Homogenes Gesamtkonzept ausarbeiten
Auch wenn Luxemburg und sein Gesundheitswesen die Corona-Krise verhältnismäßig gut bewältigt haben – wie auch eine von der Regierung in Auftrag gegebene OECDStudie belegt –, so bleibt die Santé ein weites Feld mit vielen Baustellen. Oder, wie es Josée Lorsché ausdrückt: „Es ist ein Thema, das das ganze Land beschäftigt und immer wieder für Schlagzeilen sorgt.“
Geht es nach den Grünen und ihrer Fraktionschefin, müssen diese Schlagzeilen, die nicht im Sinn des Patienten seien, schon bald der Vergangenheit angehören. Zuletzt zeichneten die vorübergehende Schließung der Maternité im Norden des Landes, der Clinch zwischen Spitälern und Ärztevereinigung bei der Vergütung des Bereitschaftsdienstes oder der Ansiedlung von medizinischen Dienstleistungen und Geräten in Arztpraxen, sowie die Kündigung von sechs Kardiologen im Nordspital in Ettelbrück ein dunkles Bild der Gesundheitsversorgung in Luxemburg.
Zwei Prinzipien nicht infrage stellen
Generell verlangen Déi Gréng nach einem homogenen Gesamtkonzept für die Santé, das auf einer Schwächen/Stärken-Analyse beruht und das zwei Prinzipien nicht infrage stellt: die Gewährleistung einer solidarischen und öffentlichen Versorgung. Um dahin zu gelangen, wie auch bei der Bewältigung der punktuellen Herausforderungen hoffen die Grünen auf sachliche Diskussionen – wissend, dass dies angesichts verhärteter Fronten, insbesondere zwischen Spitalverband und Ärztevereinigung ein schwieriges Unterfangen darstelle. Es sei folglich an der Politik und der Ressortministerin, ihren Kurs vorzugeben und alle Akteure mit ins Boot zu bekommen, so Josée Lorsché. Als Plattform soll nach Dafürhalten der Gesondheetsdësch institutionalisiert werden.
In den Mittelpunkt des SantéKonzeptes stellen die Grünen den Patienten mit drei Phasen: Vorbeugung, Primärmedizin, Krankenhausversorgung. Die Vorbeugung muss nach ihrer Meinung sämtliche gesundheitliche Aspekte umfassen, inklusive Umweltmedizin und mentale Gesundheit. Konkret plädieren Déi Gréng für einen jährlichen Gratis-Gesundheitscheck
und die gesetzliche Verankerung der sogenannten „couverture universelle des soins de santé“, die zurzeit als Pilotprojekt läuft.
Was die Primärmedizin betrifft, wollen Déi Gréng die Rolle des Allgemeinmediziners stärken, unter anderem durch eine Prüfung des 2012 eingeführten Konzepts des Referenzarztes und durch die Berücksichtigung des Zeitfaktors bei der Nomenklatur. Letzteres soll dazu beitragen, die Attraktivität des Berufs des Allgemeinmediziners zu steigern, hoffen Déi Gréng auch mit Blick auf den Ärztemangel, der unter anderem 2019 im Lair-Bericht festgestellt wurde.
Das Damoklesschwert
Um den allgemeinen Personalmangel im Santé- und Pflegebereich – Josée Lorsché spricht von einem „Damoklesschwert“– in den Griff zu bekommen, wollen die Grünen die Ausbildung zwischen Pflege und Santé stärker vernetzen und ziehen den Aufbau einer Universitätsklinik in Erwägung. Das dürfe kein Tabu sein, betont die Fraktionschefin.
Vor dem Hintergrund der rezenten Auseinandersetzungen plädieren Déi Gréng dafür, die Krankenhäuser und die Versorgung außerhalb der Kliniken nicht gegeneinander auszuspielen, auch vor dem Hintergrund des sogenannten „virage ambulatoire“. Um verlässliche Entscheidungen zu treffen, fordern die Grünen eine „carte sanitaire extrahospitalier“mit verlässlichen Daten. Erst daraufhin könne eine sinnvolle, geografische Verteilung verschiedener medizinischer Geräte, beispielsweise IRM-Einrichtungen, angestrebt werden, so Marc Hansen.
Für den gesundheitspolitischen Sprecher der Grünen ist es auch wichtig, dass in den gesetzlichen Bestimmungen zu den regionalen Klinikantennen und Gemeinschaftspraxen gewährleistet ist, dass Fremdkapital und die Finanzialisierung ausgeschlossen bleiben und die medizinische Qualität ausschlaggebend bleibt.
Spielraum sehen Déi Gréng zudem bei der Ausweitung der Telemedizin, die sich in den zurückliegenden Pandemiemonaten bewährt habe; auch wollen sie sich der Schaffung von Geburtshäusern nicht verschließen.
La mer du Nord est un gigantesque cimetière archéologique marin.