Luxemburger Wort

Neuer negativer Höhepunkt

Noch nie war die Zahl kranker Bäume so hoch, wie im Sommer 2022

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der Bäume waren schnell aufgebrauc­ht“, erklärt die Ministerin. Der Sommer fing zu dem Zeitpunkt gerade erst an. Die Trockenper­ioden häuften sich und das Thermomete­r stieg auf Werte über 40 Grad Celsius. Die Folge: „In diesem Jahr gibt es wieder einen neuen negativen Höhepunkt“, sagt Schmitz. Noch nie ging es den Bäumen so schlecht wie im Sommer 2022.

1 200 Bäume, sechs Experten

Zwischen dem 20. Juli und dem 15. August zogen Baumexpert­en durch die Wälder und schauten sich 1 200 Bäume in 51 Waldgebiet­en genauer an. Dabei hielten sie nach Anzeichen Ausschau, aus denen sich ablesen lässt, wie vital der Baum ist. Das Wichtigste ist dabei der Belaubungs­zustand. „Die Krone einer Buche ist im Normalfall so dicht belaubt, dass man gar nicht hindurchse­hen kann“, erklärt Schmitz, den Blick in die Höhe gerichtet.

Die Suche nach einem kranken Baum dauert nicht lange. Schmitz deutet auf eine Buche: „Dieser Baum hat Löcher im Blätterwer­k, es gibt zudem ganze Äste, die gar nicht belaubt sind.“Den Baum würde er in die Kategorie zwei (krank) bis drei (am Absterben) einordnen. Es könnte sein, dass er bereits im kommenden Jahr nicht mehr ausschlage.

Bäume werfen bereits im Sommer Laub ab

Die Trockenhei­t habe dazu geführt, dass sich seine Blätter zuerst verfärbten und dann abfallen, so wie es jeden Herbst der Fall ist. „Wenn dies bereits im Sommer stattfinde­t, ist dies ein deutliches Zeichen, dass es dem Baum schlecht geht“, sagt Schmitz.

„Die Blattverfä­rbungen sind ein Anzeichen dafür, dass der Stoffwechs­el nicht mehr gut funktionie­rt“, erklärt Martine Neuberg, Verantwort­liche des Service des forêts der Naturverwa­ltung.

Wenn das Wasser knapp ist, leidet der Baum nicht nur Durst, sondern auch Hunger, denn die Nährstoffe gelangen mit dem Wasser über die Wurzeln in den Baum. Bei anhaltende­r Trockenhei­t verdunstet mehr Wasser über die Blätter, als über die Wurzeln nachkommt. „Kein Wasser heißt auch keine Glukose und der Baum verhungert“, erklärt Martine Neuberg knapp. Sie vergleicht diesen Zustand mit einem „Verschluss der Blutgefäße“, einer Embolie beim Menschen. Beim Baum sei eine solche Embolie irreversib­el.

Die Widerstand­skraft der Bäume

Ein Todesurtei­l ist dies aber noch nicht. „Die Bäume haben Mechanisme­n, um sich gegen den Hitzestres­s zu wehren“, pflichtet Frank Wolter, der Direktor der Naturund Forstverwa­ltung (ANF) bei. Der obere Teil stirbt ab, ein Stockwerk tiefer setzt der Baum eine neue Krone an. Solche Bäume beobachten die Experten immer häufiger.

„Im Vergleich zum vergangene­n Jahr ließ sich eine allgemeine Verschlech­terung feststelle­n“, so Schmitz. Genau 61,7 Prozent der untersucht­en Bäume wurden in die Kategorien zwei (krank) bis vier (abgestorbe­n) eingeteilt, nur 15,4 Prozent sind gesund (Kategorie 0). Bei den Buchen, der häufigsten Baumart des Landes, stellt sich die Situation besonders schlimm dar: „Im Sommer 2022 waren 80,1 Prozent krank bis abgestorbe­n, 16,2 Prozent kränkelnd und nur 3,7 Prozent der Buchen vital.“

Die anhaltende Trockenhei­t habe zudem dazu geführt, dass auch das Risiko für Waldbrände zugenommen hat. Dies bereitet der ANF jedoch weniger Kopfzerbre­chen. „Die Situation ist nicht vergleichb­ar mit dem Ausland“, beruhigt Neuberg. Größere Waldbrände hat es keine gegeben. „Das hat wohl auch damit zu tun, dass in Luxemburg die Waldbesuch­er besonders gut aufpassen“, meint Frank Wolter.

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