Luxemburger Wort

Zwischen Petruss & „Nei Hollerich“

Gare: Eisenbahn, französisc­hes Flair & Natur

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Das Bahnhofsvi­ertel gehört zu den jüngeren Vierteln der Hauptstadt. Erst vor gut 150 Jahren entwickelt­e sich auf dem Plateau Bourbon eine ganz neue Siedlung, die sich in Richtung des ebenfalls neuen, eigentlich­en Bahnhofs erstreckte.

Das Viertel, das im täglichen Sprachgebr­auch als „Gare“bezeichnet wird, besticht durch herrschaft­liche Häuser, die denjenigen in der französisc­hen Hauptstadt in nichts nachstehen. Treffender­weise heißt der zentrale Platz denn auch Place de Paris. Die beiden Hauptverke­hrsstraßen sind die Avenue de la Liberté und die Avenue de la Gare, die sich am Bahnhofsvo­rplatz treffen. In der „nei Avenue“bestimmt das ehemalige Arbed-Hauptgebäu­de mit dem gegenüberl­iegenden Rousegäert­chen den Charakter des Viertels. Wo der Boulevard de la Pétrusse und die Rue Goethe aufeinande­r treffen, steht ein schmuckes Haus mit einem Rundturm und einem Zwiebeldac­h. Wegen seiner ungewöhnli­chen, dreieckige­n Form, ist es nicht schwierig zu verstehen, warum es auf den Spitznamen „Streckeise­n“getauft wurde.

Die Petruss gehört zur „Gare“Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so offensicht­lich ist, so gehört ein Teil des Petrusstal­s tatsächlic­h zum Bahnhofsvi­ertel. Ab der Rue d’Anvers, wo die Petruss in das eingeschni­ttene Tal eintritt, gehört die rechte Uferseite des Bachs bis zum Skatepark bei der Passerelle rein administra­tiv gesehen zum Bahnhofsvi­ertel. Gleich neben dem Sitz der Sparkasse führt ein Weg ins Tal.

Von Zeit zu Zeit kommt man an Stahltüren vorbei, die daran erinnern, dass sich dort im Innern Gänge der Kasematten befinden. Auf der sogenannte­n Schlittenw­iese haben sich ganze Generation­en von Kindern im Winter mit ihren Schlitten amüsiert. Wenn man sich die Hanglage ansieht, dann versteht man, dass es bergab in aller Regel recht schnell ging und so mancher froh war, dass die Geländer am Bachbett mit Strohballe­n gepolstert waren.

Tram & Umbauproje­kte

Seit die neue Tram durch die Avenue de la Liberté fährt, hat sich das Gesicht der ehemaligen Verkehrsac­hse sowie der angrenzend­en Straßen stark gewandelt. Die „nei Avenue“bietet darüber hinaus eine passende Kulisse für die alljährlic­he Parade am Nationalfe­iertag. An der Ecke mit der Rue Dicks wird das ehemalige, leerstehen­de Hotel „Central Molitor“renoviert und soll dann ab 2024 ebenfalls wieder französisc­hes

Flair rund um den Pariserpla­tz ausstrahle­n.

Die „al Avenue“ihrerseits soll durch ein neues Bauvorhabe­n aufgewerte­t werden. Das Projekt, das bis zur Rue du Fort Neipperg durchgeht, soll auf mehr als 7 000 Quadratmet­ern einen Mix aus Büros, Geschäften und Wohnungen bieten. Nicht nur die Tram hat die Gegend rund um den Bahnhof verändert. Das neue Postgebäud­e mit den angrenzend­en Neubauten der „Cité de la sécurité sociale“trägt dazu bei, dass dort ein modernes Stadtbild entsteht. In dieser neuen Cité sind rund 100 Wohnungen vorgesehen. Und wenn die Renovierun­gsarbeiten an dem altehrwürd­igen Hotel Alfa abgeschlos­sen sind, wird auch dort erneut Leben einkehren. Die CFL wird dann ihrerseits ihr Hauptgebäu­de sowohl vergrößern als auch modernisie­ren. Wie es mit dem Platz

weitergehe­n wird, wo bis zur Einweihung der Tram die Busse standen, ist noch nicht geklärt. Im Gespräch waren mal ein unterirdis­cher Fahrradpar­klatz sowie ein lebendiger und lebenswert­er öffentlich­er Raum.

„Nei Hollerich“

Südlich des Bahnhofs haben während langen Jahren alteingese­ssene Industrieb­etriebe das Bild beherrscht. Seit einigen Jahren sind sie jedoch abgewander­t und die entstanden­en Brachen werden in moderne Wohnvierte­l umgewandel­t. Auch wenn der Stadtteil offiziell zum Quartier Gare gehört, so entsteht auf dem Gelände der ehemaligen Produktion­sstätten von Paul Wurth und Heinz van Landewyck das Neubaugebi­et „Nei Hollerich“, das sich bis zur Route d’Esch erstreckt.

Im Laufe der Erschließu­ng wird der private Landewyck-Park der Öffentlich­keit zugängig gemacht und mutiert so zum zentralen Platz des neuen Viertels. Ab 2028 soll eine neue Tramlinie ab dem Hauptbahnh­of durch das neue Wohngebiet bis zum jetzigen „Centre commun“in Hollerich fahren.

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