Ein meinungsstarker Streiter für demokratische Werte
Stichwahl um den Fraktionsvorsitz, diesmal der Thüringerin Katrin Göring-Eckardt.
Als wirtschaftspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion stimmte er als einziger Grüner 2003 einem Teil der Arbeitsmarktreformen nicht zu. Und auch bei der Gesundheitsreform im selben Jahr enthielt er sich der Stimme. 2005 wandte Schulz sich gegen die von Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) gestellte Vertrauensfrage im Bundestag, die dessen Auflösung bewirkte. Er fand die Sache fingiert und erregte mit seinem Vergleich, hier werde „ein Stück Volkskammer“aufgeführt, den Zorn der eigenen Fraktion.
„Loblied auf einen Nonkonformisten“
Von führenden Grünen wurde er dafür beschimpft, die damalige Grünen-Vorsitzende Claudia Roth sprach vom „tragischen Ende von Werner Schulz“. Seine fünfminütige, leidenschaftliche Rede wurde gewürdigt und ausgezeichnet. Die linke Tageszeitung „Taz“schrieb ein „Loblied auf einen Nonkonformisten“und sprach von einer „der bemerkenswertesten Reden in der Geschichte des Bundestages“.
Durch seinen jahrelangen Solo-Kurs hatte Schulz allerdings die Sympathien der Grünen verloren und kam nicht wieder in den Bundestag. 2009 erlebte der inzwischen 59-Jährige ein fulminantes Comeback, vor allem durch seine rhetorischen Fähigkeiten. Mit einer glänzenden Rede setzte er sich gegen die innerparteiliche Konkurrenz durch und wurde für die Grünen ins Europa-Parlament gewählt. 2014 trat er nicht erneut an.
Nun starb mit Schulz einer der prominentesten Bürgerrechtler aus der Wendezeit am Jahrestag des Mauerfalls – den er immer statt des 3. Oktober als deutschen Nationalfeiertag haben wollte. dpa