Wo sind sie denn?
Die Wortwahl war drastisch, schon fast unverschämt. Auf jeden Fall war es ein bisschen unglücklich, was Formel-1-Chef Stefano Domenicali neulich zum Thema Frauen im Motorsport sagte. Er äußerte nämlich die Vermutung, dass man in den nächsten fünf Jahren keine Pilotin in der Formel 1 sehen werde. „Es sei denn, es schlägt ein Meteorit auf der Erde ein.“
Für ehrgeizige junge Motorsportlerinnen dürften die Worte ein herber Schlag gewesen sein, wenn auch nicht so schlimm wie der Aufprall eines leibhaftigen Brockens aus dem All. Sollte ein Formel-1-Chef nicht grundsätzlich mehr Optimismus verbreiten?
Tatsächlich sind die Zahlen niederschmetternd. Das Starterfeld ist noch immer ein reiner Männerverein. Susie Wolff war 2014 die letzte Pilotin, die in einem Freitagstraining zum Einsatz kam. 30 Jahre ist es her, dass
In der Formel 1 gab es nur zwei Fahrerinnen, die Rennen bestritten.
eine Frau in der damals üblichen Vorqualifikation versuchte, einen Startplatz im Grand Prix zu ergattern. Giovanna Amati schaffte es 1992 aber nie.
In der langen Geschichte der Formel 1 gab es nur zwei Fahrerinnen, die Rennen bestritten: Maria Teresa de Filippis in den 1950er Jahren und Lella Lombardi zwei Jahrzehnte später. Ihr zwölfter Platz 1976 beim Großen Preis von Österreich war das letzte Resultat einer Frau in einem Formel1-Rennen.
Und das soll auf absehbare Zeit so bleiben? Wo sind sie, die potenziellen Kandidatinnen? Aktuell fährt die Kolumbianerin Tatiana Calderon in der Formel 2. Die Britin Jamie Chadwick gehört zum Fahrerpool des WilliamsTeams. Chancen auf einen GrandPrix-Start scheinen beide nicht zu haben.
Während Frauen im Fahrerlager immer häufiger als Managerinnen, Ingenieurinnen oder Strategie-Expertinnen vertreten sind, geht es in der Pilotinnenfrage nicht voran. Ein Grund mag sein, dass deutlich weniger Mädchen als Jungs im Kartsport den Grundstein für eine Motorsport-Karriere schon als Kinder legen.
Frauen in verantwortlichen Positionen sind offenbar keine große Hilfe, wie frühere Äußerungen von Mitgliedern der FIAFrauenkommission zeigen: Carmen Jorda sieht Pilotinnen körperlich im Nachteil gegenüber Männern und Michèle Mouton, als ehemalige Rallyefahrerin immerhin mal härteste WM-Rivalin des Deutschen Walter Röhrl, hinsichtlich der Psyche. Wirklich logisch ist das nicht – ebenso wenig wie Domenicalis MeteoritenTheorie.