Luxemburger Wort

Notmaßnahm­en gegen hohe Preise

Die Energiemin­ister der EU leiten Krisengewi­nne der Energieunt­ernehmen Richtung Bürger und Industrie weiter

- Von Diego Velazquez (Brüssel)

Die EU-Staaten haben sich angesichts hoher Energiepre­ise auf europäisch­e Notmaßnahm­en verständig­t, um Strom zu sparen und Entlastung­en zu finanziere­n. Die zuständige­n Minister einigten sich am Freitag in Brüssel darauf, dass Energieunt­ernehmen künftig einen Teil ihrer Krisengewi­nne an den Staat abgeben müssen. Mit diesem Geld sollen Verbrauche­r entlastet werden. „Wir reden dabei über Milliarden und nicht Millionen, die zurück an Verbrauche­r und Industrie gehen werden“, sagte Luxemburgs Energiemin­ister Claude Turmes (Déi Gréng) in Brüssel.

Da der Gaspreis vor dem Hintergrun­d des Kriegs in der Ukraine stark gestiegen ist, ist auch Strom teurer geworden. Das liegt daran, dass der Strompreis durch das teuerste Kraftwerk bestimmt wird, das zur Produktion eingeschal­tet wird – derzeit sind das vor allem Gaskraftwe­rke. Auch Produzente­n von billigerem Strom – etwa aus Sonne, Wind, Atomkraft oder Braunkohle – können diesen zu hohen Preisen verkaufen.

Deutschlan­d und Luxemburg müssen sich erst einigen

Ihre Einnahmen sollen künftig bei 180 Euro pro Megawattst­unde gedeckelt werden. Mit dem Überschuss sollen Entlastung­en für Bürger finanziert werden. Die Maßnahmen treffen nicht nur die Produzente­n von billigem Strom aus erneuerbar­en und anderen Quellen, sondern auch Öl-, Kohle- und Gasunterne­hmen sowie Raffinerie­n. Sie sollen eine Solidaritä­tsabgabe von mindestens 33 Prozent auf ihre Übergewinn­e zahlen. Mit dem Geld sollen ebenfalls Entlastung­en für Bürger und Unternehme­n finanziert werden.

Das Stromimpor­tland Luxemburg muss sich noch mit dem

Stromexpor­tland Deutschlan­d einigen, um zu schauen, wie viel Geld dadurch in die luxemburgi­sche Staatskass­e fließen könnte, meinte Claude Turmes am Rande des Treffens in Brüssel. Der am Freitag angenommen­e Text siehe derartige Transfers vor, so Turmes weiter.

Die Minister billigten auch ein verpflicht­endes Stromsparz­iel von fünf Prozent in Zeiten hoher Nachfrage. Dann kostet Strom besonders viel, da teures Gas zur Produktion genutzt werden muss. Insgesamt sollten die EU-Länder ihren Stromverbr­auch freiwillig um zehn Prozent senken.

Obendrein haben die Minister einen EU-weiten Gaspreisde­ckel diskutiert, wie ihn mehr als die Hälfte der EU-Staaten fordert. Die EU-Kommission und Luxemburg warnten aber vor einem derartigen Schritt. Es wird dabei befürchtet, dass Gasproduze­nten dadurch eher in anderen Regionen der Welt exportiere­n würden, da die Preise danach dort attraktive­r wären. Der Schritt sei auch etwas voreilig, da es noch keinen EU-Mechanismu­s zum gemeinsame­n Einkauf und zur Verteilung von Gas gibt, denkt man in Luxemburg. Belgien, durch das Luxemburgs Gas fließt, macht sich dagegen für den Gaspreisde­ckel stark. Mit dpa

Wir reden dabei über Milliarden und nicht Millionen, die zurück an Verbrauche­r und Industrie gehen werden. Claude Turmes, Energiemin­ister

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Foto: AFP Luxemburgs Energiemin­ister Claude Turmes wirbt in Brüssel für ein geeintes Vorgehen der EU.

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