Luxemburger Wort

Asymmetris­che „Bastion der Vernunft und Mäßigung“

Die ADR soll Putin auffordern, seine Truppen nach Russland zurückzube­ordern

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In ihrer Antwort zu einem Leserbrief mit Titel „Die ADR als verlängert­er, rechtsextr­emistische­r Arm Moskaus?“schreiben Sie „dass die ADR (…) als Stimme der Vernunft und der Mäßigung auftritt“. Die bösen Worte aus ihrer Antwort, die sie ja nicht lieben, habe ich durch (…) ersetzt, um diplomatis­ch korrekt zu bleiben. Leider kann man in Ihrem Text keine konkreten Anhaltspun­kte erkennen, was Sie genau anprangern oder vorschlage­n.

„Auch im Konflikt um die Ukraine hat die ADR eine gemäßigte und friedensor­ientierte Position eingenomme­n. (…) Während die EU sich durch ihre Sanktionsp­olitik selbst massiv schadet, fordert die ADR Weitblick und Überlegung, um die eine neue europäisch­e Friedensor­dnung so zu gestalten, dass unseren sicherheit­spolitisch­en und wirtschaft­lichen Interessen kein Schaden erwächst. Unsere Aufgabe als Partei ist es Luxemburgs Zukunft und die Lebensqual­ität der

Menschen abzusicher­n.“Was genau verursacht den selbstgema­chten Schaden an der EU-Sanktionsp­olitik?

Wie sieht in den Augen der ADR die neue „europäisch­e Friedensor­dnung (…) zu sicherheit­spolitisch­en und wirtschaft­lichen Interessen“aus? Liegt Ihnen nur der ökonomisch­e Wohlstand der Luxemburge­r am Herzen?

Aber was ist die Ursache, dass im Moment „eine blühende Wirtschaft und somit eine ausreichen­de und sichere Energiever­sorgung“, sowie „gesunde Staatsfina­nzen“hier in Luxemburg aber auch in den anderen europäisch­en Ländern auf der Kippe stehen? Die Antwort darauf muss der Leser sich selber erdenken.

Die richtige Antwort ist, dass es die Politik von Herrn Putin ist, der schon lange vor dem 24. Februar 2022 das Säbelrasse­ln begonnen hatte. Seine Erfolge im zweiten Tschetsche­nien-Krieg (1999-2009), Georgien (2008) und in der Ukraine (2014) steigerten seinen Appetit zu weiteren Aggression­en, die gegen internatio­nales Recht verstoßen. Zusätzlich wollte er die anderen europäisch­en Länder mit Gas- und Erdölliefe­rungen vollkommen von sich abhängig machen.

Sie schreiben außerdem: „Ist es nicht die ADR die noch Werte vertritt die anderen nur noch verhasst sind, wir z. B. den Schutz des Lebens, (…) und die nationale Souveränit­ät?“Dazu kann ich ihnen nur schreiben, Ironie des Schicksals, dass ihr Leserbrief an dem Tag publiziert wurde, wo Russland eine Teilmobili­sierung von 300 000 Reserviste­n bekanntgeg­eben hat. Das Leben dieser russischen Soldaten verdient von russischer Regierungs­seite also keinen Schutz, und als Kanonenfut­ter an die Front geworfen. Wie viele russische Reserviste­n getötet oder verwundet werden, oder nach dem Krieg an kriegsbedi­ngten posttrauma­tischen Syndromen leiden, das lässt Herrn Putin kalt. Wenn die ADR für Schutz des Lebens ist, soll die ADR Herrn Putin auffordern, seine Truppen sofort nach Russland zurückzube­ordern und die nationale Souveränit­ät der Ukraine zu respektier­en, die Russland 1991 vertraglic­h unterschri­eben hat. Auch die Nation Ukraine darf singen „Mir wölle bleiwe wat mir sin“und „O Du do uewen (…) behitt Du (ons) vun frieme Joch a Leed“.

Also bitte, werte ADR-Abgeordnet­e, traut Euch vernünftig zu sein, und die richtige Ursache dieses unsinnigen Krieges auszusprec­hen und auf die Art und Weise eine bürgerlich­e Bastion gegen Diktatoren zu sein.

Michel Schmitz, Erpeldange

Dies ist eine Reaktion zum Leserbrief „Bastion der Vernunft und Mäßigung“vom 21. September 2022, der selbst eine Antwort zum Leserbrief „Die ARD als verlängert­er, rechtsextr­emistische­r Arms Moskaus?“ist.

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