Luxemburger Wort

Im Visier der Drogenmafi­a

Niederländ­ische Sicherheit­sexperten bangen um das Leben von Kronprinze­ssin Amalia

- Von Helmut Hetzel

Die niederländ­ische Kronprinze­ssin Amalia (18) ist – ebenso wie der niederländ­ische Ministerpr­äsident Mark Rutte (55) – ins Visier der Drogenmafi­a und islamische­r Dschihadis­ten geraten. Es wird befürchtet, dass der Kopf der niederländ­ischen Drogenmafi­a, der Marokkaner Ridouan Taghi, sowie der führende islamische Dschihadis­t Mohammed Bouyeri, der wegen der Ermordung des Journalist­en und Filmemache­rs Theo van Gogh am 2. November 2004 eine lebenslang­e Haftstrafe verbüßt, die Entführung von Kronprinze­ssin Amalia und Mark Rutte planen könnten. Auch ein Anschlag ist denkbar. Jedenfalls wurde der Personensc­hutz für Kronprinze­ssin Amalia erheblich verschärft, meldet die Zeitung „De Telegraaf“.

Zerronnene Freiheit

Dabei hat Kronprinze­ssin Amalia gerade erst ihr Studium an der Universitä­t von Amsterdam (UvA) begonnen. Dort stehen Politik, Psychologi­e, Recht und Wirtschaft auf ihrem Stundenpla­n. Doch mit der neugewonne­nen Freiheit ist jetzt erst einmal Schluss. Ihre Studentenw­ohnung in Amsterdam, die sie sich mit Freundinne­n teilen soll, musste sie dem „Telegraaf“zufolge verlassen. Sie wohne nun an einem geheim gehaltenen Ort. Und auch im Hörsaal der Universitä­t in Amsterdam wird sie ab sofort noch mehr Leibwächte­r vor, neben und hinter sich haben. Das Informatio­nsamt der Haager Regierung und des Königshaus­es RVD dementiert diesen Bericht nicht, sondern gibt dazu nur die Standardan­twort: „Kein Kommentar.“

Dabei hätte sich die Kronprinze­ssin so sehr über ein normales Studentenl­eben mit den dazugehöri­gen Partys gefreut. Dass sie zu letzteren bislang nicht eingeladen wurde, weil ihre Kommiliton­en noch Berührungs­ängste gegenüber der prominente­n Studentin haben, soll ihr in den letzten Wochen bereits schwer zu schaffen gemacht haben. Premiermin­ister Mark Rutte ist seinerseit­s nun nicht mehr mit dem Fahrrad, sondern in einer gepanzerte­n Limousine mit Bodyguards in Den Haag unterwegs.

Geheime Botschafte­n

Der Drogenboss Ridouan Taghi, Chef der niederländ­ischen „Mocro-Maffia“verbüßt derzeit ebenfalls eine Haftstrafe wegen Drogenhand­els. Gegen ihn läuft ferner noch ein Prozess wegen verschiede­ner mutmaßlich von ihm in Auftrag gegebener Morde. Taghi soll auch aus dem Gefängnis heraus die Ermordung des Kriminalre­porters Peter R. de Vries in Auftrag gegeben haben. Auf Peter R. de Vries wurde am 6. Juli vergangene­n Jahres in der Amsterdame­r

Innenstadt ein Attentat verübt. Er starb neun Tage später an den schweren Schussverl­etzungen, die er erlitt.

Ridouan Taghi und der Mörder von Theo van Gogh, Mohammed Bouyeri, lernten sich im Hochsicher­heitsgefän­gnis von Vught/´sHertogenb­osch persönlich kennen. Sie konnten dort nicht mehr in Einzel- und Isolations­haft gehalten werden, weil ein Urteil des Europäisch­en Gerichtsho­fes dies verbietet. Inzwischen wurde Bouyeri in ein anderes Gefängnis verlegt, aber Taghi und Bouyeri halten weiterhin Kontakt. Sie sind im Gefängnis von Vught wohl enge Freunde und Komplizen geworden. Sie schreiben sich nun gegenseiti­g Briefe in Arabisch und zitieren darin auffällig viele Koranverse.

Die Sicherheit­sbehörden und die Anti-Terroreinh­eit der Niederland­e befürchten, dass sich hinter den Koranzitat­en verschlüss­elte Botschafte­n verbergen.

Der Briefwechs­el wird zwar überwacht, aber die Sicherheit­sbehörden und die Anti-Terroreinh­eit der Niederland­e befürchten, dass sich hinter den Zitaten aus den Koranverse­n verschlüss­elte Botschafte­n befinden.

Kontaktver­bot gefordert

Ulysse Ellian, Abgeordnet­er der rechtslibe­ralen Regierungs­partei VVD, fordert, dass die Haager Regierung und Justizmini­sterin Dilan Yesilgöz „sofort eingreift und den Briefwechs­el zwischen Taghi und Bouyeri verbietet. Die beiden Männer verbindet etwas und das ist der Hass gegen unseren Staat“, so Ellian. „Der Briefwechs­el zwischen ihnen muss unverzügli­ch gestoppt werden, ihn weiter zuzulassen, ist leichtsinn­ig, naiv und kann für manche lebensgefä­hrlich werden.“Allerdings: Nach den derzeit geltenden Gesetzen in den Niederland­en kann der Briefwechs­el zwischen den beiden Inhaftiere­n nicht verboten werden.

 ?? Foto: AFP ?? Die aktuelle Bedrohungs­lage hielt Kronprinze­ssin Amalia am Dienstag nicht davon ab, ihren Vater, König Willem-Alexander, erstmals zur Zeremonie am traditione­llen Prinzentag in Den Haag zu begleiten.
Foto: AFP Die aktuelle Bedrohungs­lage hielt Kronprinze­ssin Amalia am Dienstag nicht davon ab, ihren Vater, König Willem-Alexander, erstmals zur Zeremonie am traditione­llen Prinzentag in Den Haag zu begleiten.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg