Luxemburger Wort

„Ein starkes Abkommen“

Premier Bettel erläutert vor dem Parlament die Ausrichtun­g des „Solidarité­itspak 2.0“

- Von Marc Schlammes

Außergewöh­nliche Zeiten verlangen nach außergewöh­nlichen Maßnahmen: Mit der Erklärung und anschließe­nden Debatte zu den jüngsten Tripartite-Beschlüsse­n endet die Sitzungspa­use der Chamber diesmal schon am 28. September; im Regelfall erstreckt sich diese Pause bis zum zweiten Dienstag im Oktober und der Eröffnung der neuen Sitzungsse­ssion am Krautmarkt.

Premiermin­ister Xavier Bettel (DP) unterstrei­cht denn auch gleich zu Beginn seiner Ausführung­en das Außergewöh­nliche: Zweimal innerhalb von sechs Monaten habe die Tripartite tagen müssen, um Antworten auf eine außergewöh­nliche Lage zu formuliere­n.

Später geht der Regierungs­chef auf den budgetären Kraftakt von zwei Tripartite-Runden und einem Energietis­ch ein, deren Volumen mit rund 2,5 Milliarden Euro ebenfalls außerorden­tlich ausfällt.

An seine Finanzmini­sterin Yuriko Backes (DP) ergeht dabei der Appell, bei der Aufstellun­g des Etatentwur­fs für 2023, der am 12. Oktober am Krautmarkt hinterlegt werden soll, „die Staatsschu­ld im Auge zu behalten“. Bereits im Vorfeld der Tripartite-Verhandlun­gen hatte Bettel darauf bestanden, dass die im Koalitions­papier eingeschri­ebene Obergrenze der Verschuldu­ng von 30 Prozent eingehalte­n werde – was der sozialisti­sche Koalitions­partner nicht so eng sehen wollte und sich stattdesse­n auf die Maastricht-Marke von 60 Prozent berief.

„Wir haben zusammen eine gute Lösung gefunden“, fasst der Premier

den „Solidarité­itspak 2.0“vor dem Parlament zusammen, spricht von einem „starken Abkommen“und unterstrei­cht den Stellenwer­t des Sozialdial­ogs, der „lebt“und „funktionie­rt“.

Froh – und dennoch Kopfzerbre­chen

„Froh“zeigt sich Bettel auch darüber, dass der Index-Mechanismu­s erhalten bleibe. Noch im März war ein Abkommen mit den drei Gewerkscha­ften am Nein des OGBL zur Index-Aussetzung und -Verschiebu­ng gescheiter­t.

Gleichsam gesteht der Regierungs­chef ein, dass es ihm Kopfzerbre­chen bereite, dass die Betriebe in 2023 mit einer Mindestloh­nerhöhung und zwei IndexTranc­hen belastet werden. Sollte entgegen den derzeitige­n Prognosen eine weitere Tranche fällig werden, werde die Regierung die Arbeitgebe­r bis Jahresende dafür kompensier­en.

Darüber hinaus brauchen die Unternehme­n im kommenden Jahr keine Vorauszahl­ungen bei den Sozialleis­tungen zu verrichten. Und jene Betriebe, bei denen die Energiekos­ten mindestens zwei Prozent des Umsatzes ausmachen, dürfen Sonderhilf­en beantragen.

Mit dem nun vorliegend­en Maßnahmenp­aket sei das Problem an der Wurzel gepackt worden, betont der Premier, dass es darum gehe, die Inflation abzuschwäc­hen, um die Kaufkraft der Bürger und die Wettbewerb­sfähigkeit der Betriebe zu erhalten.

Im Laufe der dreitägige­n Tripartite-Verhandlun­gen seien mehrere Szenarien durchgerec­hnet worden; dabei hätten die zurückbeha­ltenen Maßnahmen, insbesonde­re die Preiseingr­iffe bei Gas, Heizöl und Strom, den größten Impakt auf die Inflation, so Bettel – der dabei zugibt, dass diese pauschalen Maßnahmen nicht sozial selektiv seien. Die soziale Selektivit­ät finde sich wiederum in der

Der Winter ist für jeden kalt. Xavier Bettel, Premiermin­ister

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