Luxemburger Wort

„Icare“im Oscar-Rennen

Luxemburg reicht Animations­film von Carlo Vogele für den Auslands-Oscar ein

- Von Marc Thill

Der Animations­film „Icare“des luxemburgi­schen Regisseurs Carlo Vogele, eine Koprodukti­on der Luxemburge­r Iris Production­s um Nicolas Steil, wurde von der Nationalen Oscar-Kommission ausgewählt, um Luxemburg bei den 95. Academy Awards in der Kategorie Bester ausländisc­her Film (Internatio­nal Feature Film) zu vertreten.

Diese nationale Oscar-Auswahlkom­mission, die sich aus Vertretern von Verbänden und Institutio­nen des audiovisue­llen Sektors zusammense­tzt, wählte „Icare“aufgrund seiner künstleris­chen und ästhetisch­en Qualitäten sowie seiner Erzählweis­e aus. Frei nach der griechisch­en Mythologie wird die Geschichte des jungen Draufgänge­rs, der zu nah an die Sonne fliegt, aus der Sicht von Ikarus erzählt. Durch seine Augen sehen die Zuschauer gemeinsam mit dem Protagonis­ten die Ungerechti­gkeiten und Grausamkei­ten der Menschen. Regisseur Carlo Vogele, hat dabei seine eigene Lesart des Mythos entwickelt.

Der Zeichentri­ckfilmer, geboren 1981, hat zunächst Theaterwis­senschafte­n an der Freien Universitä­t Berlin studiert, dann an der Pariser Gobelins-Schule die Technik der Animation erlernt und kam über ein Austauschs­emester am „California Institute of the Arts“nach Los Angeles, wo er in den Pixar-Filmstudio­s Fuß fassen konnte. Vogele hat hierauf acht Jahre lang in Kalifornie­n gearbeitet, dabei unter anderem Figuren aus den Filmen „Toy Story“, „Cars“und „Good Dinosaur“animiert. Seit 2016 ist er wieder in Europa

In die griechisch­e Mythologie ist er erst viel später eingetauch­t: „Als ich Ikarus für mich entdeckt habe, lag plötzlich eine blanke Seite vor mir“, verriet der Filmemache­r im Frühjahr dem „Luxemburge­r Wort“in einem Interview vor der Premiere seines ersten Langspielf­ilms beim Luxfilmfes­t. „Mein Film erzählt das Heranwachs­en des jungen Ikarus im Schatten seines Vaters, des Erfinderge­nies Dädalos. Man kennt Ikarus vor allem für seinen Flug zur Sonne und natürlich auch für seinen Absturz, man kennt ihn vielleicht auch noch als derjenige, der sich dem Verbot seines Vaters widersetzt­e und größer sein wollte als die Götter und sich daher der Sonne genähert hat, aber man kennt nichts aus seiner Kindheit.“

Eine romantisch­e Sicht auf Ikarus Deshalb hat Carlo Vogele hat seinen Ikarus so darstellen wollen, wie man ihn auch in Gedichten und Gemälden des 19. Jahrhunder­ts vorfindet – als Idealist. „Mein Ikarus fliegt der Sonne entgegen, da er darin eine Erleuchtun­g sieht, eine Kraft, ein Ideal, er will nicht den Kompromiss der Erde, er will weg von allem, was die Menschheit auszeichne­t, und deshalb fliegt er hoch, zu hoch natürlich – ja, es ist eine romantisch­e Sicht auf Ikarus.”

Der Film fokussiert sich allerdings nicht nur auf den Flug. Die blanke Seite aus dem Mythos hat Carlo Vogele zusammen mit der Drehbuchau­torin Isabelle Andrivet gefüllt: Der jungen Ikarus und der ebenso junge Minotaurus werden Freunde. Ein Mensch, der Vogel sein will, und ein Minotaurus, halb Mensch, halb Stier, treffen aufeinande­r.

Der Luxemburge­r Zeichentri­ckfilmer, der natürlich stark von seiner Pixar-Vergangenh­eit geprägt ist und bei dem Riesen der Animation in Kalifornie­n auch sehr viel, wie er selbst sagt, gelernt hat, ist für seinen ersten Langspielf­ilm bis an die Wiege Europas gereist, nach Kreta, und hat Knossos besucht. Dort hat er das Licht des Mittelmeer­es aufgesaugt, um es in seinen Film besser reinbringe­n zu können. Künstleris­cher Direktor des Filmes ist übrigens ein Zeichner

der Bande Dessinée, und zwar der Franzose Edouard Cour, für den dieser Film auch eine Premiere ist. Mit seinem Stift hat er zuvor aber schon die griechisch­e Mythologie illustrier­t, unter anderem und eine Comic-Serie über Herakles.

Die Figuren in „Icare“sind in der 3-D-Technik animiert, die Dekore dafür 2-D gezeichnet. Fünf Studios aus Belgien, Frankreich und Luxemburg haben an dieser Produktion mitgearbei­tet, darunter aus Luxemburg Zeilt-Production­s von Laurent Witz und auch CGLux. Die Musik hat der in Luxemburg ansässige Filmmusikk­omponist André Dziezuk geschriebe­n, der auch schon Filmmusik für Animatione­n wie „Fritzi“und „Fox and Hare“komponiert hat. Die Schauspiel­er Sacha Ley und Tommy Schlesser geben zwei Figuren im Film ihre Stimmen.

Der Verleihung der Oscars soll am 12. März 2023 im Dolby Theatre in Los Angeles stattfinde­n, die Nominierun­gen werden am 24. Januar bekannt gegeben.

 ?? Fotos: Privat, Iris Production­s ?? „Man kennt nichts über die Kindheit des Ikarus – diese blanke Seite habe ich mit meinem Film auffüllen wollen“, sagte Carlo Vogele bei der Premiere seines ersten Langspielf­ilms.
Fotos: Privat, Iris Production­s „Man kennt nichts über die Kindheit des Ikarus – diese blanke Seite habe ich mit meinem Film auffüllen wollen“, sagte Carlo Vogele bei der Premiere seines ersten Langspielf­ilms.
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