Zweiter Caddy in Sassenheim eröffnet
Neues Gebäude der Stëmm vun der Strooss in der Südgemeinde eingeweiht
Sassenheim. Männer und Wäschewaschen, inklusive des Trocknens und sorgfältigen Zusammenlegens, würde man nicht unbedingt miteinander in Verbindung setzen. Bei der Stëmm vun der Strooss ist das Alltag: Ein Dutzend Männer steht von morgens an zwischen Hunderten von Wäscheständern. Die Socken einzeln behandeln, auch die Trainingsjacken drehen separat ihre Runden in der Waschtrommel. Aber das weiß hier jeder Mann – und jede Frau, auch, wenn nur wenige hier arbeiten. Seit 2005 wäscht der Service Schweesdrëps die Mannschaftskleidung von 42 Sportvereinen in Luxemburg. Die Clubs bringen ihre dreckigen Sporttaschen vorbei, ein paar Tage später liegen die Trikots fein gefaltet in der Tasche bereit. Sechs Euro berechnet Schweesdrëps pro Mannschaftswäsche, ein beinahe lächerlicher Preis, aber um Profit geht es hier auch nicht.
Schweesdrëps ist eine von zwei Beschäftigungsinitiativen innerhalb der Stëmm, um Menschen wieder in eine geordnete Bahn zu lenken und, wie Gesundheitsministerin
Paulette Lenert (LSAP) es ausdrückte, „die Leute wieder auf die Spur zu bringen“.
Die Gesundheitsministerin war unter den Gästen bei der offiziellen Einweihung des neuen StëmmGebäudes am vergangenen Mittwoch im Gewerbegebiet Um Woeller in Sassenheim. Lenert hob die Bedeutung der seit 1996 bestehenden Institution hervor, gebe sie doch „jenen eine Stimme, die im Allgemeinen keine mehr haben“.
Die Umstände, unter denen Menschen in Schwierigkeiten geraten oder, schlimmer noch, auf der Straße landen, seien mannigfaltig. „Umso wichtiger ist es, diese Menschen zu beschäftigen und ihnen so ein Stück Selbstwertgefühl zurückzugeben“, so die Ministerin.„2016 haben wir festgestellt, dass unsere Werkstätten zur beruflichen Wiedereingliederung, Caddy und Schweesdrëps, die Kapazitätsgrenzen erreicht haben, da die Nachfrage mit den Jahren gestiegen ist“, erklärte Marcel Detaille, Präsident der gemeinnützigen Organisation, im Hinblick auf die bisherigen Standorte in Bonneweg, Hollerich und Esch. Die Kosten des neusten Bauprojekts beziffern sich auf knapp sechs Millionen
Euro, wovon 4,5 Millionen vom Staat und 1,5 Millionen Euro aus Spendeneinnahmen kommen.
Bürgermeisterin Simone Asselborn-Bintz dankte den Verantwortlichen dafür, dass sich diese für Sassenheim entschieden hätten. „Dadurch wird unsere Gemeinde menschlicher.“Nachhaltiger ohnehin.
500 Tonnen Essen pro Jahr retten So kann in der Werkstatt Caddy nun in einer größeren Küche gekocht werden. „Wir können noch mehr Menschen, die nicht fit genug sind für den ersten Arbeitsmarkt, eine sinnvolle Arbeit ermöglichen“, betonte Marcel Detaille.
Das Caddy-Team um aktuell etwa 36 Revis-Empfänger holt jeden Morgen Lebensmittel bei den Auchan-Supermärkten ab, die vor Ablauf des Haltbarkeitsdatums aus den Regalen genommen wurden. Aus diesen noch genießbaren Produkten bereiten die Mitarbeiter Mahlzeiten vor, die jeden Tag kostenlos an die sozialen Restaurants in Hollerich und Esch verteilt werden: Knapp 100 000 waren es im vergangenen Jahr.
Die 125 Tonnen Lebensmittel pro Jahr, die die Stëmm recycelt, sollen durch den Neubau in Sassenheim auf 500 Tonnen pro Jahr steigen.
Auch die Nachfrage seitens der Vereine nach dem Wäschedienst sei in die Höhe gegangen. „Früher lief das alles privat, da haben die Oma oder Mutter die dreckigen Trikots der Kinder gewaschen“, erklärte Anne Waringo, Sozialarbeiterin und Gründerin von Schweesdrëps.
Mittlerweile sei die Werkstatt eine logistische Herausforderung geworden. 70 bis 80 Mannschaften – mit jeweils 15 bis 20 Uniformen – gehen jeden Tag in Form von Socken, Shorts, Trikots und mittlerweile auch Trainingsjacken durch die Hände der Waschhelfer. Die gelben Shirts der Poussins aus Weiler trocknen an diesem Nachmittag zwischen all jenen von anderen Vereinen. Der Abwärme, die durch die Lebensmittelkühlung im Erdgeschoss erzeugt wird und zur Beheizung der Wäschetrockner dient, sei Dank.