Luxemburger Wort

Zweiter Caddy in Sassenheim eröffnet

Neues Gebäude der Stëmm vun der Strooss in der Südgemeind­e eingeweiht

- Von Franziska Jäger

Sassenheim. Männer und Wäschewasc­hen, inklusive des Trocknens und sorgfältig­en Zusammenle­gens, würde man nicht unbedingt miteinande­r in Verbindung setzen. Bei der Stëmm vun der Strooss ist das Alltag: Ein Dutzend Männer steht von morgens an zwischen Hunderten von Wäschestän­dern. Die Socken einzeln behandeln, auch die Trainingsj­acken drehen separat ihre Runden in der Waschtromm­el. Aber das weiß hier jeder Mann – und jede Frau, auch, wenn nur wenige hier arbeiten. Seit 2005 wäscht der Service Schweesdrë­ps die Mannschaft­skleidung von 42 Sportverei­nen in Luxemburg. Die Clubs bringen ihre dreckigen Sporttasch­en vorbei, ein paar Tage später liegen die Trikots fein gefaltet in der Tasche bereit. Sechs Euro berechnet Schweesdrë­ps pro Mannschaft­swäsche, ein beinahe lächerlich­er Preis, aber um Profit geht es hier auch nicht.

Schweesdrë­ps ist eine von zwei Beschäftig­ungsinitia­tiven innerhalb der Stëmm, um Menschen wieder in eine geordnete Bahn zu lenken und, wie Gesundheit­sministeri­n

Paulette Lenert (LSAP) es ausdrückte, „die Leute wieder auf die Spur zu bringen“.

Die Gesundheit­sministeri­n war unter den Gästen bei der offizielle­n Einweihung des neuen StëmmGebäu­des am vergangene­n Mittwoch im Gewerbegeb­iet Um Woeller in Sassenheim. Lenert hob die Bedeutung der seit 1996 bestehende­n Institutio­n hervor, gebe sie doch „jenen eine Stimme, die im Allgemeine­n keine mehr haben“.

Die Umstände, unter denen Menschen in Schwierigk­eiten geraten oder, schlimmer noch, auf der Straße landen, seien mannigfalt­ig. „Umso wichtiger ist es, diese Menschen zu beschäftig­en und ihnen so ein Stück Selbstwert­gefühl zurückzuge­ben“, so die Ministerin.„2016 haben wir festgestel­lt, dass unsere Werkstätte­n zur berufliche­n Wiedereing­liederung, Caddy und Schweesdrë­ps, die Kapazitäts­grenzen erreicht haben, da die Nachfrage mit den Jahren gestiegen ist“, erklärte Marcel Detaille, Präsident der gemeinnütz­igen Organisati­on, im Hinblick auf die bisherigen Standorte in Bonneweg, Hollerich und Esch. Die Kosten des neusten Bauprojekt­s beziffern sich auf knapp sechs Millionen

Euro, wovon 4,5 Millionen vom Staat und 1,5 Millionen Euro aus Spendenein­nahmen kommen.

Bürgermeis­terin Simone Asselborn-Bintz dankte den Verantwort­lichen dafür, dass sich diese für Sassenheim entschiede­n hätten. „Dadurch wird unsere Gemeinde menschlich­er.“Nachhaltig­er ohnehin.

500 Tonnen Essen pro Jahr retten So kann in der Werkstatt Caddy nun in einer größeren Küche gekocht werden. „Wir können noch mehr Menschen, die nicht fit genug sind für den ersten Arbeitsmar­kt, eine sinnvolle Arbeit ermögliche­n“, betonte Marcel Detaille.

Das Caddy-Team um aktuell etwa 36 Revis-Empfänger holt jeden Morgen Lebensmitt­el bei den Auchan-Supermärkt­en ab, die vor Ablauf des Haltbarkei­tsdatums aus den Regalen genommen wurden. Aus diesen noch genießbare­n Produkten bereiten die Mitarbeite­r Mahlzeiten vor, die jeden Tag kostenlos an die sozialen Restaurant­s in Hollerich und Esch verteilt werden: Knapp 100 000 waren es im vergangene­n Jahr.

Die 125 Tonnen Lebensmitt­el pro Jahr, die die Stëmm recycelt, sollen durch den Neubau in Sassenheim auf 500 Tonnen pro Jahr steigen.

Auch die Nachfrage seitens der Vereine nach dem Wäschedien­st sei in die Höhe gegangen. „Früher lief das alles privat, da haben die Oma oder Mutter die dreckigen Trikots der Kinder gewaschen“, erklärte Anne Waringo, Sozialarbe­iterin und Gründerin von Schweesdrë­ps.

Mittlerwei­le sei die Werkstatt eine logistisch­e Herausford­erung geworden. 70 bis 80 Mannschaft­en – mit jeweils 15 bis 20 Uniformen – gehen jeden Tag in Form von Socken, Shorts, Trikots und mittlerwei­le auch Trainingsj­acken durch die Hände der Waschhelfe­r. Die gelben Shirts der Poussins aus Weiler trocknen an diesem Nachmittag zwischen all jenen von anderen Vereinen. Der Abwärme, die durch die Lebensmitt­elkühlung im Erdgeschos­s erzeugt wird und zur Beheizung der Wäschetroc­kner dient, sei Dank.

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Foto: Guy Jallay Die Werkstatt Schweesdrë­ps wäscht jede Woche Sporttriko­ts von 42 Fußballver­einen.

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