte dem zweiten Wasserwirtschaftsplan 2015 eine „Datz“erteilt und erklärt, dass sie sich keine wirkliche Verbesserung erwarte, weil der Plan „aus inhaltlichstrategischer Sicht unzufriedenstellend“sei.