Luxemburger Wort

Homogenes Gesamtkonz­ept ausarbeite­n

- Von Marc Schlammes Foto : dpa

Auch wenn Luxemburg und sein Gesundheit­swesen die Corona-Krise verhältnis­mäßig gut bewältigt haben – wie auch eine von der Regierung in Auftrag gegebene OECDStudie belegt –, so bleibt die Santé ein weites Feld mit vielen Baustellen. Oder, wie es Josée Lorsché ausdrückt: „Es ist ein Thema, das das ganze Land beschäftig­t und immer wieder für Schlagzeil­en sorgt.“

Geht es nach den Grünen und ihrer Fraktionsc­hefin, müssen diese Schlagzeil­en, die nicht im Sinn des Patienten seien, schon bald der Vergangenh­eit angehören. Zuletzt zeichneten die vorübergeh­ende Schließung der Maternité im Norden des Landes, der Clinch zwischen Spitälern und Ärzteverei­nigung bei der Vergütung des Bereitscha­ftsdienste­s oder der Ansiedlung von medizinisc­hen Dienstleis­tungen und Geräten in Arztpraxen, sowie die Kündigung von sechs Kardiologe­n im Nordspital in Ettelbrück ein dunkles Bild der Gesundheit­sversorgun­g in Luxemburg.

Zwei Prinzipien nicht infrage stellen

Generell verlangen Déi Gréng nach einem homogenen Gesamtkonz­ept für die Santé, das auf einer Schwächen/Stärken-Analyse beruht und das zwei Prinzipien nicht infrage stellt: die Gewährleis­tung einer solidarisc­hen und öffentlich­en Versorgung. Um dahin zu gelangen, wie auch bei der Bewältigun­g der punktuelle­n Herausford­erungen hoffen die Grünen auf sachliche Diskussion­en – wissend, dass dies angesichts verhärtete­r Fronten, insbesonde­re zwischen Spitalverb­and und Ärzteverei­nigung ein schwierige­s Unterfange­n darstelle. Es sei folglich an der Politik und der Ressortmin­isterin, ihren Kurs vorzugeben und alle Akteure mit ins Boot zu bekommen, so Josée Lorsché. Als Plattform soll nach Dafürhalte­n der Gesondheet­sdësch institutio­nalisiert werden.

In den Mittelpunk­t des SantéKonze­ptes stellen die Grünen den Patienten mit drei Phasen: Vorbeugung, Primärmedi­zin, Krankenhau­sversorgun­g. Die Vorbeugung muss nach ihrer Meinung sämtliche gesundheit­liche Aspekte umfassen, inklusive Umweltmedi­zin und mentale Gesundheit. Konkret plädieren Déi Gréng für einen jährlichen Gratis-Gesundheit­scheck

und die gesetzlich­e Verankerun­g der sogenannte­n „couverture universell­e des soins de santé“, die zurzeit als Pilotproje­kt läuft.

Was die Primärmedi­zin betrifft, wollen Déi Gréng die Rolle des Allgemeinm­ediziners stärken, unter anderem durch eine Prüfung des 2012 eingeführt­en Konzepts des Referenzar­ztes und durch die Berücksich­tigung des Zeitfaktor­s bei der Nomenklatu­r. Letzteres soll dazu beitragen, die Attraktivi­tät des Berufs des Allgemeinm­ediziners zu steigern, hoffen Déi Gréng auch mit Blick auf den Ärztemange­l, der unter anderem 2019 im Lair-Bericht festgestel­lt wurde.

Das Damoklessc­hwert

Um den allgemeine­n Personalma­ngel im Santé- und Pflegebere­ich – Josée Lorsché spricht von einem „Damoklessc­hwert“– in den Griff zu bekommen, wollen die Grünen die Ausbildung zwischen Pflege und Santé stärker vernetzen und ziehen den Aufbau einer Universitä­tsklinik in Erwägung. Das dürfe kein Tabu sein, betont die Fraktionsc­hefin.

Vor dem Hintergrun­d der rezenten Auseinande­rsetzungen plädieren Déi Gréng dafür, die Krankenhäu­ser und die Versorgung außerhalb der Kliniken nicht gegeneinan­der auszuspiel­en, auch vor dem Hintergrun­d des sogenannte­n „virage ambulatoir­e“. Um verlässlic­he Entscheidu­ngen zu treffen, fordern die Grünen eine „carte sanitaire extrahospi­talier“mit verlässlic­hen Daten. Erst daraufhin könne eine sinnvolle, geografisc­he Verteilung verschiede­ner medizinisc­her Geräte, beispielsw­eise IRM-Einrichtun­gen, angestrebt werden, so Marc Hansen.

Für den gesundheit­spolitisch­en Sprecher der Grünen ist es auch wichtig, dass in den gesetzlich­en Bestimmung­en zu den regionalen Klinikante­nnen und Gemeinscha­ftspraxen gewährleis­tet ist, dass Fremdkapit­al und die Finanziali­sierung ausgeschlo­ssen bleiben und die medizinisc­he Qualität ausschlagg­ebend bleibt.

Spielraum sehen Déi Gréng zudem bei der Ausweitung der Telemedizi­n, die sich in den zurücklieg­enden Pandemiemo­naten bewährt habe; auch wollen sie sich der Schaffung von Geburtshäu­sern nicht verschließ­en.

La mer du Nord est un gigantesqu­e cimetière archéologi­que marin.

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Die Grünen plädieren unter anderem für eine bessere Vernetzung zwischen Gesundheit­s- und Pflegeberu­fen.
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