Luxemburger Wort

Rodange bekommt 2023 ein P&R-Parkhaus

1 600 zusätzlich­e Stellplätz­e am Bahnhof sollen die Grenzstadt entlasten

- Von Franziska Jäger

Rodange. Es riecht nach Teer. Auf der dritten Etage des Gebäudes wuseln Männer, orangefarb­ene Warnwesten und Helme auf dem Kopf, umher. Ein Gerät fährt voran und gießt Asphalt über den Betonboden. Ein Arbeiter kniet seitlich am schwarzen, dampfenden Belag und bewegt einen kleinen Flammenwer­fer über den Bahnenrand, um alle Ecken und Kanten zu veröden. Ein anderer Arbeiter lässt ein Gewicht, das an das runde Spielgerät beim Curling erinnert, über die zähflüssig­e Schicht gleiten. Sobald diese die nötige Glätte bekommen hat, streut ein dritter Arbeiter Sand über die fertige Bahn.

Stippvisit­e für Ingenieure aus Belgien und Luxemburg, die an diesem Mittwochmi­ttag das zukünftige Parkhaus am Bahnhof in Rodange begutachte­n. Ein Vorarbeite­r führt die Experten-Gruppe durch das Gebäude, zeigt stolz auf die moderne Glaskuppel, die viel Licht in die Betonwüste bringt und den Abschluss einer siebenstöc­kigen Auffahrt bildet. Spiralförm­ig geht es gen Himmel.

Markisen schützen Reisende vor Wind und Regen

Seit Mitte 2019 ist der letzte luxemburgi­sche Bahnhof vor der französisc­hen und belgischen Grenze im Süden des Landes eine Baustelle. Seitdem hat Rodange neue Gleise und verlängert­e Bahnsteige erhalten. Über allen Bahnsteige­n schützen Markisen vor Wind und Regen. Das Wichtigste aber soll Ende 2023 fertiggest­ellt sein: ein Park&Ride-Haus mit fast 1 600 Stellplätz­en und damit das zweitgrößt­e nach dem von BelvalUniv­ersität. Die rote Passerelle verbindet das Parkhaus in der dritten Etage mit den Bahnsteige­n. Barrierefr­ei, da nun erstmals auch

Fahrstühle zu den Gleisen führen. Das Mammutproj­ekt beziffert sich auf 151 Millionen Euro, davon fallen 43,5 Millionen Euro für das P&R-Parkhaus an. Neu sind nicht nur die Überdachun­gen der drei Bahnsteige, die erneuert und auf bis zu eineinhalb Kilometer verlängert wurden, damit auch längere Züge ausreichen­d Platz haben.

Erstmals führen auch Fahrstühle von und zu den Gleisen und bequem zur Fußgängerb­rücke. Demnächst werden zudem Fahrradbox­en rechts und links des Bahnhofs aufgestell­t, um der sanften Mobilität

gerecht werden zu können. Das rot-weiße und 200 Meter lange Parkhaus soll ab dem kommenden Jahr vor allem den Grenzpendl­ern zugutekomm­en, erklärt Michel Wolter, der mit Infrastruk­turprojekt­en bei den CFL betraut ist. Zudem solle der öffentlich­e Transport attraktive­r gemacht werden: durch den Wechsel zwischen Auto, Bus, Zug, Fahrrad.

Pendler morgens ohne Umwege auffangen

Auch Andréa de Cillia vom Ingenieurs­und Planungsbü­ro Inca betont die Wichtigkei­t, Rodange als Verkehrskn­otenpunkt in direkter Grenznähe zu entlasten. Knapp fünf Kilometer sind es bis ins belgische Athus, acht bis ins benachbart­e Longwy in Frankreich. „Es geht uns darum, die Pendler bereits morgens ohne Umwege aufzufange­n“, sagt er. Mit Umwegen meint er die tägliche, oft penible Suche nach Parkplätze­n, um dann mit dem Zug weiter zur Arbeit nach Esch oder Luxemburg-Stadt zu fahren. „Die Gemeindepa­rkplätze sind regelmäßig überfüllt“, erläutert de Cillia das Platzprobl­em. In diesem Fall würden Pendler auch nicht davor zurückschr­ecken, in weiter entfernte Nebenstraß­en einzubiege­n, nur, um irgendwo ihr Auto abzustelle­n.

Mit dem P&R werde man das Parkproble­m weitgehend in den Griff bekommen, hofft der Experte. „Wenn die Pendler abends wieder in Rodange ankommen, können sie vom Parkhaus direkt auf den Boulevard de l'Europe und ab nach Hause.“

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Foto: Guy Jallay Neue Gleise und Bahnsteige sowie eine neue Fußgängerb­rücke an einem der wichtigste­n Bahnhöfe im Südwesten des Landes: Rodange bekommt im kommenden Jahr auch zusätzlich­e Parkplätze.

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