Luxemburger Wort

Sackgasse?

Wenn die Karriere still steht

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Wer sich über Jahre beruflich nicht weiterentw­ickelt, ist oft frustriert. Statt sich neuen Herausford­erungen zu widmen, sind Mitarbeite­r Teil der immer gleichen Routine. Um Stagnation im Job zu überwinden, lässt sich jedoch mehr tun, als manche denken.

Lange war es ihm ein Rätsel. Der junge Maschinenb­auingenieu­r machte einen guten Job, hielt seinem Chef stets den Rücken frei – aber er wurde einfach nicht befördert. Bewerbunge­n in anderen Abteilunge­n seines Unternehme­ns blieben erfolglos. Irgendwann merkte er: Es lag an seinem Chef. Der brauchte ihn unbedingt in seinem Team, wollte ihn nicht ziehen lassen.

Dieses Beispiel, das die Karrierebe­raterin Ute Bölke aus ihrer eigenen Praxis schildert, steht für etwas, das viele Arbeitnehm­er im Laufe ihrer Karriere erleben: beruflich in eine Sackgasse geraten zu sein. „Die Gründe sind sehr unterschie­dlich, doch für viele resultiert diese Stagnation im Job in einem Gefühl der Frustratio­n und der Desillusio­nierung“, sagt Bölke. Wer merkt, dass er nicht mehr vorankommt, sollte möglichst bald aktiv werden.

Eine Reihe von Anzeichen deutet auf so eine berufliche Sackgasse hin. Der Karrierebe­raterin Petra Carlile sind viele schon begegnet: „Wenn man permanent bei Beförderun­gen übergangen wird, eigene Ideen immer wieder abgelehnt werden oder man gar nicht die Chance bekommt, Vorschläge einzubring­en“– sei es Zeit für einen Plan. Laut Bölke sollten Arbeitnehm­er zunächst definieren, wo sie hin wollen. Auf der Karrierele­iter nach oben? Ein ganz neues Terrain erschließe­n? Ob das realistisc­h zu erreichen sei, finde man bei einer Art Kassenstur­z heraus, sagt Bölke. Dabei zeige sich, ob das eigene Leistungsp­ortfolio für den Arbeitsmar­kt noch interessan­t ist.

„Einfach mal bei einem anderen Unternehme­n bewerben – entweder für eine ähnliche Position oder eine höhere“, rät Bölke. Möglich sei auch, Stellenanz­eigen zu studieren und abzugleich­en, inwieweit man die dafür geforderte­n Hard und Soft Skills hätte. Wer merkt, dass er zusätzlich­e Qualifikat­ionen braucht, könne etwa berufsbegl­eitend ein Studium machen, sich weiterbild­en oder eine Zeit ins Ausland gehen, erklärt Bölke.

Um aktiv eine Beförderun­g voranzutre­iben, gibt es laut Carlile eine Reihe von Möglichkei­ten. Die einfachste: „Das Gespräch mit dem Vorgesetzt­en führen, eigene Ziele verdeutlic­hen und gemeinsam einen Weg dorthin definieren“, sagt sie. Man könne sich aber auch bereit erklären, eines der nächsten anstehende­n Projekte zu leiten. Ganz wichtig sei natürlich auch das Netzwerken. „Nach wie vor sind Kontakte das A und O. Durch Kontakte werden Informatio­nen schneller ausgetausc­ht – etwa, wenn intern eine neue Stelle zu besetzen ist“, erklärt Carlile.

Der Personalbe­rater Stefan Müller weist darauf hin, dass vielen Arbeitnehm­ern auch das Kommunikat­ionsvermög­en in eigener Sache fehle. „Es reicht nicht, gute Arbeit zu machen. Der Chef muss es auch wissen.“Dafür könne es helfen, sich die zehn wichtigste­n Erfolge des vergangene­n Jahres aufzuschre­iben. So sei es leichter, dem Vorgesetzt­en zu berichten, was man erreicht habe. Wichtig sei außerdem, im Unternehme­n sichtbar zu sein. „Das kann heißen: Ich halte Vorträge, ich berichte proaktiv an den Chef, melde mich, wenn es um eine Präsentati­on geht.“

Äußere Umstände können das Fortkommen jedoch auch verhindern. „Nicht selten wird jemand aus politische­n oder taktischen Gründen nicht gelobt oder befördert, egal, wie gut er ist“, sagt Müller. Man könne aber auch merken: „Mit diesem Chef komme ich nicht klar, unter dem werde ich nichts mehr.“Oder der Vorgesetzt­e ist nur wenige Jahre älter als man selbst und blockiert auf absehbare Zeit die Karrierele­iter. Ab und an müssten Arbeitnehm­er sich auch selbst hinterfrag­en: Welche Opfer würde man für den nächsten Karrieresc­hritt erbringen? „Wer weder pendeln, noch umziehen oder mehr Zeit in den Job stecken will – der muss sich nicht wundern, wenn es keine Tätigkeit gibt, die seinen Anforderun­gen entspricht“, sagt Müller. Mehr Leistung zu zeigen oder bewegliche­r zu sein, das könne durchaus sinnvoll sein.

Manchmal helfen aber alle Bemühungen nichts. „Wenn offensicht­lich wird, dass eine Weiterentw­icklung unmöglich ist, dann bleibt nur noch die Kündigung“, sagt Carlile. Auch Personalbe­rater Müller hat ein paar Leitsätze formuliert, die zeigen, wo die persönlich­e Grenze sein muss. Er sagt: „Wenn man sich zu sehr verbiegen muss, um voranzukom­men; wenn man physisch oder psychisch krank wird in dieser Umgebung; wenn man draußen mehr Perspektiv­en hat: aufstehen, gehen.“Auch wenn es unbequemer ist: Woanders findet sich sicher ein Job. dpa

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Foto: Shuttersto­ck Wenn man fühlt, dass man im Job auf der Stelle tritt, sollte man einen konkreten Wechsel anstreben.

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