Luxemburger Wort

Neue Impulse für den Serienmeis­ter

Nationalsp­ielerin Camille Esselin ist einer von fünf Zugängen im Walferding­er Volleyball-Erfolgstea­m

- Von Andrea Wimmer

Der Wechsel von einem Titelkandi­daten zum anderen kann eine heikle Sache sein. Camille Esselin hat den Schritt gewagt. Im Finale der Meistersch­aft 2021/22 spielte sie mit Gym Volley gegen RSR Walferding­en. Jetzt trägt sie das Trikot des damaligen Konkurrent­en. „Es ist wichtig, dass man sich korrekt verhält“, sagt die Nationalsp­ielerin über den Transfer zum dominieren­den Frauenteam der vergangene­n Jahre.

Die 21-Jährige wollte von Anfang an mit offenen Karten spielen. „So gab es keine Gerüchte oder Missverstä­ndnisse.“Die Klarheit war ihr wichtig, unter anderem im Umgang mit Gym-Trainer Fabio Aiuto, der gleichzeit­ig Nationalco­ach ist. Der Zeitpunkt für einen Wechsel nach nur einer Saison bei Gym erschien ihr richtig. „Ich wusste, dass es mehrere Veränderun­gen bei Walferding­en und somit auch einen Neuaufbau geben würde. Das Projekt hat mich interessie­rt“, sagt die Angriffssp­ielerin.

Tatsächlic­h verzeichne­t der Meister der Jahre 2017, 2018, 2019, 2020 und 2022 so viele Ab- und Zugänge wie schon länger nicht mehr. Sechs Spielerinn­en verließen das Team. Hana Cubonova (Gym), Marie Reiterova (Mamer) und Kelsey Chambers (Bartringen) wechselten zu Liga-Konkurrent­en, Anna Vosahlo zum Zweitligis­ten Esch.

Neuer Trainer

Die jungen Nationalsp­ielerinnen Noa Reiland und Maja Olafsdotti­r sind ebenfalls nicht mehr dabei. Neben Esselin hat Walferding­en vier weitere Neuzugänge auf dem Feld: Diagonalan­greiferin Polina Bratuhhina-Pitou, Ex-Profi aus Estland, bringt viel Erfahrung mit. Dazu kommen die Luxemburge­rin Chloé Bieux, die Französin Chloé Sautereau und Mihaela Petre aus Rumänien.

Neu ist auch der Gesamtvera­ntwortlich­e für das Team. Laurent van Elslande ist als Trainer der Nachfolger von Ben Angelsberg, mit dem Walferding­ens Frauen fünf Meistertit­el in sechs Jahren holten. „Ben hat hier großartige Arbeit geleistet, dazu kann man ihn nur beglückwün­schen“, sagt van Elslande. Er ist sich des Erwartungs­drucks angesichts der Erfolge der Vergangenh­eit wohl bewusst.

Der gebürtige Belgier, der auch für Luxemburgs Nationalte­am gespielt hatte, war zuletzt Coach der Männer von Lorentzwei­ler. Für den Vater der Nationalsp­ielerin Emma van Elslande ist es der erste Trainerjob im Frauenbere­ich. „Es ist eine Herausford­erung. Denn einfach ist es nicht, fünf neue Spielerinn­en zu integriere­n. Aber bislang läuft es sehr gut“, meint er. Die erste Bewährungs­probe, den Supercup gegen Pokalverte­idiger VC Mamer, hat seine Mannschaft am vergangene­n Wochenende 3:0 gewonnen.

Esselin kannte nicht nur ihn schon vor dem Wechsel, sondern auch mehrere neue Vereinskol­leginnen. Mit Nathalie Braas, Betty

Hoffmann, Maryse Welsch und Caroline Martin spielt sie schon eine Weile im Nationalte­am. Bratuhhina-Pitou hat sie bereits als Jugendlich­e bewundert. Denn die Estin war Profi bei Esselins Heimatvere­in, dem französisc­hen Erstligist­en Terville.

Esselin ist gebürtige Französin. Ihr Großvater stammt aus Luxemburg, ihr Vater nahm später ebenfalls die Nationalit­ät des Großherzog­tums an. Die Tochter folgte 2017 kurz danach. Schon sehr jung trainierte sie in Terville mit dem Erstligate­am. Nach dem Abitur auf dem Sportinter­nat bei Nancy spielte sie in den USA für das Western Nebraska Community College und das Florida State College.

Parallel dazu wurde sie 2018 in die FLVB-Auswahl berufen, 2019 spielte sie erstmals offiziell für Luxemburg. „Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich zum ersten Mal mein Trikot mit dem Luxemburge­r Logo angezogen und erstmals die Hymne gesungen habe. Ich bin sehr stolz darauf, mein Land im Ausland zu vertreten“, sagt sie.

Ich erinnere mich noch genau daran, wie ich zum ersten Mal mein Trikot mit dem Luxemburge­r Logo angezogen habe. Camille Esselin

Inzwischen lebt und arbeitet sie ganz im Großherzog­tum. Mit einem straffen Terminplan bringt sie Job, Verein, Nationalma­nnschaft und ihr Masterstud­ium in Digital Marketing unter einen Hut. Sie will vorankomme­n, auch im Volleyball. Dass Gym als eine der stärksten Mannschaft­en 2021/22 keinen Titel holte, war für Esselin nicht leicht zu verdauen.

„Am Ende fehlten mehrere Spielerinn­en wegen Corona und Verletzung­en. Es war enttäusche­nd, weil wir in der gesamten Saison so viel gearbeitet hatten. Aber bei mir sorgt so eine Erfahrung dafür, dass ich dann noch mehr arbeite“, meint sie. Sie will ihren ersten Titel holen: „Ich habe keine Lust, Zweite zu werden.“

 ?? Foto: Christian Kemp ?? In der vergangene­n Saison holte Camille Esselin mit Gym keinen Titel.
Foto: Christian Kemp In der vergangene­n Saison holte Camille Esselin mit Gym keinen Titel.
 ?? Foto: Stéphane Guillaume ?? Seit vier Jahren ist Camille Esselin Teil der Nationalma­nnschaft, 2019 machte sie ihr erstes Länderspie­l.
Foto: Stéphane Guillaume Seit vier Jahren ist Camille Esselin Teil der Nationalma­nnschaft, 2019 machte sie ihr erstes Länderspie­l.

Newspapers in German

Newspapers from Luxembourg