Rodange bekommt 2023 ein P&R-Parkhaus
1 600 zusätzliche Stellplätze am Bahnhof sollen die Grenzstadt entlasten
Rodange. Es riecht nach Teer. Auf der dritten Etage des Gebäudes wuseln Männer, orangefarbene Warnwesten und Helme auf dem Kopf, umher. Ein Gerät fährt voran und gießt Asphalt über den Betonboden. Ein Arbeiter kniet seitlich am schwarzen, dampfenden Belag und bewegt einen kleinen Flammenwerfer über den Bahnenrand, um alle Ecken und Kanten zu veröden. Ein anderer Arbeiter lässt ein Gewicht, das an das runde Spielgerät beim Curling erinnert, über die zähflüssige Schicht gleiten. Sobald diese die nötige Glätte bekommen hat, streut ein dritter Arbeiter Sand über die fertige Bahn.
Stippvisite für Ingenieure aus Belgien und Luxemburg, die an diesem Mittwochmittag das zukünftige Parkhaus am Bahnhof in Rodange begutachten. Ein Vorarbeiter führt die Experten-Gruppe durch das Gebäude, zeigt stolz auf die moderne Glaskuppel, die viel Licht in die Betonwüste bringt und den Abschluss einer siebenstöckigen Auffahrt bildet. Spiralförmig geht es gen Himmel.
Markisen schützen Reisende vor Wind und Regen
Seit Mitte 2019 ist der letzte luxemburgische Bahnhof vor der französischen und belgischen Grenze im Süden des Landes eine Baustelle. Seitdem hat Rodange neue Gleise und verlängerte Bahnsteige erhalten. Über allen Bahnsteigen schützen Markisen vor Wind und Regen. Das Wichtigste aber soll Ende 2023 fertiggestellt sein: ein Park&Ride-Haus mit fast 1 600 Stellplätzen und damit das zweitgrößte nach dem von BelvalUniversität. Die rote Passerelle verbindet das Parkhaus in der dritten Etage mit den Bahnsteigen. Barrierefrei, da nun erstmals auch
Fahrstühle zu den Gleisen führen. Das Mammutprojekt beziffert sich auf 151 Millionen Euro, davon fallen 43,5 Millionen Euro für das P&R-Parkhaus an. Neu sind nicht nur die Überdachungen der drei Bahnsteige, die erneuert und auf bis zu eineinhalb Kilometer verlängert wurden, damit auch längere Züge ausreichend Platz haben.
Erstmals führen auch Fahrstühle von und zu den Gleisen und bequem zur Fußgängerbrücke. Demnächst werden zudem Fahrradboxen rechts und links des Bahnhofs aufgestellt, um der sanften Mobilität
gerecht werden zu können. Das rot-weiße und 200 Meter lange Parkhaus soll ab dem kommenden Jahr vor allem den Grenzpendlern zugutekommen, erklärt Michel Wolter, der mit Infrastrukturprojekten bei den CFL betraut ist. Zudem solle der öffentliche Transport attraktiver gemacht werden: durch den Wechsel zwischen Auto, Bus, Zug, Fahrrad.
Pendler morgens ohne Umwege auffangen
Auch Andréa de Cillia vom Ingenieursund Planungsbüro Inca betont die Wichtigkeit, Rodange als Verkehrsknotenpunkt in direkter Grenznähe zu entlasten. Knapp fünf Kilometer sind es bis ins belgische Athus, acht bis ins benachbarte Longwy in Frankreich. „Es geht uns darum, die Pendler bereits morgens ohne Umwege aufzufangen“, sagt er. Mit Umwegen meint er die tägliche, oft penible Suche nach Parkplätzen, um dann mit dem Zug weiter zur Arbeit nach Esch oder Luxemburg-Stadt zu fahren. „Die Gemeindeparkplätze sind regelmäßig überfüllt“, erläutert de Cillia das Platzproblem. In diesem Fall würden Pendler auch nicht davor zurückschrecken, in weiter entfernte Nebenstraßen einzubiegen, nur, um irgendwo ihr Auto abzustellen.
Mit dem P&R werde man das Parkproblem weitgehend in den Griff bekommen, hofft der Experte. „Wenn die Pendler abends wieder in Rodange ankommen, können sie vom Parkhaus direkt auf den Boulevard de l'Europe und ab nach Hause.“