Mehr Sicherheit für die Radfahrer
Die Avenue Marie-Thérèse und der Boulevard Prince Henri in der Hauptstadt verändern sich
Luxemburg. Die Hauptstadt und ihre Fahrradwege sind regelmäßig Grund für Diskussionen. An zwei neuralgischen Stellen kommt es nun zu Änderungen, die Lob, aber auch Kritik ernten.
In der Avenue Marie-Thérèse, durch die im August 2021 eine Popup-Lane führte, wird der bestehende Radweg in Richtung Stadtzentrum nachgebessert, das heißt auf das Niveau des Bürgersteiges gehoben, wie Patrick Goldschmidt (DP) im Gespräch mit dem „Luxemburger Wort“verrät. „Die Piste wird unidirektional in die Stadt hinein führen. Die Arbeiten können bald ausgeführt werden. Der Schöffenrat wird noch einmal über die Pläne schauen“, so der Mobilitätsschöffe der Hauptstadt.
Kritik kommt dafür von ProVelo. „Die Pläne sind nur halbherzig. Der Radweg soll zum Teil separat, dann wieder zusammen mit dem Fußgängerweg führen. Das ist viel Hin und Her und außerdem sind Schikanen drin. Optimal wäre, eine separate und durchgehende Trennung von Rad und Autos“, so Jo Klein von der Fahrrad-Vereinigung.
Er spricht vor allem die Situation bei der Bushalteastelle beim Altersheim „Konviktsgaart“an. „Der Radweg führt hinter der Bushaltestelle vorbei“, erklärt Patrick Goldschmidt. Das ist nicht optimal, aber laut dem DP-Politiker nicht anders möglich: „Wir wollten die Haltestelle an einen anderen Standort versetzen. Die Haltestelle wird aber viel von den Bewohnern des Altenheims benutzt. Dazu kommt, dass es auf der anderen Straßenseite keine Haltestelle gibt – anders als sonst üblich auf dem Stadtgebiet. Und auch am benachbarten Boulevard Joseph II können wir aus verkehrstechnischen Gründen keine Haltestelle installieren.“
Diskussion um die Fahrspuren
Ob der „neue“Radweg physisch vom Individualverkehr getrennt wird, ist noch nicht definitiv geklärt. „Es sind Poller vorgesehen. Wir müssen nun die finalen Pläne abwarten“, so Goldschmidt. Auch ProVelo und Jo Klein plädieren dafür: „Das wäre die optimale Lösung.“Momentan ist nur ein kleiner Teil mit Pollern abgesichert – und zwar auf der Kreuzung der Route d'Esch mit der Avenue Marie-Thérèse. „Dies haben wir jahrelang gefordert. Aber im Endeffekt ist dies nur ein Puzzlestück. Ansonsten handelt es sich nicht um ein Gesamtkonzept.“
Hier ist aber nur Rede von einem Radweg ins Stadtzentrum hinein. Momentan besteht auch eine aufgemalte Piste in Richtung Merl. „Wenn es zum Konflikt kommt, ist der Radfahrer der Leidtragende“, weist Klein hin. Auch Goldschmidt
ist sich der Gefahr bewusst: „Momentan fehlen uns bei der Ausfahrt aus dem Park 80 Meter. Dort fährt man vom Bürgersteig auf die Fahrbahn. Das ist nicht optimal.“Dennoch wünscht er sich auch in diese Richtung „eine saubere Lösung“.
Für Jo Klein wäre die Lösung einfach: „Die Straße ist sehr breit und teilweise gibt es vier Spuren für das Auto. Eine könnte man durchaus einsparen.“Auch Patrick Goldschmidt ist sich diesen Forderungen bewusst und gibt dem ProVelo-Vertreter stellenweise recht: „Es gibt unterschiedliche Meinungen bei der Verringerung der Fahrbahn um eine Spur. Ich hoffe ja immer noch, dass wir es hinbekommen, dass der Transitverkehr nicht durchs Zentrum führt.“
Von der Avenue Marie-Thérèse geht es dann in Richtung Stadtzentrum links auf den Boulevard Prince Henri. Hier befindet sich jetzt eine von der Fahrbahn getrennte Radpiste, die am Donnerstag eröffnet wurde. Diese führt entlang des Stadparks bis zur Avenue Pescatore. Auf dem ersten Teil – bis zur Avenue Emile Reuter – ist der Radweg unidirektional angelegt, da Creos an dieser Stelle eine größere Baustelle in Angriff nimmt. Nach Abschluss dieser Arbeiten erfolgt dann auf diesem Teilstück die Umwandlung zu einer bidirektionalen Piste.
Auf dem Prénzerëng werden einige Parkplätze verschwinden. Dass dies nicht überall auf Gegenliebe stößt, bemerkte eine Radfahrerin am Donnerstagmorgen gegenüber dem Schöffenrat an. Sie wäre zwar begeisterte Radfahrerin, aber trotzdem wolle sie nicht auf die Parkplätze an dieser Stelle verzichten.
Zufrieden zeigte sich die Vereinigung ProVelo mit der neuen Piste. „Es ist schön, zu sehen, dass die Stadt Luxemburg neue Sachen wie die Poller ausprobiert. Einen Radweg, der von der Fahrbahn getrennt ist, haben wir lange gefordert für den Boulevard Prince Henri“, resümiert Jo Klein, der nur einen kleinen Kritikpunkt anbringt: „Bei der vel'OH-Station auf der Kreuzung mit der Avenue Emile Reuter könnte es zu Konfliktsituationen kommen.“
Patrick Goldschmidt wird sich das Lob, aber auch die Anmerkungen gut notiert haben.
Optimal wäre eine separate und durchgehende Trennung von Auto und Fußgänger. Jo Klein, ProVelo