Eine Reise durch den Glauben
Ein neues Buch beschäftigt sich mit der Symbolik hinter den Fenstern in der Abteikirche von Clerf
Clerf. Die Fenster in der Abteikirche in Clerf kommen an diesem Nachmittag dank der Sonne besonders gut zur Geltung. „Hier habe ich als Thema Maria gewählt. Die Davidsterne im linken Fenster erinnern an das jüdische Volk, aus dem Maria und auch Jesus hervorgegangen sind.“Die meisten Sterne seien in Violett gehalten, der liturgischen Farbe der Buße. Die Farbe spiele auf die harte Prüfung der Juden während des Zweiten Weltkriegs an. Einer der Sterne ist blau, er hebt sich ab und stehe für Maria.
Die Frage nach der Kirche
Vermutlich niemand kann die Intention hinter den Motiven besser erklären als Père Jacques Prudhomme (74). Der Benediktiner zeichnete bei der Renovierung der Kirche in den Jahren 2008 und 2009 für die Gestaltung der Fenster verantwortlich. Die Idee und Konzeption kamen von ihm, ausgeführt wurden die Arbeiten von der Trierer Firma Kaschenbach.
Was sich dem Kirchenbesucher an der einen oder anderen Stelle vielleicht nicht gleich auf den ersten Blick erschließt, entwickelt sich unter den Erklärungen von Père
Prudhomme zu einer kleinen Reise durch den Glauben.
Damit diese Symbolik den Kirchenbesuchern besser verständlich wird, hat der Ordensmann nun auch ein Buch über die Fenster veröffentlicht.
Die Kirche sei nicht sehr alt, vielleicht ein Jahrhundert. Sie wurde zwischen 1908 und 1910 gebaut und sei vor dem Krieg sehr viel mehr dekoriert gewesen. Im unteren Bereich findet sich eine ganze Reihe Fenster, die von Maurice Rocher gemacht wurden. „Sie sind figurativ und eher dunkel. Als wir die Kirche renoviert haben, wollten wir neue Fenster einbauen, wo vorher keine waren. Aber wenn wir den figurativen und sehr bunten Stil dort auch gewählt hätten, wäre es sehr dunkel geworden. Wir brauchten etwas Luftigeres“, so der Mönch.
So entstanden 22 Glasfenster mit insgesamt 13 Motiven. „Ich habe als Thema die Kirche gewählt und mir die Frage gestellt, was die Kirche eigentlich ist.“Hinter der künstlerischen Gestalt werde tatsächlich das Geheimnis der Kirche bildlich dargestellt, heißt es in dem Buch „Des mots en verre“.
Thematisch gibt es dabei sechs Kategorien: Ehe, Maria, gottgeweihtes Leben, Eucharistie, Mission und Ewigkeit. Im Kirchenschiff, dem Teil also, in dem sich die Gläubigen befinden, geht es zunächst um das Thema der Ehe, symbolisiert in drei unterschiedlichen Motiven: dem Herz, der Seerose und dem blühenden Kreuz. Die Seerose etwa sei als Symbol für die Taufe gedacht. Da sie in der Nacht ihre Blüte schließe und unter Wasser verstecke, bei Tage aber wieder auftauche, stelle sie den Taufritus aus der Zeit nach, in der Neugeborene unter Wasser getaucht wurden, um symbolisch wieder in der Auferstehung Christi aufzutauchen.
Diskrete Botschaften
Verfolgt man den Weg durch die Kirche weiter, wird erst Maria zum Thema der Fenster gemacht, bevor es im Chorgestühl schließlich um das gottgeweihte Leben geht. Die vier Fenster werden vom Symbol der Lilie und der Klematis dominiert. Während sich für die einen die Lilie als Zeichen der Keuschheit noch mit dem gottgeweihten Leben in Verbindung bringen lässt, wird es bei der Klematis schon schwieriger. „Das Symbol funktioniert hier nicht über das Bild, sondern über das Wort Klematis. Es kommt aus dem griechischen vom Wort Klema/Klematos und bedeutet Weinranke. Die Idee dahinter ist, dass die Mönche untereinander wie Reben verbunden sind, weil sie mit Christus, dem Weinstock, verbunden sind“, erklärt Père Prudhomme.
Auf der anderen Seite des Chors geht es dann um die Eucharistie als Zentrum des christlichen Lebens. Symbolisiert wird sie durch Ähren und Weintrauben. Doch auch hier geht die Symbolik tiefer, als man es auf den ersten Blick vermuten könnte. So sind die Ähren immer doppelt und miteinander verbunden dargestellt. „Die Idee dahinter ist, die doppelte Natur Christi abzubilden – göttlich und menschlich“, erklärt der Mönch.
So können Besucher ihren Weg durch die Kirche fortsetzen und auch in den weiteren Fenstern, die unter anderem Fische und Pfauenfedern abbilden, und als Überschrift die Themen Mission und
Ewigkeit tragen, eine tiefere Symbolik entdecken.
Auf die Frage, welches der Motive sein Lieblingsfenster sei, antwortet der Ordensmann lachend: „Ich mag sie alle, auch wenn es keine Meisterwerke sind.“Wenn er sich aber für eines entscheiden müsse, wäre es eines am Ende, bei dem das Motiv aus Blumen besteht, die wiederum aus drei Herzen bestehen. „Sie symbolisieren die Trinität und die Liebe, die sich auf alle Geschöpfe ausbreitet.“Père Prudhomme weiß sehr wohl, dass die meisten Besucher nicht unbedingt wegen der Fenster zur Abtei nach Clerf kommen. Die Botschaft dahinter sei denn auch eher diskret und dränge sich nicht unbedingt auf.
„Natürlich soll es ein harmonisches Bild abgeben, aber Schönheit alleine reicht nicht, es soll auch eine Botschaft transportiert werden, zumindest zu denen, die es möchten. Eine Botschaft darüber, was die Kirche ist. Wir sind nicht dazu gemacht, auf der Erde zu bleiben. Das Leben hat einen Sinn und es ist auf einen Einklang mit Gott hin ausgerichtet. Jeder ist aufgerufen, daran teilzunehmen. Wir sind lebendige Steine. Die Leute können die Gnade ihrer Taufe entdecken oder wiederentdecken. Es soll die Leute in Richtung der großen Mysterien führen, die unserem Leben Sinn geben.“
Ich habe als Thema die Kirche gewählt und mir die Frage gestellt, was die Kirche eigentlich ist. Père Prudhomme
Dom Jacques Prudhomme: „Des Mots en verre“, 98 Seiten, ISBN: 978-99959-7721-4, 19,50€.
1. Lesung (Am 6, 1a.4–7)
Weh den Sorglosen; das Fest der Faulenzer ist vorbei
Lesung aus dem Buch Amos.
Weh den Sorglosen auf dem Zion und den Selbstsicheren auf dem Berg von Samária! Ihr liegt auf Betten aus Elfenbein und faulenzt auf euren Polstern. Zum Essen holt ihr euch Lämmer aus der Herde und Mastkälber aus dem Stall. Ihr grölt zum Klang der Harfe, ihr wollt Musikinstrumente erfinden wie David. Ihr trinkt den Wein aus Opferschalen, ihr salbt euch mit feinsten Ölen, aber über den Untergang Josefs sorgt ihr euch nicht. Darum müssen sie jetzt in die Verbannung, allen Verbannten voran. Das Fest der Faulenzer ist vorbei.
2. Lesung (1 Tim 6, 11–16)
Erfülle deinen Auftrag rein und ohne Tadel, bis zum Erscheinen Jesu Christi
Lesung aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an Timótheus.
Du, ein Mann Gottes, strebe nach Gerechtigkeit, Frömmigkeit, Glauben, Liebe, Standhaftigkeit und Sanftmut! Kämpfe den guten Kampf des Glaubens, ergreife das ewige Leben, zu dem du berufen worden bist und für das du vor vielen Zeugen das gute Bekenntnis abgelegt hast! Ich gebiete dir bei Gott, von dem alles Leben kommt, und bei Christus Jesus, der vor Pontius Pilatus das gute Bekenntnis abgelegt hat und als Zeuge dafür eingetreten