Chancenlos, aber gut gelaunt
Hier der Drittdivisionär aus einer kleinen Gemeinde, dort der nationale Rekordmeister aus Esch/Alzette. Perlé gegen Jeunesse steht exemplarisch für den David-gegenGoliath-Charakter des Pokals. So auch gestern im äußersten Nordwestens des Großherzogtums, als Fußballwelten aufeinandergeprallt sind.
„Organisatorisch stellen uns die Pokalspiele gegen die großen Vereine des Landes stets vor Herausforderungen. Im Ligaalltag sind wir es gewohnt, vor 50 Zuschauern zu spielen. Bei Derbys verirren sich auch schon mal 80 Zuschauer auf unsere Anlage. Spiele in der Coupe de Luxemburg konfrontieren uns mit ganz anderen Aufgaben, denen wir jedoch mit Freude gerecht werden. Da wir ein Verein sind, in dem das Ehrenamt groß geschrieben wird, fällt es uns leicht, viele Freiwillige zu finden, die die Pokalduelle für uns organisatorisch zu einem Fest machen“, so Perlés Präsident Kevin Kobs.
Gegen Jeunesse zeigte sich Kobs, der mit 31 Jahren zu den jüngsten Präsidenten eines FLF-Vereins gehört, mit dem Zuschauerandrang angesichts der Wetterbedingungen zufrieden. „Gegen Fola hatten wir 2016 im Pokal einmal über 300 Zuschauer. Damals spielte das Wetter jedoch deutlich besser mit, zudem war die Kirmes bei uns im Dorf und der Musikverein sorgte für mächtig Stimmung. Mit den knapp 200 Zuschauern gegen Jeunesse können wir angesichts des Wetters gut leben.“
Organisatorisch war der Drittdivisionär dem gestrigen Dauerregen gewachsen. „Um den Zuschauern gerecht zu werden, richteten wir ein Zelt auf. Dies war notwendig, da die Leute sonst die komplette Partie über im strömenden Regen gestanden hätten. Die Erfahrungen, die wir in den Pokalduellen mit Fola (0:7, 2016, Anm. d. Red.) sowie Mondorf (1:9, 2021, Anm. d. Red.) in den vergangenen Jahren sammeln konnten, helfen uns diesbezüglich in puncto Organisation enorm.“
Während das Organisationskomitee seine Erfahrung aus den rezenten Pokalbegegnungen gegen Fola sowie Mondorf ausspielte, erwischten die sich wacker schlagenden Akteure auf dem durchnässten Rasen den erwartet schweren Stand. Am Ende stand stand eine 1:14-Niederlage, die sich in der Anfangsphase keinesfalls angedeutet hatte – und bei der die Gastgeber zumindest emotional dennoch das bessere Ende für sich hatten.
Das letzte Tor
„Meine Jungs haben anfangs unheimlich kompakt verteidigt und Jeunesse das Leben dadurch schwer gemacht. Mit dem ersten Gegentreffer nach 20 Minuten war der Bann aus Jeunesse-Sicht jedoch gebrochen. Als wir mit der Zeit erwartungsgemäß physisch abbauten, spielte Jeunesse seine Überlegenheit gnadenlos aus“, so Perlés Trainer Philippe Goullier.
„Letztlich hatten wir gegen den Rekordmeister erwartungsgemäß nichts zu melden. Unser Treffer mit dem Schlusspfiff hat die Zuschauer jedoch in Ekstase versetzt, als unser Innenverteidiger Nicolas Richard bei einem letzten Freistoß nochmals mit nach vorne aufrückte und den zweiten Ball in die Maschen drosch. Trotz der 14 Gegentore hätten wir uns keinen besseren Abschluss des Fußballnachmittags ausmalen können. Wir haben im Spiel gegen den Ball unheimlich viel gelernt. Einen Treffer gegen ein Team aus der BGL Ligue zu erzielen, ist als Drittdivisionär ein Riesenerfolg und wird uns Rückenwind für den Ligabetrieb geben“, so Goullier weiter.
Der Belgier präzisiert: „Das Pokalspiel gegen Jeunesse war ein Bonusspiel. Es ging darum, Erfahrungen zu sammeln und zu lernen. Für uns war das eine große Trainingseinheit gegen einen übermächtigen Gegner. Das wichtigere Spiel erwartet uns jetzt in der Meisterschaft gegen Mitabsteiger Beckerich, der wie wir den direkten Wiederaufstieg in die 2. Division anstrebt. Mit diesem Projekt identifiziert sich jeder in unserem Verein. Dass ein Team nach einem Abstieg komplett zusammenbleibt, ist einzigartig. Gemeinsam wollen wir zurück nach oben.“