Die letzten Erdgas-Tankstellen verschwinden
Für Aral rechnet sich der CNG-Betrieb in Luxemburg nicht – landesweit gibt es weniger als 400 Fahrzeuge
Während die Errichtung von Luxemburgs erster WasserstoffTankstelle mit viel Tamtam angekündigt wurde, ist der Abschied von den letzten CNG-Stationen des Landes recht geräuschlos. Im Oktober will Aral das Erdgas-Angebot in Findel einstellen und im kommenden März dann schließlich noch das in Merl. Von den einst sechs CNG-Tankstellen wird damit dann auch die letzte verschwinden.
Zu keiner Zeit profitabel
Grund für die schon seit Längerem geplante Einstellung des Betriebs ist schlichtweg die fehlende Nachfrage. „Trotz vieler Initiativen und Bemühungen lagen die landesweiten Zulassungen immer unter 400 Fahrzeugen und waren damit zu keiner Zeit für die beteiligten Betreiber profitabel“, teilt dazu Mobilitätsminister François Bausch auf eine parlamentarische Anfrage der ADR-Fraktion mit.
Wie Bausch erklärt, haben die Tankstellenbetreiber die Kunden bereits 2018 über den schrittweisen Ausstieg aus dem Geschäft informiert. Wer also derzeit mit dem Gedanken spielt, sich ein CNG-Fahrzeug zuzulegen oder seinen Benziner auf Erdgas umrüsten zu lassen, kommt definitiv zu spät – wenngleich sich der Umstieg finanziell durchaus lohnen könnte.
Rund 40 Neuzulassungen in fünf Jahren
Denn auch wenn die Gaspreise generell seit vergangenem Jahr drastisch gestiegen sind, so ist CNG (nicht zu verwechseln mit LPG) nach wie vor günstiger als Benzin oder Diesel. Aktuell liegt der Preis bei rund 1,30 Euro pro Kilogramm. Laut dem deutschen Automobilclub ADAC beinhaltet ein Kilogramm des Gases die Energie von rund 1,28 Litern Diesel beziehungsweise 1,44 Litern Benzin. Die vergleichbare Menge Diesel würde derzeit mehr als 2,20 Euro kosten, beim Benzin (E10) wären es rund 2,30 Euro. Zudem entstehen bei der Verbrennung von Erdgas meist weniger Schadstoffe als bei Benzinund Dieselkraftstoff.
Und auch wenn der Treibstoff ein Nischendasein fristet, so ist es keineswegs so, dass es sich bei Fahrzeugherstellern mit entsprechenden Modellen im Angebot um Exoten handelt. Besonders aktiv ist dabei der Volkswagen-Konzern: Audi beispielsweise hat drei CNGModelle auf dem Markt. Skoda, Seat und VW sind mit jeweils vier Modellen dabei. Selbst der aktuelle Golf wird als CNG-Variante angeboten. Allerdings ist in Deutschland das Netz an Tankstellen auch etwas dichter. Aktuell gibt es rund 820 Stationen. Ein Nachteil von CNG-Fahrzeugen gegenüber Dieseln und Benzinern ist die deutlich geringere Reichweite. Der Golf beispielsweise schafft als Diesel mit einer Ladung rund 1 000 Kilometer, als CNG-Variante aber nur gut 420 – was daran liegt, dass Erdgasfahrzeuge in der Regel auch immer über einen Benzintank verfügen müssen, weil in bestimmten Situationen (Startvorgang, Kaltlaufphase, Reserve) Benzin benötigt wird. Zudem muss der Tank für das komprimierte Erdgas deutlich mehr Druck aushalten, nimmt deshalb auch mehr Platz in Anspruch.
Eine kurze Reichweite in Kombination mit einem fast nicht vorhandenen Angebot an Tankstellen lässt bei einem ohnehin überschaubaren Angebot an Fahrzeugmodellen die Kaufentscheidung eher selten zugunsten des CNG-Antriebs ausfallen. Was auch durch die Zulassungszahlen
eindrucksvoll belegt wird. So wurden laut Statistik des House of Automobile in Luxemburg in den vergangenen fünf Jahren gerade einmal gut 40 Fahrzeuge mit Erdgastank neu zugelassen.
Damals ähnlich ambitioniert wie derzeit beim Wasserstoff
„Vor mehr als 20 Jahren war der politische Wille da, das CNG als alternativen Treibstoff in Luxemburg zu positionieren und zu fördern“, so Bausch, doch obwohl die Initiative damals für alle Anbieter offen gewesen sei, habe Aral als einziges Unternehmen CNG-Stationen errichtet. Ein Stück weit erinnert das an den bereits vor einigen Jahren gestarteten Versuch, in
Luxemburg eine erste Wasserstoff-Tankstelle zu errichten. Zwar hat sich inzwischen ein Anbieter (Totalenergies) gefunden, der spätestens kommendes Frühjahr in Bettenburg eine solche Anlage in Betrieb nehmen will, doch war auch das ein mühsamer Weg. Zumal noch völlig offen ist, inwieweit sich der Wasserstoff-Antrieb als Alternative zum akkubetrieben Elektrofahrzeug durchsetzen wird.
Der Vertrauensvorschuss ist jedenfalls sehr gering – wie der Blick in die Zulassungsstatistik zeigt. So wurde im vergangenen Jahr in den ersten sechs Monaten lediglich ein Wasserstoff-Auto neu zugelassen. In den vier Jahren davor sogar gar keins.