Niederländer strengen Massenklage gegen Twitter an
Elon Musk ist nun stolzer Eigentümer des Nachrichtendienstes Twitter. Er hat mit Twitter einiges vor. Was genau, ist noch unklar. Aber fest steht: Musk kann sich jetzt schon auf eine Massenklage gegen sein neues Nachrichtenunternehmen in den Niederlanden vorbereiten, weil Twitter in den Niederlanden illegal Daten von Usern gesammelt und weiter verkauft hat.
Die Stiftung für Datenschutz „Data Bescherming Nederland“(SDBN) kündigte eben an, gegen Twitter eine Massenklage einreichen zu wollen, weil Twitter die Daten von „Zehntausenden von Niederländern gestohlen hat“, so die SDBN.
Zugang zu Nutzerdaten
Laut SBDN hatte Twitter über sein Tochterunternehmen „Mopub“zwischen 2013 und 2021 Zugang zu den Nutzerdaten für rund 30 000 Apps, die User auf ihren Smartphones und Tablets in den Niederlanden verwenden. Unter diesen Apps sind auch Dating-Apps, auf denen viele private Informationen ausgetauscht werden, sowie Spiele-Apps für Kinder, sodass die Twitter-Tochter „Mopub“auch Zugriff auf Informationen über Kinder hatte.
Twitter-Tochter „Mopub“, die Zugriff hatte auf die Apps, die auf Apple und Android-Smartphones verwendet wurden, konnte so aus einem Meer von Informationen der niederländischen User dieser Apps fischen und diese gewinnbringend an
Unternehmen und Marketing-Agenturen weiter verkaufen, ohne dass die Nutzer davon wussten. Beispiel Sprach-App „Duolingo“. „Wer diese Sprach-App zum Dolmetschen nutzte, der musste nicht nur das Land und die Sprachen angeben, die er oder sie nutzen wollten, sondern auch seinen Wohnort oder seinen Beruf“, sagt Anouk Ruhaak, Sprecherin der Datenschutzorganisation SDBN. „Mopub verkaufte all diese Informationen dann weiter an MarketingUnternehmen, die mit diesen Informationen Profile der Nutzer erstellten, um diese Nutzer dann gezielt mit Werbung anzusprechen. Damit hat Twitter zwischen 2013 und 2021 viel Geld verdient“, so Ruhaak.
Twitter soll Schadenersatz zahlen
Die User seien nicht darüber informiert worden, dass, wenn sie die kostenlosen Apps nutzten, ihre Daten, die sie angegeben hatten, von Twitter gespeichert und weiter verkauft wurden. Außerdem würden die User die seitenlangen Nutzungsbedingungen der Apps in der Regel nicht sorgfältig durchlesen, bevor sie eine App auf ihrem Smartphone installieren. „Wenn überhaupt, dann wird in diesen Nutzungsbedingungen in der Regel nur in sehr verklausulierter Form darauf hingewiesen, dass die Daten von Usern gespeichert und weiter verwendet werden“, stellt Datenschützerin Ruhaak fest. Das sei unseriös. „Die User wissen nicht genau, welche App welche Daten sammelt und wie die dann von Twitter weiter verwendet werden.“
Die Datenschützerin appelliert in einem Interview mit der Zeitung „Algemeen Dagblad“direkt an den neuen Twitter-Eigentümer Elon Musk: „Wenn sie Twitter reformieren und umbauen wollen, dann schließen sie einen Vergleich mit uns und sichern sie künftig den Datenschutz auf Twitter, Herr Musk.“Und: „Wir geben unsere privaten Daten nicht einfach ohne Zustimmung und ohne finanzielle Gegenleistung her.“
Im Klartext: Twitter soll Schadenersatz zahlen. Wenn nicht, dann wird es eine Sammelklage gegen Twitter geben. In den Niederlanden sind Sammelklagen, ähnlich wie in den USA auch, möglich. Eine Entschädigung für die niederländischen TwitterUser, deren Daten widerrechtlich verwendet wurden, könnte bis zu 2 500 Euro pro Nutzer sein, meinen Datenschützer.
„Wenn sie Twitter reformieren und umbauen wollen, dann schließen sie einen Vergleich mit uns und sichern sie künftig den Datenschutz auf Twitter, Herr Musk.“Anouk Ruhaak, Sprecherin der Datenschutzorganisation SDBN