Luxemburger Wort

Komische Pferde

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Seit jeher verbinde ich Italienurl­aub mit dem Aufenthalt in einem Agriturism­o. Den Reiz machen für mich dabei weniger die Ferien auf dem Bauernhof aus, als das ländliche Lebensgefü­hl in derartigen Frühstücks­pensionen. Meine Frau und mich hat es denn auch diesen Sommer zu einem Gut auf einer Anhöhe am Lago Maggiore verschlage­n. Dass sich hier alles um Pferde dreht, war für uns eigentlich unwichtig. Was zählte, war, dass das Gut isoliert in einem Naturschut­zgebiet lag. Und doch ging es letztlich sehr viel um Pferde. Auf dem Hof gibt es nämlich seit mehr als 100 Jahren eine Pferdezuch­t – scheinbar eine der angesehens­ten der Welt. Das bekanntest­e Pferd aus dem

Es streckte uns seinen gestreifte­n Hintern entgegen.

Gestüt: Ribot, ein Rennpferd, das so schnell war, dass es bereits nach wenigen Rennen Startverbo­t erhielt. Seine Überlegenh­eit hatte nämlich sämtliche Wettquoten in den Keller getrieben. Bis heute ist es auch das einzige Pferd, dem der „Spiegel“eine Titelgesch­ichte widmete. Der Bericht aus dem Jahr 1957 beschreibt einen „Hengst mit fünf Gängen“und „ein Pferd, das läuft wie ein Hund“. Das konnte ich bei Ribots Nachfahren nicht mehr feststelle­n. Mein Hund war allerdings von den Jungpferde­n gar nicht angetan. Er setzte sich immer kerzengera­de hin und sah deren Treiben lieber aus der Ferne zu. Eines der Huftiere auf der Weide begeistert­e uns aber beide. Gleich am ersten Tag streckte es uns zum Frühstück an der frischen Luft seinen gestreifte­n Hintern entgegen: Ein Zebra, das die Gutsbetrei­ber vor 16 Jahren einem Wanderzirk­us abgekauft hatten, um ihm ein besseres Leben zu bescheren. Das Zebra hielt sich übrigens auch von den Zuchtpferd­en fern. Wenn es nicht gerade meinen Hund anstarrte, blieb es bei den Schafen – unauffälli­g wie ein Pfau im Hühnerstal­l. Steve

sein“, sagt John Feller. Der Bürgermeis­ter der Gemeinde sei ohne Ende damit beschäftig­t gewesen, die Kranken zu versorgen. Es wurde sogar ein separater Friedhof für gestorbene Soldaten eingericht­et. „Die Leute aus den Dörfern im Umfeld trauten sich nicht mehr auf den Markt in Grevenmach­er.“

Das Fleckfiebe­r grassierte auch in der Festung Luxemburg. Im Oktober 1813 war das Hospiz im Grund überbelegt. Es war für 300 Personen ausgelegt, nahm aber 400 Kranke auf. „Dann wurde ein Krankenlag­er in den Kasernen im Pfaffentha­l eingericht­et, wo weitere 600 Leute unterkamen, doch auch das reichte nicht aus.“Später wurden die Fleckfiebe­rpatienten in Kirchen gebracht, wo sie auf dem Boden auf Stroh lagen. In einem Monat seien so viele Menschen innerhalb der Festungsma­uern gestorben wie sonst in einem Jahr.

Hitze als Schwachpun­kt

„Im Nationalar­chiv werden die Sterberegi­ster mehrerer Jahre in einem Band zusammenge­fasst“, so Feller. Nur das Jahr 1814 mache eine Ausnahme: In der Gemeinde Luxemburg war die Zahl der Verstorben­en so hoch, dass das Sterberegi­ster des Jahres 1814 einen eigenen Band füllte. Am schlimmste­n sei es aber in Grevenmach­er gewesen, „dort starben bis zu dreimal mehr Menschen als sonst.“

Der Grund und der Übertragun­gsweg für das Fieber war damals unbekannt. „Sie hatten keine Ahnung“, sagt Feller. Howard Taylor Ricketts und Stanislaus von Prowazek wiesen den Erreger erst im 20. Jahrhunder­t nach. „Beide haben sich bei ihren Recherchen mit dem Fleckfiebe­r infiziert und sind daran gestorben.“

Die Hygiene sei dann auch der einzig schwache Punkt der Kleiderlau­s. „Sie verträgt die Hitze nicht, bei Temperatur­en über 50 Grad stirbt die Laus.“Wenn die Wäsche kochend heiß gewaschen wird, so wie es damals der Fall war, ist die Kleidung schnell frei von Läusen. Im April 1814 war auf einmal Schluss mit der Fleckfiebe­repidemie in Luxemburg. Das Sterben hatte aufgehört. „Vielleicht haben die Einwohner die große Ouschterbo­tz gemacht.“

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