Luxemburger Wort

Von der Leyen schlägt neues EU-Sanktionsp­aket vor

Spannungen zwischen Russland und dem Westen nehmen weiter zu

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Brüssel. Die EU-Kommission hat einen Vorschlag für ein weiteres Sanktionsp­aket gegen Russland wegen der Invasion in die Ukraine vorgelegt. Das Paket enthalte unter anderem die Rechtsgrun­dlage für einen Preisdecke­l für Ölimporte aus Russland sowie weitere Importbesc­hränkungen im Wert von sieben Milliarden Euro, sagte Kommission­schefin Ursula von der Leyen gestern in Brüssel. Nun müssen die EU-Staaten über den Vorschlag verhandeln und einstimmig darüber entscheide­n.

Der Vorschlag für neue Strafmaßna­hmen ist auch eine Reaktion auf die russische Teilmobilm­achung im Krieg gegen die Ukraine sowie die Scheinrefe­renden in von Russland besetzten ukrainisch­en Gebieten. „In der vergangene­n Woche hat Russland in seinem Angriffskr­ieg auf die Ukraine einen weiteren Schritt in Richtung Eskalation unternomme­n“, sagte von der Leyen. „Wir akzeptiere­n weder die Scheinrefe­renden noch irgendeine Art von Annexion in der Ukraine.“

Energiemär­kte stabil halten

Die EU selbst hat bereits beschlosse­n, dass ab dem 5. Dezember kein russisches Rohöl mehr über den Seeweg in die Europäisch­e Union eingeführt werden darf. Darüber hinaus verständig­te sich die G7Gruppe wirtschaft­sstarker Demokratie­n im Grundsatz auf eine Preisoberg­renze für russisches Öl, die auch für Drittstaat­en gelten soll. Ziel ist, dass Russland weltweit weniger an seinem Öl verdient. So soll Russland dazu gezwungen werden, Öl künftig für einen deutlich niedrigere­n Preis an große Abnehmer wie Indien zu verkaufen.

Den G7-Plänen zufolge soll der Seetranspo­rt von Erdölprodu­kten und Rohöl aus Russland weltweit nur noch möglich sein, wenn das Öl unter einem bestimmten Preis gekauft wurde. Ein konkretes Limit dafür gibt es bislang nicht. Funktionie­ren könnte dies, indem wichtige Dienstleis­tungen wie Versicheru­ngen für Öltranspor­te an die Einhaltung der Regel geknüpft werden.

„Diese Ölpreisobe­rgrenze wird einerseits dazu beitragen, Russlands Einnahmen zu verringern, und anderersei­ts die globalen Energiemär­kte stabil halten“, sagte von der Leyen nun. Länder wie Ungarn, Zypern und Griechenla­nd hatten sich zuletzt gegen einen solchen Preisdecke­l gestemmt. Zypern und Griechenla­nd haben große Tankerflot­ten, die Öl transporti­eren.

Zu den weiteren Sanktionsv­orschlägen von gestern gehört von der Leyen zufolge auch ein Verbot für EU-Bürger, Sitze in Führungsgr­emien russischer Staatsunte­rnehmen einzunehme­n. Dafür hatte sich vor allem Berlin eingesetzt, nachdem Deutschlan­ds ExKanzler Gerhard Schröder (SPD) lange Aufsichtsr­atschef des russischen Ölkonzerns Rosneft gewesen war.

Zudem soll es nach dem Willen der EU-Kommission verboten werden, bestimmte Schlüsselt­echnologie­n nach Russland zu exportiere­n. Dazu gehörten „Produkte für die Luftfahrt, elektronis­che Komponente­n und spezielle chemische Grundstoff­e“, sagte von der Leyen. Auch sollen weitere Personen mit Einreiseve­rboten und Vermögenss­perren belegt werden. Um das Umgehen von Sanktionen zu erschweren, soll zudem eine Liste mit Personen eingeführt werden, die dies bereits versucht haben. Dies werde eine abschrecke­nde Wirkung haben, sagte von der Leyen. dpa

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Foto: AFP „Wir akzeptiere­n weder die Scheinrefe­renden noch irgendeine Art von Annexion in der Ukraine“, so EUKommissi­onschefin Ursula von der Leyen.

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