Wohnen im Heimatdorf
Pol Godinho erfüllt sich den Traum einer bezahlbaren Wohnung in Hesperingen
Hesperingen. Pol Godinho schließt seine Wohnung in einem Neubaukomplex in Alzingen auf: Das 87 Quadratmeter große Appartement liegt im neuen Viertel Rothweit und wurde von der Société Nationale des Habitations à Bon Marché (SNHBM) in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde Hesperingen gebaut. „Ich bin hier aufgewachsen und wollte immer in meinem Heimatort wohnen. Dies wurde durch den bezahlbaren Wohnraum erst möglich“, erklärt der 36-Jährige.
Auf elf Hektar erstreckt sich das neue Viertel etwas abseits von der viel befahrenen Route de Thionville, fast gegenüber der Märei. Die Gemeindeverantwortlichen haben einen neuen Schritt gewagt, nämlich jenen, den Teilbebauungsplan selbst zu realisieren. „2010 haben wir diese Entscheidung mit 40 anderen Grundstückbesitzern getroffen. Ziel war es, soviel bezahlbaren und sozialen Wohnraum wie möglich zu schaffen“, erklärt Bürgermeister Marc Lies (CSV).
Etwas mehr als 400 Wohnungen und Häuser entstehen insgesamt auf dem Areal, die Gemeinde hat die Handhabe über 100 davon. Darunter befinden sich 38 Wohnungen, wie die von Pol Godinho, die bereits verkauft sind. Dazu kommen 14 Häuser. Im Bau sind momentan noch 16 Sozialwohnungen, die über das Sozialamt der Gemeinde vergeben werden.
Punkte durch Kriterien
Der bezahlbare Wohnraum wurde von der SNHBM verwaltet. Mit unterschiedlichen Kriterien konnten die Bewerber Punkte sammeln. Auf diese Weise wurden dann die Wohnungen vergeben. Die Kriterien sehen wie folgt aus: Seit drei Jahren in der Gemeinde wohnen oder während sieben Jahren in der Gemeinde gewohnt haben, direkte Familie, die seit zehn Jahren in der Gemeinde wohnt, und direkte Familie, die seit zehn Jahren in der Gemeinde wohnt und Kinder hat. Weitere Punkte gibt es für Menschen, die seit drei Jahren in der Gemeinde arbeiten.
Pol Godinho erfüllte diese Kriterien, als „Hesper Jong“, aber auch als Verantwortlicher des Jugendtreff in Hesperingen. „Ich habe einige Jahre in Bettemburg gelebt. Es 87 Quadratmeter groß ist die Wohnung.
war aber immer mein Wunsch, in Hesperingen zu wohnen. Auch wenn ich einen guten Lohn habe, war der Kauf eines bezahlbaren Wohnraums der einzige mögliche Weg als Alleinkäufer“, so Godinho. Seit vier Monaten lebt er nun in seiner Wohnung, für die er etwas weniger als 400 000 Euro bezahlt hat.
In dem Wohnkomplex lebt noch eine weitere Person, die Godinho aus der Grundschulzeit kennt. Auch ein Mitarbeiter wird bald dort einziehen. „Hier wohnen alleinerziehende Eltern oder auch Junggesellen. Ich denke, es wird eine angenehme Stimmung entstehen.“
Sozialwohnungen und Geschäfte Auch wenn er der Gemeinde dankbar für diese Initiative ist, sieht Pol Godinho in seinem Alltag die Probleme der Wohnungsnot: „Ich versuche, meine Erfahrungen mit den Jugendlichen zu teilen. Außerdem zeige ich ihnen andere Möglichkeiten auf, wie Betreutes Wohnen.
Auch wenn ich einen guten Lohn habe, war der Kauf eines bezahlbaren Wohnraums der einzige mögliche Weg als Alleinkäufer. Pol Godinho
Aber die Strukturen für Jugendliche sind überfüllt. Die Wartelisten der SNHBM sind voll. So schauen sich viele Jugendliche auch im Ausland um. Aber wenn jede Gemeinde diese Anstrengungen unternehmen würde, wäre das Problem eigentlich gelöst“, sagt er.
Marc Lies hofft, dass das Viertel Rothweit Schule machen wird: „Gemeinden sollen Grundstücke aufkaufen und dann selbst Teilbebauungspläne realisieren. Das ist der richtige Weg. Vielleicht ist das Vertrauen ja größer in eine Gemeinde als in einen Privatinvestor. Die Gemeinden müssen mehr Verantwortung übernehmen.“Der CSV-Politiker muss aber auch zugeben: „Zu Beginn war es ein finanzieller Kraftakt für uns.“Dennoch zieht er eine positive Bilanz: „Dieses Projekt ist zielführend und auf diesem Weg kann man die Projekte so realisieren, wie man es sich wünscht.“
Rund um das Gebäude, in dem Pol Godinho wohnt, wird noch eifrig gebaut. Gleich gegenüber entstehen bis Ende des Jahres 16 Sozialwohnungen. Im Erdgeschoss werden bald ein Kaufladen, eine Apotheke und ein Weinhändler einziehen. Dann ist noch Platz für einen Raum für Sportkurse der Gemeinde und für die Pfadfinder. Im Viertel befindet sich auch eine Grundschule mit Maison relais.
Pol Godinho ist zufrieden. Der Erzieher wohnt wieder in seiner Gemeinde. Das bringt einige Vorteile mit sich: Seit zwei Monaten musste er nicht mehr tanken. Den Arbeitsweg absolviert er zu Fuß oder mit dem Roller.