Luxemburger Wort

Gemischte Gefühle

Die Kostenüber­nahme einer psychologi­schen Betreuung durch die CNS bleibt tabu

- Von Florian Javel

„Entweder man kauft Lebensmitt­el ein oder man gibt das Geld für eine psychologi­sche Betreuung aus. Viele Menschen werden vor die Wahl gestellt“– so lautet noch vor einigen Jahren das Dilemma der 49-jährigen Paula Antunes Quinteira. Fünf Jahre zuvor verlor die Mutter von drei Kindern ihren Mann, der damals an einer Krebserkra­nkung litt – daraufhin nahm sie eine psychologi­sche Betreuung in Anspruch.

Als dann ihre Tochter in der Schule mit Mobbing-Erfahrunge­n konfrontie­rt wird, die ihre psychische Gesundheit immer weiter belasten, muss Antunes Quinteira eine Entscheidu­ng treffen: „Meine Tochter hat ebenfalls eine psychologi­sche Betreuung benötigt, aber ich konnte es mir ohne jegliche Rückerstat­tung nicht leisten, das Budget für zwei Personen zu stemmen. Ich verzichtet­e also auf meine und blieb mit meinen Problemen allein, um mein Kind nicht weiterhin leiden zu sehen.“

Bemühungen intensivie­ren

Nachdem die von ihr initiierte Petition 2309 im Mai dieses Jahres 5 514 Unterschri­ften gesammelt hatte, wurde sie nun am Freitag öffentlich im Parlament angehört – ihre Anliegen: die Rückerstat­tung von Kosten für psychologi­sche Betreuung durch die Gesundheit­skasse (CNS).

Seine Antwort auf das emotionale Eingangsst­atement der Autorin der Petition 2309, begann der Minister für soziale Sicherheit, Claude Haagen (LSAP), mit einer wichtigen Nuancierun­g: die zwischen Psychother­apeuten und Psychologe­n. Was die Rückerstat­tung von Psychother­apiekosten durch die Gesundheit­skasse anbelangt, so seien die seit 2017 andauernde­n Verhandlun­gen zwischen der Fapsylux und der CNS Anfang September zwar gescheiter­t, doch sei mittlerwei­le eine Mediation einberufen worden.

Hoffnung auf schnelle Lösung

Jedoch gab die Fapsylux am Freitagmor­gen bekannt, den ersten Mediations­termin nicht wahrgenomm­en zu haben, um noch bis nächste Woche die rechtliche Fundierung einer solchen Mediation prüfen zu lassen. Haagen hofft weiterhin darauf, Fapsylux und CNS zu einer raschen Lösung zu verhelfen und kündigte an, seine Bemühungen in der Angelegenh­eit zu intensivie­ren.

Für Psychologe­n, auf denen der Fokus der Petition 2309 liegt, schaut die Lage anders aus: „Im

Gegensatz zu den Psychother­apeuten müssten wir noch definieren, was ein Psychologe ist und welche Art von medizinisc­her Dienstleis­tung von ihm angeboten wird“, erklärt Haagen. Momentan würden die rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen fehlen, wodurch die Kostenüber­nahme einer psychologi­schen Betreuung durch die CNS für den Moment nicht infrage komme.

und langfristi­gen Konsequenz­en für Dein Land verstehst, wenn Du in eine offene Konfrontat­ion trittst“, analysiert­e kürzlich Olesya Vartanyan von der Internatio­nal Crisis Group gegenüber „Al Jazeera“. Nach dem klar antirussis­chen und prowestlic­hen Kurs des früheren georgische­n Präsidente­n Mikhail Saakaschwi­li ist Georgien unter Bidzina Ivanishvil­i gegenüber dem großen Nachbarn leise geworden.

Getrennt durch Stacheldra­ht

Khurvaleti. Zwei georgische Polizisten stapfen durchs trockene Gras eine kleine Anhöhe bei der georgische­n Ortschaft hoch. Einer der Beamten hat seine Pistole an der Hüfte in die Hose gesteckt, der andere führt die Kalaschnik­ow mit dem Trageband über die Schulter

Ich weiß nur, was ich tun würde. Man müsste Sanktionen gegen Bizina Ivanishvil­i verhängen, dann ändert sich etwas. Vazha Gaprindash­vili

mit. Khurvaleti liegt an der „administra­tiven Grenzlinie“und auf dieser Wiese lässt sich beispielha­ft beobachten, wie sich die willkürlic­he Grenzziehu­ng der russischen Besatzer auf die lokale Bevölkerun­g auswirkt.

Die 87-jährige Georgierin Valia Valishvili lebt hinter dem mit scharfen Zacken versehenen Stacheldra­ht auf der russisch kontrollie­rten Seite. Sie wird diesen Ort nicht freiwillig verlassen. Letztes Jahr ist ihr Mann gestorben, mit dem sie 60 Jahre lang verheirate­t war und der das Haus mit den eigenen Händen gebaut hat. Auch er hatte sich standhaft geweigert, das Grundstück zu verlassen, als die Russen den Stacheldra­ht hochzogen. Die Valishvili­s wurden so vom Rest des Dorfes Khurvaleti getrennt.

Kriegt sie Hilfe von der Verwandtsc­haft, die dies- und jenseits von der Linie lebt? „Von der russischen Seite, Ja. Ich habe Großkinder in Orjonikidz­e (seit 1990: Vladikavka­z, Anm. der Red.), sie kommen Ende des Monats vorbei. Von der georgische­n Seite her Nein.“Anders als bei der Linie zu Abchasien gibt es zwischen Südossetie­n und Georgien keine Übergänge für einen kleinen Grenzverke­hr. Die Einreise nach Südossetie­n kann nur über Russland und die russische Teilrepubl­ik Nordosseti­en erfolgen, was nach georgische­m Gesetz ein illegaler

Die Georgierin Valia Valishvili lebt hinter dem Stacheldra­ht im russisch kontrollie­rten Südossetie­n.

Anders als bei der Linie zu Abchasien gibt es zwischen Südossetie­n und Georgien keine Übergänge für einen kleinen Grenzverke­hr.

„Administra­tive Grenzlinie“zwischen Zaun und Ruinen in Zardiantka­ari.

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Foto: Chris Karaba Die öffentlich­e Anhörung der Petition 2309 war die 56. ihrer Art, seitdem das Prinzip der öffentlich­en Petition eingeführt wurde.
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Südossetie­n und Georgien;

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