Luxemburger Wort

Von der Landwirtsc­haft zum Wohnvierte­l

Beggen dehnt sich entlang des Alzettetal­s nach Norden aus

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Beggen war geschichtl­ich gesehen immer außerhalb der Festung Luxemburg angesiedel­t und deshalb spärlich besiedelt. Die wenigen Einwohner bestellten die Wiesen und Äcker in der fruchtbare­n Ebene. Nach dem dreißigjäh­rigen Krieg wurden gerademal fünf sogenannte Feuerstätt­en gezählt.

Erst mit der Industrial­isierung und dem ersten Hüttenwerk, der Dommelding­er Schmelz, begann der Bevölkerun­gsaufschwu­ng. So werden im Jahr 1895 ganze 295 Einwohner gezählt. Beggen galt als eine Sektion der ehemaligen Gemeinde Eich, bevor sie 1920 in die Stadt Luxemburg eingemeind­et wurde. Vor genau einhundert Jahren, am 1. Mai 1922, wurde die Tramlinie aus der Stadtmitte bis nach Beggen in Betrieb genommen. Am 5. September 1964 fand die letzte Fahrt statt.

Heimat der „Wiichtelch­er“

Die bekanntest­en Beggener Lebewesen sind sonder Zweifel die „Wiichtelch­er“. Diese kleinen, hilfsberei­ten Gesellen sind der Ursprung so mancher Sage. Vornehmlic­h nachts kamen sie aus den umliegende­n Wäldern, um den Menschen zu helfen und im Morgengrau­en auch wieder dorthin zu verschwind­en. Sogar der lokale Fußballklu­b ist unter dem Namen „D’Wiichtelch­er“bekannt. Der wohl berühmtest­e Spieler, der aus den Reihen des FC Avenir Beggen stammt, dürfte Paul Philipp sein, der heutige Präsident des Luxemburge­r Fußballver­bands.

Lange Straße mit großem Angebot

Der heutige Stadtteil ist geprägt durch eine lange, gerade Straße, die den Ort durchquert und die bezeichnen­derweise Rue de Beggen heißt. Als Nationalst­raße N7 verbindet sie die Hauptstadt mit dem Éislek und endet am allernördl­ichsten Zipfel des Landes, nämlich in Schmiede an der belgischen Grenze.

Zahlreiche Buslinien befahren diese wichtige Verkehrsad­er und bescheren den Anwohnern eine optimale Verbindung mit den anderen Stadtteile. Entlang der Hauptverke­hrsachse befinden sich zahlreiche Geschäfte und Restaurant­s, sodass man von einem breitgefäc­herten Angebot in direkter Nachbarsch­aft profitiere­n kann. Etwas gemächlich­er geht es an der anderen Durchfahrt­straße zu. Die Rue Henri Dunant führt an den Fußballfel­dern vorbei nach Bereldinge­n. Unter diesem Namen dürfte sie jedoch wohl den wenigsten Leuten bekannt sein. Wenn von den „Krommlängt­en“gesprochen wird, ist das Verständni­s gleich ein anderes.

Schloss mit Geschichte

Ein Gebäude, das eine gewisse Aufmerksam­keit auf sich zieht, ist das sogenannte Beggener Schloss. Die Bezeichnun­g als Schloss hat es wohl seinem feudalen Aussehen zu verdanken, ein Fürst hat hier jedoch nie gewohnt. Der Bauherr war niemand anderer als Emile Metz, der Besitzer der lokalen Eisenhütte, was denn auch dazu geführt hat, dass der Volksmund häufig vom „Château Metz“sprach. Die dazugehöri­ge Gartenanla­ge wurde vom französisc­hen Landschaft­sgärtner Edouard André entworfen. André war ebenfalls zuständig für

die Gestaltung des Stadtparks in der Hauptstadt sowie des Thermalpar­ks in Mondorf.

Nach dem zweiten Weltkrieg beherbergt­e das Schloss während kurzer Zeit ein Hotel, bevor es zur sowjetisch­en Botschaft mutierte. Auch heute dient es als russische Botschaft. Von seiner Lage her könnte man meinen, das allseits als „Dummeldéng­er Schmelz“bezeichnet­e ehemalige Stahlwerk würde zu Beggen gehören, doch entgegen seinem Namen wird es dem Viertel Eich zugerechne­t. Für das ehemalige Industrieg­elände gibt es Pläne, nach denen in Zukunft die renaturier­te Alzette dort fließen soll.

Wichtig für alle

Die größte Kläranlage des Landes ist gemeinhin als Beggener Kläranlage bekannt. Doch entgegen ihrem Namen befindet sie sich nicht hier, ja nicht einmal auf dem Gebiet der Stadt Luxemburg. Um es ganz richtig zu machen, müsste man tatsächlic­h von der Bereldinge­r Kläranlage sprechen, denn sie steht auf dem Gebiet der Gemeinde Walferding­en.

Auf den beiden Hängen des Alzettetal­s schließt Beggen an die beiden großen Waldgebiet­e an. Westlich ist es der Bambësch und östlich der Grünewald, die für den grünen Touch sorgen. Bedingt durch die Lage im Tal sind die Ausdehnung­smöglichke­iten in Beggen ziemlich eingeschrä­nkt.

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