Russland will Gasexporte bis 2025 um 40 Prozent reduzieren
Der Dreijahres-Haushalt des Landes reagiert damit vor allem auf die Folgen der westlichen Sanktionen
Moskau. Russland will seine Gaslieferungen an den Weltmarkt in den nächsten drei Jahren weiter senken. Bloomberg vorliegende Zahlen zu den Plänen unterstreichen das Ausmaß der Herausforderungen, vor denen die europäischen Energieverbraucher stehen. Gegenüber dem Stand des vergangenen Jahres sollen die jährlichen Pipeline-Gasexporte zwischen 2023 und 2025 um fast 40 Prozent auf 125,2 Milliarden Kubikmeter reduziert werden, wie Russlands Dreijahres-Haushaltsplan zeigt. Für das laufende Jahr schätzt der Entwurf den Gasexport über Pipelines auf 142 Milliarden Kubikmeter. 2021 waren es noch mehr als 205 Milliarden Kubikmeter.
Angesichts der westlichen Sanktionen in Reaktion auf die Ukraine-Invasion
hat die russische Gazprom PJSC die Lieferungen nach Europa – ihrem traditionell größten Markt – seit Monaten reduziert. Einigen europäischen Kunden wurde das Gas abgestellt, nachdem sie sich geweigert hatten, der Forderung des Kremls nach Bezahlung in Rubel nachzukommen. Die Gaslieferungen über die Pipeline Nord Stream wurden mit Verweis auf die Sanktionen und technische Probleme komplett gestoppt.
Der Haushaltsentwurf enthält keine Aufschlüsselung der Exportmärkte. Ausgehend von den historischen Daten und den aktuellen Lieferströmen könnte die Türkei jedoch der größte Einzelkunde von Gazprom auf dem Kontinent werden. Im vergangenen Jahr exportierte Gazprom fast 27 Milliarden Kubikmeter in die Türkei.
China könnte im nächsten Jahr der zweitgrößte Abnehmer von russischem Pipeline-Gas werden. Die Vereinbarung zwischen Gazprom
und der China National Petroleum Corporation sieht eine schrittweise Erhöhung der Lieferungen über die Pipeline Power of Siberia auf rund 21 Milliarden Kubikmeter im Jahr 2023 vor. Für dieses Jahr sind 15 bis 16 Milliarden Kubikmeter geplant.
Ausgehend von den obigen Annahmen und bei jährlichen Lieferungen von etwa 30 Milliarden Kubikmetern an die Länder der ehemaligen Sowjetunion könnten etwa 45 Milliarden Kubikmeter Gas an den europäischen Markt geliefert werden. Das entspricht etwa 123 Millionen Kubikmetern pro Tag. Russland exportiert derzeit etwa 80 Millionen Kubikmeter pro Tag nach Europa.
Gazprom trifft die endgültige Entscheidung über die Lieferungen letztlich aber auf der Grundlage von Marktbedingungen und Kundenwünschen. Ein Faktor ist zudem eine weitere Eskalation des Konflikts zwischen Russland und dem Westen. Bloomberg