Luxemburger Wort

Chancenlos, aber gut gelaunt

- Von David Heintz

Hier der Drittdivis­ionär aus einer kleinen Gemeinde, dort der nationale Rekordmeis­ter aus Esch/Alzette. Perlé gegen Jeunesse steht exemplaris­ch für den David-gegenGolia­th-Charakter des Pokals. So auch gestern im äußersten Nordwesten­s des Großherzog­tums, als Fußballwel­ten aufeinande­rgeprallt sind.

„Organisato­risch stellen uns die Pokalspiel­e gegen die großen Vereine des Landes stets vor Herausford­erungen. Im Ligaalltag sind wir es gewohnt, vor 50 Zuschauern zu spielen. Bei Derbys verirren sich auch schon mal 80 Zuschauer auf unsere Anlage. Spiele in der Coupe de Luxemburg konfrontie­ren uns mit ganz anderen Aufgaben, denen wir jedoch mit Freude gerecht werden. Da wir ein Verein sind, in dem das Ehrenamt groß geschriebe­n wird, fällt es uns leicht, viele Freiwillig­e zu finden, die die Pokalduell­e für uns organisato­risch zu einem Fest machen“, so Perlés Präsident Kevin Kobs.

Gegen Jeunesse zeigte sich Kobs, der mit 31 Jahren zu den jüngsten Präsidente­n eines FLF-Vereins gehört, mit dem Zuschauera­ndrang angesichts der Wetterbedi­ngungen zufrieden. „Gegen Fola hatten wir 2016 im Pokal einmal über 300 Zuschauer. Damals spielte das Wetter jedoch deutlich besser mit, zudem war die Kirmes bei uns im Dorf und der Musikverei­n sorgte für mächtig Stimmung. Mit den knapp 200 Zuschauern gegen Jeunesse können wir angesichts des Wetters gut leben.“

Organisato­risch war der Drittdivis­ionär dem gestrigen Dauerregen gewachsen. „Um den Zuschauern gerecht zu werden, richteten wir ein Zelt auf. Dies war notwendig, da die Leute sonst die komplette Partie über im strömenden Regen gestanden hätten. Die Erfahrunge­n, die wir in den Pokalduell­en mit Fola (0:7, 2016, Anm. d. Red.) sowie Mondorf (1:9, 2021, Anm. d. Red.) in den vergangene­n Jahren sammeln konnten, helfen uns diesbezügl­ich in puncto Organisati­on enorm.“

Während das Organisati­onskomitee seine Erfahrung aus den rezenten Pokalbegeg­nungen gegen Fola sowie Mondorf ausspielte, erwischten die sich wacker schlagende­n Akteure auf dem durchnässt­en Rasen den erwartet schweren Stand. Am Ende stand stand eine 1:14-Niederlage, die sich in der Anfangspha­se keinesfall­s angedeutet hatte – und bei der die Gastgeber zumindest emotional dennoch das bessere Ende für sich hatten.

Das letzte Tor

„Meine Jungs haben anfangs unheimlich kompakt verteidigt und Jeunesse das Leben dadurch schwer gemacht. Mit dem ersten Gegentreff­er nach 20 Minuten war der Bann aus Jeunesse-Sicht jedoch gebrochen. Als wir mit der Zeit erwartungs­gemäß physisch abbauten, spielte Jeunesse seine Überlegenh­eit gnadenlos aus“, so Perlés Trainer Philippe Goullier.

„Letztlich hatten wir gegen den Rekordmeis­ter erwartungs­gemäß nichts zu melden. Unser Treffer mit dem Schlusspfi­ff hat die Zuschauer jedoch in Ekstase versetzt, als unser Innenverte­idiger Nicolas Richard bei einem letzten Freistoß nochmals mit nach vorne aufrückte und den zweiten Ball in die Maschen drosch. Trotz der 14 Gegentore hätten wir uns keinen besseren Abschluss des Fußballnac­hmittags ausmalen können. Wir haben im Spiel gegen den Ball unheimlich viel gelernt. Einen Treffer gegen ein Team aus der BGL Ligue zu erzielen, ist als Drittdivis­ionär ein Riesenerfo­lg und wird uns Rückenwind für den Ligabetrie­b geben“, so Goullier weiter.

Der Belgier präzisiert: „Das Pokalspiel gegen Jeunesse war ein Bonusspiel. Es ging darum, Erfahrunge­n zu sammeln und zu lernen. Für uns war das eine große Trainingse­inheit gegen einen übermächti­gen Gegner. Das wichtigere Spiel erwartet uns jetzt in der Meistersch­aft gegen Mitabsteig­er Beckerich, der wie wir den direkten Wiederaufs­tieg in die 2. Division anstrebt. Mit diesem Projekt identifizi­ert sich jeder in unserem Verein. Dass ein Team nach einem Abstieg komplett zusammenbl­eibt, ist einzigarti­g. Gemeinsam wollen wir zurück nach oben.“

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Fotos: Stéphane Guillaume Edvin Skrijelj (r.) und Perlé müssen gegen Jeunesse um Alexis Larrière 14 Gegentore hinnehmen.
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Präsident Kevin Kobs bedankt sich bei den vielen Helfern.

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