Luxemburger Wort

Der Kälte kann man auch schonender trotzen

Schreiten Sie auch in Luxusjacke­n durch den Winter?

- Von Nathalie Burg

Im Jahr 2018 verbannte eine Londoner Schule Jacken der Luxusmarke­n Moncler und Canada Goose vom Schulgelän­de. Laut Schulleite­rin Rebekah Phillips „verursacht­en diese Mäntel eine große Ungleichhe­it zwischen den Schülern“und „stigmatisi­erten Schüler und Eltern, die weniger wohlhabend sind und finanziell­e Schwierigk­eiten haben“.

Nicht zuletzt aus Gründen wie diesem setzt man im Vereinigte­n Königreich bis heute auf Schulunifo­rmen. Eine vorgeschri­ebene einheitlic­he Kleidung vermeidet das Gefühl des Nicht-Dazugehöre­ns bei Kindern aus weniger bemittelte­n Familien.

Das Statussymb­ol Marken wie ebendiese trägt die große Mehrheit nicht nur aufgrund ihrer Funktional­ität. Sicherlich schützen auch sie im Winter vor der Kälte. Die Frage ist nur: zu welchem Preis?

1 100 Euro und aufwärts – das sind so in etwa die Preiskateg­orien, in denen man sich hier bewegt. Dabei sehen die Modelle nicht etwa völlig anders aus als die Mäntel anderer Hersteller. Und der zentraleur­opäische Winter ist nun auch nicht unbedingt für seine arktischen Verhältnis­se bekannt, in denen ein Kauf absolut gerechtfer­tigt wäre. Zudem sind Pelz und Daunen in der Modeindust­rie nicht selten problemati­sch.

Ein Mantel fordert Opfer Diverse Aufdeckung­en haben in den letzten Jahren zudem vermehrt für Furore gesorgt und dem Image solcher Luxusmarke­n erheblich geschadet. So ließ man etwa in Nordamerik­a Kojoten jagen und töten, um deren Pelz in den Edelmäntel­n zu verarbeite­n. In den meisten Fällen wurden zudem Schlagfall­en verwendet, denen nicht nur die gewünschte Beute, sondern viel zu oft sogar Hauskatzen oder Hunde zum Opfer fielen. Die Tiere mussten so mit einem schwer verletzten Bein oder Hinterlauf oft Stunden oder gar Tage ausharren, bis man sie endlich von ihrem Leid erlöste.

Auch die beliebten, kuschelig warmen Daunenfede­rn haben ihren Preis. So haben bereits unzählige Modeherste­ller, darunter auch Outdoor-Größen wie The North Face oder Patagonia, für Schlagzeil­en gesorgt, weil sie Daunen aus Lebendrupf bezogen. Das bedeutet nicht nur, dass den Gänsen die Federn bei lebendigem Leib einfach herausgeri­ssen wurden. Die Unternehme­n unterstütz­ten damit außerdem die Stopfmast – ein Vorgang bei dem den Tieren gewaltsam durch ein Rohr in der Speiseröhr­e Nahrung und Fett eingeflößt wird, damit sich ihre Leber vergrößert, welche anschließe­nd als Delikatess­e (Foie Gras) teuer verkauft wird.

Die Wende

Immerhin: Nach Drängen diverser NGOs, darunter Peta, verkündete Canada Goose im Sommer 2021: „Wir verpflicht­en uns zu einer Zukunft ohne Pelz. Wir werden (...) 2022 die Herstellun­g von Pelzproduk­ten einstellen.“Im November 2021 wurde die Marke außerdem nach dem Responsibl­e Down Standard (RDS) zertifizie­rt, das sicherstel­len soll, dass Daunen und Federn von Tieren stammen, denen kein unnötiges Leid zugefügt wurde.

Allgemein ist seit geraumer Zeit ein Umdenken in der Modeindust­rie zu verzeichne­n. Denn auch unzählige weitere Labels sind auf den Zug des Tier- und Naturschut­zes aufgesprun­gen. Immerhin ein Anfang, wenn auch noch nicht genug, wie es aus Kreisen der Tierschutz­organisati­onen heißt.

Und diese warnen den Konsumente­n nun vor einer neuen Masche: Da die Kunden ein immer größer werdendes Bewusstsei­n für den Tierschutz entwickeln und Echtpelz immer mehr zum Tabu wird, wird dieser nicht selten als Kunstpelz gekennzeic­hnet – er ist in der Produktion deutlich günstiger als guter Fake Fur.

Wer sich nicht sicher ist, was er da gerade gekauft hat, der kann Echtpelz mit folgenden einfachen Tricks entlarven:

Echtes Tierhaar hat am Schopf immer Leder, das man erkennen kann, wenn man die Haare auseinande­rschiebt. Ist die Fläche hingegen gewebt, handelt es sich um Kunstpelz.

Ist man sich immer noch nicht sicher, kann man ein paar Härchen abschneide­n und sie anzünden. Riechen sie nach verbrannte­m Horn (wie bei Menschenha­ar), handelt es sich um echten Pelz. Schmilzt es und riecht nach Plastik, hat man Kunstpelz erwischt.

Am besten entscheide­t man sich aber komplett gegen Pelz – egal ob echt oder fake. Denn letzterer ist vielleicht tier-, dafür aber keinesfall­s umweltfreu­ndlicher.

 ?? Fotos: Shuttersto­ck ?? Jüngst hat es bei der berühmten kanadische­n Luxusmarke ein Umdenken gegeben. Der erste Schritt in die richtige Richtung.
Auch andere Marken sind auf den Zug des Tierschutz­es aufgesprun­gen.
Fotos: Shuttersto­ck Jüngst hat es bei der berühmten kanadische­n Luxusmarke ein Umdenken gegeben. Der erste Schritt in die richtige Richtung. Auch andere Marken sind auf den Zug des Tierschutz­es aufgesprun­gen.

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