Peitschende See, aber kaum Tiefe
Désirée Nosbusch als Polizeipsychologin in neuer Episode der ARD-Reihe „Der Irland-Krimi“
Der melancholische ARD-«IrlandKrimi» geht in seine dritte Staffel. In der Episode «Familienbande» kommt die deutschstämmige Ermittlerin Cathrin Blake alias Grimme-Preisträgerin Desirée Nosbusch einem dunklen Geheimnis auf die Spur. Allzu spannend gerät das Ganze nicht.
Es wirkt wie ein Lichtblick in der diesig grauen Witterung der Grünen Insel: Die vom Leben gebeutelte Polizeipsychologin Cathrin Blake (Desirée Nosbusch) hat ein Haus gefunden, in dem sie sich gemütlich einrichtet. Dabei hilft ihr junger Sohn Paul (Rafael Gareisen). Zu ihm hatte sie nach der Ermordung ihres Ehemanns lange ein schlechtes Verhältnis. Cathrin bekämpft endlich ihre Alkoholsucht und besucht eine Gruppentherapie. Dort lernt sie den Bootsbauer Matt (Thomas Sarbacher) kennen, der ihr auf zurückhaltend charmante Art den Hof macht. Doch dann rühren sich ganz massiv erneut die Schattenseiten der menschlichen Existenz. Denn die Psychologin hat dafür plädiert, dass die junge Abbie (Luisa-Céline Gaffron), die im Gefängnis sitzt, weil sie ihren Mann erstochen hat, Freigang erhält, um ihre kleine Tochter zu besuchen. Abbie flüchtet jedoch mit Maisie (Molli McCann) – samt einer Pistole. Und bei der polizeilichen Suche nach den beiden kommt die Einzelgängerin Cathrin einem schrecklichen häuslichen Geheimnis auf die Spur.
„Familienbande“heißt die fünfte Episode aus der seit 2019 sporadisch laufenden melancholischen ARD-Reihe „Der Irland-Krimi“. Das Erste sendet sie am Donnerstag um 20.15 Uhr. Eine Woche später, am 6. Oktober, geht es dann mit dem Fall „Preis des Schweigens“weiter, wobei Cathrins Dasein förmlich aus den Fugen zu geraten droht. Bei alledem steht der aus Deutschland stammenden Psychologin weiterhin der erfahrene „Garda“-Kommissar Sean Kelly (Declan Conlon) mit seinen Kollegen zur Seite.
Nosbusch ermittelt als Cathrin in der verwinkelten Hafenstadt Galway an der Westküste des Landes mit einem Ernst und einer Betroffenheit in ihrer Miene, die keinen Zweifel am inneren Engagement der 57-Jährigen aufkommen lassen. Leider aber wirkt die Geschichte aus der Feder des neuen „Irland-Krimi“-Autors Sebastian Andrae unter Regie des ebenfalls erstmals ins Boot geholten Matthias Tiefenbacher von Anfang an durchsichtig.
Eine beeindruckende Rolle spielen wieder die karge Küstenlandschaft und die peitschende See – und sie haben das Spiel der Hauptdarstellerin beeinflusst, wie Nosbusch sagt. „Die Natur erdet mich immer wieder und macht mich sehr demütig“, erklärt die Luxemburgerin im ARD-Presseheft. Und fügt hinzu: „Natürlich bewegt man sich in der irischen Landschaft anders als in Hamburg, wo ich gerade gedreht habe. Die Natur gibt einen Rhythmus vor, dem man sich je nach Geschichte hingibt oder widersetzt. Es ist ein ewiges Zusammenspiel.“dpa
„Familienbande“, am Donnerstag um 20.15 Uhr und um 0.55 Uhr im Ersten Deutschen Fernsehen.