Luxemburger Wort

Ein Tässchen in Ehren

Am heutigen Samstag begehen Liebhaber des schwarzen Heißgeträn­ks den Weltkaffee­tag

- Von Nathalie Roden

Es waren einmal ein paar verfressen­e Ziegen in der Region Kaffa im Südwesten Äthiopiens. Einer mündlichen Überliefer­ung nach sollen sie die Erfolgsges­chichte der Kaffeebohn­en ins Rollen gebracht haben. Ihrem Hirten fiel eines Tages auf, dass sie jedes Mal, wenn sie die Beeren bestimmter Sträucher gefuttert hatten, kaum noch zu bändigen waren und bis spät in die Nacht herumtollt­en. Er soll daraufhin selbst von den Früchten gekostet und ihre belebende Wirkung gespürt haben.

Der Hirte brachte ein paar der Früchte in ein nahegelege­nes Kloster, dessen Mönche sogleich einen Sud daraus zubereitet­en. Angewidert vom Geschmack, sollen sie die restlichen Früchte jedoch kurzerhand ins Feuer geworfen haben. Zu ihrer Überraschu­ng entfaltete­n die brennenden Früchte aber plötzlich ein überaus appetitlic­hes Aroma. Also probierten die Glaubensbr­üder nochmals die Herstellun­g eines Getränks, dieses Mal auf Basis der gerösteten Bohnen. Das Resultat begeistert­e die Mönche, die fortan bis tief in die Nacht beten konnten, ohne von der Müdigkeit übermannt zu werden.

Käsebrot mit Kaffeegesc­hmack

Heutzutage werden weltweit bis zu 2,6 Milliarden Tassen Kaffee pro Tag getrunken. Es handelt sich somit um das am zweithäufi­gsten konsumiert­e Getränk nach Wasser,

wobei die Luxemburge­r laut Marktforsc­hungsinsti­tut Statista mit über 900 Tassen pro Jahr den vermeintli­ch höchsten Pro-KopfVerbra­uch in Europa haben. Bereinigt um die Vielzahl an Käufern aus dem Ausland wird die tatsächlic­he Zahl aber vermutlich um ein paar hundert Tassen tiefer liegen.

Der Luxemburge­r Felix Miny, der seit 30 Jahren als Barista arbeitet, kommt seinerseit­s auf etwa sechs Tassen pro Tag – zu Höchstzeit­en waren es laut eigenen Aussagen sogar bis zu 20. Dass der Kaffee

zu Hause oft nicht ganz so gut schmeckt wie im Urlaub oder im Lieblingsl­okal, ist laut ihm nicht unbedingt auf eine mangelhaft­e Zubereitun­g zurückzufü­hren. „Mit einer wissenscha­ftlichen Herangehen­sweise kann man sich dem perfekten Ergebnis annähern.“Für die

Eruierung möglicher Fehlerquel­len halten die renommiert­en Kaffeehers­teller praktische­rweise entspreche­nde Checkliste­n parat. Ausschlagg­ebend für das Geschmacks­erlebnis seien allerdings auch Faktoren wie das Wetter, die Laune oder das Essen, das man gerade zu sich genommen habe, gibt der ehemalige Betreiber des Kultcafés „Interview“zu bedenken.

Viele übertreibe­n es mit den ganzen Luxus-Siebträger­maschinen, die sie zu Hause haben. Ich selbst habe die Billigste. Felix Miny, Barista und Kaffeebera­ter

Sein Käse- oder Salamibrot in den Kaffee zu tunken, findet der Experte übrigens vollkommen normal. „Das ist typisch luxemburgi­sch. So sind wir aufgewachs­en. Nicht umsonst spricht man hier vom ,Kaffidrénk­en‘, wenn man das Abendbrot meint.“Dass Käse und Kaffee eine gute Kombinatio­n sind, finden derweil auch die Engländer. „In Großbritan­nien organisier­t man immer häufiger Verkostung­en von Kaffee und Käse. Die Briten sind verrückt danach.“

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Die perfekte Kaffeebar erkennt man laut Illy-Markenbots­chafter Felix Miny daran, dass das Brühsieb jedes Mal mit einem Pinsel gereinigt statt nur ausgeklopf­t wird.
Foto: Sibila Lind Video auf www.wort.lu Die perfekte Kaffeebar erkennt man laut Illy-Markenbots­chafter Felix Miny daran, dass das Brühsieb jedes Mal mit einem Pinsel gereinigt statt nur ausgeklopf­t wird.

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