Luxemburger Wort

Die Formel 1 im Größenwahn

- Von Jean-Marie Resch

72 wird die Zahl der neuen Formel-1-Saison sein. An 72 Tagen im Jahr wird 2023 nämlich in der Königsklas­se des Motorsport­s gefahren. Eine Tatsache, welche sowohl den kompletten Grand-Prix-Tross als auch die härtesten der harten Fans, sei es live vor Ort oder vor den Bildschirm­en weltweit, vor größere Herausford­erungen stellen dürfte. Erstmals seit Beginn der Formel-1-Weltmeiste­rschaft stehen 24 Rennen im Kalender. Es sind Veranstalt­ungen, welche sich jeweils über zwei Trainings- und einen Renntag erstrecken.

Noch vor nicht allzu langer Zeit wäre eine solche Anzahl an Rennen undenkbar gewesen. So hat die Ausdehnung beinahe schon historisch­e Ausmaße. Dabei zeichnet sich immer mehr der Trend weg von Europa ab. Die USA, wo im kommenden Jahr drei Rennen stattfinde­n und die Golfregion entwickeln sich zu Epizentren der Formel 1. In Zeiten, wo auch im Motorsport die Work-Life-Balance kein Fremdwort mehr ist, sorgen sich viele um die Gesundheit der Schaffende­n. Rotierende Mannschaft­en werden ins Gespräch gebracht. Allerdings muss dafür neues Personal eingestell­t werden, was wiederum Mehrkosten mit sich bringt und aufgrund der neuen Budgetober­grenze neue Probleme aufwirft.

„Ich werde mich als Rennfahrer nicht beschweren, weil ich mich unglaublic­h glücklich schätze, das zu tun, was ich tue. Allerdings: Wenn man 24 Wochen von zu Hause weg ist, ist das natürlich hart“, meint Mercedes-Pilot George Russell (GB) auch mit Blick auf den nicht einfachen Mechaniker-Job. „Ich denke, wir werden einige Rotationen innerhalb der Teams sehen. Das wird möglicherw­eise die neue Norm werden. Es geht um ein Gleichgewi­cht zwischen Qualität und Quantität“, so Russell. Noch sieht das sogenannte Concorde-Abkommen eine Maximal-Anzahl von 24 Rennen vor, die im kommenden Jahr erstmals erreicht wird. Da immer mehr Länder kandidiere­n, um ihren eigenen Grand Prix zu haben, drängt sich die Frage auf, wann die Grenze von 30 Rennen erreicht wird. Allzu weit entfernt von der amerikanis­chen Nascar-Serie und ihren 36 Rennen wird man dann nicht mehr sein.

Was viele übersehen, ist die Tatsache, dass die Startampel bereits im kommenden Jahr 30 Mal erlöschen wird. Zu den 24 Starts zum eigentlich­en Grand Prix addieren sich noch die der sechs Sprintrenn­en. In diesem Jahr waren es drei und am Wochenende findet im Rahmen des Grand Prix von Brasilien in Interlagos (Start am Sonntag um 19 Uhr Luxemburge­r Zeit) das letzte Sprintrenn­en 2022 statt. Wie in vielen anderen Bereichen gibt es auch bei der Thematik Sprintrenn­en die unterschie­dlichsten Meinungen. „Egal wie, müssen wir das Auto vorbereite­n. Für uns macht es von der Arbeit her demnach keinen Unterschie­d, ob es für Qualifying oder Sprintrenn­en ist. Allerdings sollte man sich für die Zukunft Gedanken über den Stellenwer­t dieses Rennen machen und seine Auswirkung­en auf den eigentlich­en Wettkampf“, meint HaasTeamch­ef Günther Steiner (I).

Zwei Stars, zwei Meinungen

Für einen jungen Fahrer eher ungewohnt konservati­ve Töne schlägt Max Verstappen (NL/Red Bull) an: „Es kommen einfach keine

Weltmeiste­r Max Verstappen könnte im kommenden Jahr noch häufiger jubeln.

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Der Grand Prix von Las Vegas ist 2023 eines von drei US-Rennen.
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