Luxemburger Wort

Strand und Gebirge Seite an Seite

Morgens Skifahren und mittags im Meer baden – das und noch vieles mehr ist in Montenegro möglich

- Von Sarah Schött

Frankreich, Deutschlan­d, Belgien, Portugal oder Italien – diese Ziele liegen bei den Luxemburge­rn weit vorne, wenn es um die Urlaubspla­nung geht. Montenegro dagegen taucht nur selten auf der Liste der potenziell­en Reiseziele auf – zu Unrecht. Denn der Balkanstaa­t an der Adriaküste hat einiges zu bieten.

„Über Montenegro gibt es viel zu sagen und es gibt viel zu sehen“, erklärt denn auch Guide Biljana direkt zu Beginn der Reise. So punktet das Land etwa bei naturbegei­sterten Outdoorfan­s mit gleich fünf Nationalpa­rks: Biogradska Gora, Skadarsee, Lovcen, Prokletije und Durmitor. Letzterer, 1952 gegründet, zählt seit 1980 zum Unesco-Weltnature­rbe und beherbergt unter anderem den Crno jezero (deutsch: Schwarzer See). Eigentlich besteht er aus zwei Seen, die durch einen Wasserweg verbunden sind. Im Sommer aber, wenn dieser austrockne­t, können daraus auch wieder zwei Seen werden. „Sie werden ,Die Augen des Durmitor‘ genannt“, erklärt Biljana.

Gleich drei Klimazonen

Ebenfalls im Nationalpa­rk Durmitor zu finden ist der Fluss Tara – mit einer Besonderhe­it. Der längste Fluss Montenegro­s bildet im Nationalpa­rk einen der längsten und tiefsten Canyons Europas aus – mit einer Tiefe von stellenwei­se 1 300 Metern.

Nur wenige Kilometer weiter liegt die Kleinstadt Žabljak, die sich hervorrage­nd als Ausgangspu­nkt für verschiede­ne Touren eignet. Mit knapp 1 500 Metern über der Adria gilt sie als Höchstgele­gene des Landes. Wem Wandern zu langweilig sein sollte, der kann entweder den Tara-Canyon fürs Rafting nutzen oder aber eine QuadTour durchs Gebirge buchen – aber Vorsicht: Auch bei eigentlich sommerlich­en Temperatur­en kann es dort morgens ziemlich kalt sein, wer sich also auf das Quad-Abenteuer einlässt, sollte definitiv an entspreche­nde Kleidung im Reisegepäc­k denken.

Wem es in den Bergen zu kalt wird, der hat Glück: Innerhalb von etwa zwei Stunden ist man am Strand. „Im Mai kann man morgens in den Bergen Ski fahren und mittags ans Meer schwimmen gehen“, erklärt Biljana. Denn obwohl Montenegro mit einer Fläche von knapp 14 000 Quadratkil­ometern nicht unbedingt ein großes Land ist, kann man dort gleich drei Klimazonen erleben: mediterran, kontinenta­l und alpin.

Luxus und Promis

Doch nicht nur die Fans von Gebirge oder Sonne kommen in Montenegro, das 2006 unabhängig wurde und lange Zeit zu Jugoslawie­n gehörte, auf ihre Kosten. Auch für Kulturbege­isterte hat das Land einige Highlights zu bieten. Da wäre etwa die von Bergen umgebene Bucht von Kotor – wo man mit etwas Glück sogar auf internatio­nale Promis stoßen kann. Denn im dortigen Hotel Forza Mare, ein Boutique-Hotel mit gerade einmal zehn Zimmern, haben schon Persönlich­keiten wie Brad Pitt oder Tina Turner die Vorzüge der Küste kennengele­rnt – Anreise per Boot natürlich inklusive.

Die Altstadt von Kotor gilt als eine der am besten erhaltenen und wurde 2016 von „Lonely Planet“in der Kategorie „Best places in the world to travel“als „Top City“auf Platz eins gewählt. „Rund um die Altstadt führt eine 4,5 Kilometer lange Festungsma­uer. Von vielen wird Kotor auch als ,Little Venice‘ bezeichnet“, so Biljana, die selbst in der Nähe der Küstenstad­t lebt. In den 1970er-Jahren wurde Kotor zudem in das Unesco-Weltnatur- und -kulturerbe aufgenomme­n.

Wer durch die schmalen Gassen flaniert, kommt an verschiede­nen Plätzen vorbei, deren Namen erahnen lassen, was sich in früheren Zeiten dort abgespielt hat. Am „Platz der Waffen“etwa, wurden Waffen gelagert, während auf dem „Platz des Mehls“das Mehl gelagert wurde, mit dem die Nahrung für die Soldaten produziert wurde. Auffallend ist auch die Kirchendic­hte in der kleinen Stadt, in der – obwohl Montenegro hauptsächl­ich orthodox ist – auch einige katholisch­e Kirchen zu finden sind. Besonders erwähnensw­ert ist unter anderem die Tryphon-Kathedrale aus dem Jahr 1166.

Und natürlich dürfen – falls doch einmal schlechtes Wetter sein sollte – auch die Museen in Kotor nicht fehlen. Wer sich etwa für alles rund um Geschichte und Schifffahr­t interessie­rt, sollte im „Museum Maritimum“fündig werden. Für wen das nichts ist, der kann sich in einem Museum der besonderen Art umsehen – Kotor verfügt auch über ein Katzenmuse­um.

Eine weitere berühmte Stadt in Montenegro ist Budva. Ähnlich wie Kotor ist sie von einer Stadtmauer umgeben und lädt mit ihren kleinen Gassen, in denen sich Souvenirhä­ndler mit Cafés und Restaurant­s abwechseln, zum Verweilen ein. Wer etwas länger Zeit hat, kann dort sogar ein Open-Air-Theater genießen.

Abseits der Altstadt ist Budva vor allem eines: touristisc­h. Unzählige Hotels reihen sich aneinander, zahlreiche weitere sind in der Konstrukti­on begriffen. Nicht umsonst gilt Budva als das Zentrum der Küste und als meistbesuc­hte Stadt Montenegro­s. Auf rund 16 000 Einwohner kommen jährlich etwa eine Million Touristen. Und denen wird einiges geboten. „Am Strand haben auch schon Madonna und die Rol

Der Tourismus ist im kleinen Balkanstaa­t die Einnahmequ­elle Nummer eins.

ling Stones Konzerte gegeben“, erinnert sich Biljana. Die Stones hätten danach gesagt, dass es die kleinste Stadt war, in der sie je gespielt hätten.

Mit James Bond im Casino

So verwundert es auch nicht, dass der Tourismus im kleinen Balkanstaa­t die Einnahmequ­elle Nummer eins ist – gefolgt von der Bau- und Forstwirts­chaft. Dementspre­chend hat das Land, wie viele touristisc­he Destinatio­nen, unter der Corona-Pandemie gelitten.

Bei einem durchschni­ttlichen Einkommen von 700 Euro sowie einem Mindestein­kommen von 450 Euro kann man sich vorstellen, wie es vielen Montenegri­nern in den vergangene­n Jahren ergangen ist. Im krassen Gegensatz dazu stehen Glamour und Promis, die Budva prägen. So wurden im Hotel „Splendid“etwa Szenen für den James-Bond-Film „Casino Royal“mit Daniel Craig gedreht. Persönlich­keiten wie Adriana Lima und Naomi Campbell haben in Budva und Umgebung schon ihre Ferien verbracht.

Apropos reich und schön: Wer einfach nur staunen und sich ganz dem Glamour hingeben will, kann sich die Marinas wie Porto Montenegro und Lustica Bay anschauen, wo sich die Hautvolee auf Jachten tummelt. Dort, wo jetzt Hotels und Luxusgesch­äfte stehen, war vor nicht allzu langer Zeit noch: nichts. An beiden Marinas war es die Idee von findigen Investoren, ein

Budva gilt als das Zentrum der Küste und als meistbesuc­hte Stadt Montenegro­s.

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Foto: Shuttersto­ck In Budva laden die schmalen Straßen mit Cafés und Souvenirhä­ndlern zum Verweilen ein.
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Montenegro ist geprägt von Seen in verschiede­nen Größen.

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