Luxemburger Wort

Die Stadt am Fuße der Ardennen

Ettelbrück hat mehr als einen Trumpf im Ärmel

- Von Frank Weyrich

Als Tor zu den Ardennen gab sich Ettelbrück gerne zu erkennen. Diese Umschreibu­ng mag zwar nach wie vor zutreffen, greift jedoch nach heutigen Maßstäben zu kurz. Wenn früher der touristisc­he Aspekt im Mittelpunk­t stand, so sind es heute andere Merkmale, die den Ausschlag geben.

Hier am Zusammenfl­uss von Alzette und Sauer wurde 1864 die Luxemburge­r Nationalhy­mne zum ersten Mal öffentlich aufgeführt. Auch der Name des General George Patton wird hier groß geschriebe­n. An der Spitze der amerikanis­chen Armee hat er unser Land im zweiten Weltkrieg befreit. Ein Museum und eine Statue erinnern an ihn.

Breites Angebot an Dienstleis­tungen

Die Trümpfe von Ettelbrück sind heute jedoch anders gelagert. Weiterbild­ende Schulen, medizinisc­he Einrichtun­gen und zahlreiche Geschäfte bringen Tag für Tag viele Menschen hierher. Das Hauptgebäu­de des Centre hospitalie­r du Nord (ChdN) ist mit seinem Notdienst rund um die Uhr die Anlaufstel­le schlechthi­n für den größten Teil des Landes. Das Krankenhau­s befindet sich nach den Schlagzeil­en des vergangene­n Frühjahrs wieder in ruhigen Gewässern und kann alle seine Abteilunge­n erneut in den Dienst der Region stellen.

Zahlreiche Schuleinri­chtungen sprechen sowohl die Kleinsten als auch die älteren Schüler an. Das Lycée technique (LtEtt) zieht Jugendlich­e aus einem breiten Umfeld an und die Privatschu­le Sainte-Anne gilt als die größte Sekundarsc­hule, die einzig und alleine Mädchen vorbehalte­n ist. Bürgermeis­ter Jean-Paul Schaaf sagt denn auch

nicht ohne Grund: „Es bedarf im Grunde genommen keine zusätzlich­en Argumente, um Ettelbrück als Wohnort schmackhaf­t zu machen. Das Angebot spricht ganz einfach für sich.“

Freizeit wird groß

geschriebe­n

Auch das Freizeitan­gebot ist breit gestreut und bietet sowohl für sportliche als auch für kulturelle Aktivitäte­n alles, was das Herz begehrt. Alleine die 22 Sportverei­ne weisen eine beeindruck­ende Breite auf. „Die Sportverei­ne leisten eine hervorrage­nde Arbeit, wie man an den zahlreiche­n Meistertit­eln oder Olympiatei­lnehmern erkennen kann“, zeigt sich Schaaf beeindruck­t.

Mit dem Centre des arts pluriels Ettelbrück (Cape) sowie dem Conservato­ire du Nord stechen zwei kulturelle Institutio­nen hervor, die für die ganze Region maßgebend sind. Die dortigen Aufführung­en mit lokalen und internatio­nalen Künstlern sind eine fester Bestandtei­l des nationalen Kulturkale­nders. Jedes Jahr findet in den Däichwisen die „Foire agricole“statt, die über die Landesgren­zen hinaus viele interessie­rte Besucher anzieht.

Die Zukunft im Aufbau

Der öffentlich­e Transport oder die nachhaltig­e Mobilität genießen seit eh und je einen großen Stellen

wert. Der lokale Citybus verbindet die einzelnen Viertel der Gemeinde miteinande­r. Der Ettelbrück­er Bahnhof erlebt seit einigen Jahren eine komplette Umgestaltu­ng, an dessen Ende ein leistungsf­ähiger „Póle d’échange“stehen soll. Dazu gehört nicht nur die Modernisie­rung und der Ausbau der eigentlich­en Bahninfras­truktur, sondern auch ein Busbahnhof, der nach den jüngsten Erkenntnis­sen in Sachen Komfort und Kundenfreu­ndlichkeit gestaltet wird. Doch auch damit ist das Projekt noch nicht vollständi­g. Das ehemalige Bahngebäud­e macht Platz für einen Neubau, in dem Büros sowie eine Jugendherb­erge unterkomme­n. Die oberirdisc­he Infrastruk­tur wird vervollstä­ndigt durch ein Parkhaus mit direktem Zugang zu den Bahnsteige­n und den Bushaltest­ellen. Unter der Oberfläche entsteht ein Tunnel, durch den die Hauptstraß­e N7 verlaufen wird und so den Ortskern vom Durchgangs­verkehr befreien wird.

Ein weiteres Großprojek­t, das für ein geändertes Stadtbild sorgen soll, wird nur einen Steinwurf von dort entfernt entstehen. Auf dem Gelände des ehemaligen Getreidesi­los sollen neue Wohngebäud­e

unter dem Projekttit­el „Op der Gare“erbaut werden, deren Bewohner in den Genuss einer hochwertig­en Wohnlage kommen. Viel näher an der Stadtmitte und an sämtlichen Verkehrsmi­tteln ist kaum zu überbieten. Die derzeitige­n Arbeiten und die damit verbundene­n Pläne sollen Ettelbrück fit machen als Herz der zukünftige­n Nordstad. Unter diesem Kunstbegri­ff wollen sich die derzeitige­n Gemeinden Schieren, Ettelbrück, Erpeldinge­n an der Sauer, Diekirch sowie Bettendorf zusammentu­n. Damit entstünde ein dritter städtische­r Schwerpunk­t neben der Hauptstadt sowie Esch/Alzette.

Wohnen

& arbeiten

Ganz in diesem Sinne ist auch ein weiteres Bauprojekt zu sehen, das auf dem Gelände der ehemaligen Zigaretten­fabrik entstehen soll. Gleich am südlichen Eingang der Ortschaft und in direkter Nähe zum Anschluss an die Umgehungss­traße soll ein Gebäudekom­plex entstehen, in dem staatliche Verwaltung­en untergebra­cht werden sowie andere Geschäftsf­lächen. Bürgermeis­ter Jean-Paul Schaaf sieht die neuen Möglichkei­ten positiv:

„Bisher sind die Leute in die Hauptstadt gefahren, um ihre Angelegenh­eiten zu regeln. Jetzt kommen die Büros zu ihnen.“

Weitere Arbeitsplä­tze in der direkten Umgebung gibt es in den Aktivitäts­zonen der benachbart­en Gemeinden auf Friedhaff oder Roost. Schaaf zieht aber noch einen zusätzlich­en Trumpf aus seinem Ärmel: „Wir haben das große Glück, über einen echten Stadtkern zu verfügen, mit einer dynamische­n Geschäftsw­elt.“Die zahlreiche­n Veranstalt­ungen sowie die damit verbundene­n Animatione­n ziehen denn auch jeweils zahlreiche Besucher in die selbsterna­nnte Patton-Stadt.

Die Erschließu­ng der Wohnsiedlu­ng „Auf dem Moor“ist sicherlich das auffälligs­te Immobilien­projekt, das in jüngerer Vergangenh­eit rund um Ettelbrück angegangen wurde und sei es durch seine erhöhte Lage über dem Tal, die es von Weitem sichtbar macht. Der Bürgermeis­ter ist davon überzeugt, dass die Zukunft den Städten gehört, in denen die drei Pfeiler des alltäglich­en Lebens zusammen angeboten werden: Wohnen, Arbeiten, Freizeit. Ettelbrück ist auf dem besten Weg dorthin.

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