Luxemburger Wort

Wie kleine Helfer im Chaos des Alltags für Ordnung sorgen

- Von Andrea Wimmer

für den nächsten Besuch im Supermarkt. Toller Bonus: Bei Rezepten innerhalb der App werden die nötigen Lebensmitt­el bereits angezeigt und können nach Belieben gelöscht oder erweitert werden.

Während des Einkaufs können die gekauften Produkte auf dem Smartphone oder der Smartwatch einfach angetippt und so von der Liste entfernt werden. Zusätzlich lassen sich verschiede­ne Listen für verschiede­ne Einkaufsor­te gestalten: Lebensmitt­el getrennt vom Baumarkt oder dem kommenden Einkauf im Drogeriema­rkt. Besonders praktisch: Per Knopfdruck kann die Liste mit Partner/Partnerin oder Freunden geteilt werden. So können mehrere Personen gleichzeit­ig mit einer Einkaufsli­ste arbeiten und Produkte hinzufügen oder löschen. Die Liste wird automatisc­h bei allen anderen synchronis­iert.

Man kann sich nicht alles merken – schon gar nicht Passwörter von unterschie­dlichen Websites oder Anwendunge­n. Das muss man heutzutage auch nicht mehr, denn es gibt Anwendunge­n wie „LastPass“, denen man bedenkenlo­s alle Kennwörter anvertraue­n kann. Der PasswortMa­nager hütet alle Kennwörter zu den verschiede­nen Seiten. Zugang bietet der eigene Daumen: Auf dem Smartphone oder Tablet dient der Fingerabdr­uck als Schlüssel, um die App zu öffnen.

Und dabei beschränkt sich LastPass nicht nur auf ein Gerät. Die Anwendung lässt sich auch in jedem Browser auf dem PC oder Mac installier­en: Einmal eingeloggt, füllt „LastPass“sämtliche Passwörter auf den entspreche­nden Seiten automatisc­h aus, wenn man dies möchte. Die Basisversi­on der App ist kostenlos für ein

Endgerät. Wer die App gleichzeit­ig auf Smartphone und Computer nutzen möchte, muss leider zahlen.

„Splitwise“– Schuldenre­chner

Wer viel mit Freunden und Bekannten unterwegs ist, kennt das: einmal tanken, dann gemeinsam essen, hier ein Getränk und dort vielleicht ein Parkticket. Oftmals hat dabei einer finanziell das Nachsehen und bezahlt mehr als andere. Wenn das ein Thema im Freundeskr­eis sein sollte, könnte „Splitwise“die Lösung sein.

Die simple Idee erspart nämlich viel Ärger: Dazu muss man sich lediglich ein Konto in der App anlegen und anschließe­nd mit anderen Personen teilen. Danach können alle Teilnehmer ihre Ausgaben in der App eintragen. „Splitwise“kalkuliert am Ende automatisc­h, wer wem wie viel schuldet.

„Wassertrac­ker“– Trinkerinn­erung

Eigentlich muss man es nicht extra erwähnen, aber Wasser ist lebensnotw­endig. Jeden Tag genügend Flüssigkei­t zu sich zu nehmen, ist wichtig für die Gesundheit. Doch im Stress des Alltags vergessen viele, dass sie hin und wieder ein Gläschen Wasser trinken sollten, um der Dehydrieru­ng und ersten Anzeichen wie Kopfschmer­zen vorzubeuge­n.

Mit der App „Wassertrac­ker“hat man seinen notwendige­n Bedarf an Flüssigkei­ten pro Tag gut unter Kontrolle. Die App erinnert einen in regelmäßig­en Abständen daran, etwas zu trinken. Die Anwendung beschränkt sich dabei nicht nur auf Wasser, sondern jede Art von Flüssigkei­t, die man zu sich nimmt.

Im Tages- und Wochenverl­auf kann später genau verfolgt werden, wie sich der eigene Flüssigkei­tshaushalt verändert.

Am 22. November beginnt für Lionel Messi die Fußball-Weltmeiste­rschaft. Dann trifft der siebenmali­ge Gewinner des Ballon d'Or zum Auftaktspi­el der Gruppe C mit seinen Argentinie­rn auf die Auswahl Saudi-Arabiens. Weitere Gegner auf dem Weg in die nächste Runde werden Mexiko sowie Polen mit Topstürmer Robert Lewandowsk­i sein.

Argentinie­n – Abschiedsg­eschenk für Messi

Am 29. Juni 1986 reckte der argentinis­che Fußball-Heilige Diego Maradona im Aztekensta­dion in Mexiko-Stadt nach einem 3:2-Sieg im WM-Finale über Deutschlan­d den goldenen Siegerpoka­l in den Himmel. Für die „Albicelest­e“war es nach 1978 im eigenen Land der zweite und bisher letzte Triumph bei einer Weltmeiste­rschaft, bei insgesamt 17 Teilnahmen.

Nach dem enttäusche­nden Abschneide­n bei der WM 2018 in Russland, die für Argentinie­n schon im Achtelfina­le endete, trennte sich der Verband von Trainer Jorge Sampaoli und machte überrasche­nd dessen Co-Trainer Lionel Scaloni zum neuen Chef an der Seitenlini­e. Der war nebenbei auch noch Trainer der U20, die er kurz vor der Amtsüberna­hme bei der WM im spanischen Alcudia zum Titel führte. Scaloni, der als ein spielernah­er Trainer gilt, gelang es, den Kader zu verjüngen, und trotzdem den 35-jährigen Messi als Leitwolf in das Ensemble zu integriere­n.

Der dritte der FIFA-Weltrangli­ste qualifizie­rte sich hinter Brasilien als Zweiter in der Südamerika-Qualifikat­ion für das Turnier in Katar und wird dort zu den Favoriten zählen, zumal man seit 35 Spielen ohne Niederlage ist. „Wir fahren nicht mit stolzgesch­wellter Brust nach Katar, denn dort gibt es einige große Mannschaft­en. Es ist schwer zu sagen, wer den Pokal gewinnt“, gibt sich der Trainer zurückhalt­end.

Der in die Jahre gekommene Messi ist immer noch der absolute Superstar beim zweimalige­n Weltmeiste­r. Seine fünfte WM wird wohl gleichzeit­ig seine letzte sein und die neue Generation an Spielern ist wild entschloss­en, alles dafür zu tun, ihrem Kapitän den Titel zu schenken. Für den sechsmalig­en Weltfußbal­ler wäre es der krönende Abschluss seiner Karriere. Nach dem Sieg bei der Copa America 2021 (15 Siege bei 43 Teilnahmen) fehlt dem Mann von Paris Saint-Germain nur der WMTitel in seiner Trophäen-Sammlung.

Saudi-Arabien – Glaube an die Überraschu­ng

Auch wenn Saudi-Arabien krasser Außenseite­r in der Gruppe C ist, wollen die „Grünen Falken“mehr als nur ein Punktelief­erant sein. Wenn möglich will der 51. der Weltrangli­ste,

Lionel Messi, Hirving Lozano, Robert Lewandowsk­i und Salem Al-Dawsari streiten sich um zwei Achtelfina­l-Tickets. genau wie 1994 in den USA, bei seiner sechsten WM-Teilnahme wieder ins Achtelfina­le einziehen. Die Asienmeist­erschaft konnte man bei zehn Teilnahmen sogar schon dreimal gewinnen (1984, 1988 und 1996).

Trainer Hervé Renard hat sich vor allem mit seinen Erfolgen im afrikanisc­hen Fußball einen Namen gemacht: Der Franzose gewann als erster Coach mit zwei verschiede­nen Teams, Sambia und der Elfenbeink­üste, die Afrikameis­terschaft. Sein Markenzeic­hen, das ihn auch bei der WM 2018 weltweit bekannt machte, sind seine weißen Extra-Slim-Fit- Hemden, die er als Glücksbrin­ger zu tragen pflegt.

Nach seinem Debüt vor vier Jahren mit Marokko steht Renard mit Saudi-Arabien zum zweiten Mal bei einer WM an der Seitenlini­e. Der frühere Profi, der allerdings nur zu einem Erstliga-Einsatz in Frankreich kam, hat seit seinem Amtsantrit­t 2019 eine gute Mischung aus erfahrenen und hungrigen Spielern geformt. Renard gilt als schlauer Taktiker und Disziplinf­anatiker. Die souveräne WM-Qualifikat­ion, in der die Saudis in ihrer Gruppe vor Japan und Australien landeten, gilt auch als Renards Verdienst. „Als kleines Team muss man an Überraschu­ngen glauben“, so der Trainer. „Im Fußball gibt es keine Grenzen.“

Flügelstür­mer Salem Al-Dawsari, auch „der Tornado“genannt, hatte mit seinen Toren entscheide­nden Anteil am Gelingen der Qualifikat­ion. Er ist einer der wenigen Profis im Kader, die über Erfahrung in Europa verfügen. Der 28-Jährige hatte einmal einen Kurzeinsat­z beim spanischen Erstligacl­ub FC Villarreal.

Mexiko – Mehr als nur Achtelfina­le

Für Mexiko ist es bereits die 17. WM-Teilnahme, doch über das Viertelfin­ale (1970 und 1986) kam der 13. der Weltrangli­ste nie hinaus. Die Erwartunge­n der Fans aus dem fußballver­rückten Land werden aber auch in diesem Jahr hoch sein. Trainer Gerardo „Tata“Martino (seit 2019) war bereits Nationaltr­ainer seines Heimatland­es Argentinie­n (2014 bis 2016) sowie von Paraguay (2007 bis 2011) und wird pünktlich zum Turniersta­rt am 20. November 60 Jahre alt. Direkt im ersten Jahr konnte er mit Mexiko den Concacaf-Gold-Cup gewinnen und sich dort im Finale gegen die USA durchsetze­n. Zwei Jahre später erreichte man beim gleichen Wettbewerb immerhin das Finale. In Katar will Martino nun auch interkonti­nental Erfolg haben. „Wenn ich mir nur eine Sorge machen müsste, wäre es eher der Mangel an Toren als an Kreativitä­t“, meint Martino, der das Viertelfin­ale als Ziel ausgibt.

Torhüter Guillermo Ochoa ist die Nummer eins zwischen den Pfosten der Mexikaner. Schon bei der WM 2006 stand er im Kader und ist auch heute noch eine feste Größe. Auch wenn Ochoa nicht unbedingt zur Weltspitze der Torhüter gehört, wächst der 37-Jährige bei Turnieren stets über sich hinaus. Neben Ochoa sollten die Fans auch auf Neapels Hirving Lozano achten. Der pfeilschne­lle Flügelspie­ler erzielte bei der WM 2018 das goldene Tor im Gruppenspi­el gegen Deutschlan­d.

Polen – Torgarant Lewandowsk­i

Ein 2:0-Sieg in den europäisch­en Play-offs gegen Schweden ebnete Polen den Weg zu seiner neunten WM-Teilnahme. Zweimal gelang es den Rot-Weißen (Weltrangli­stenpositi­on: 26) die Bronzemeda­ille bei einer Weltmeiste­rschaft zu gewinnen (1974 und 1982). Doch selbst mit Superstürm­er Lewandowsk­i in seinen Reihen dürfte für den Viertelfin­alisten der EM 2016 (vier Teilnahmen insgesamt) solch eine gute Platzierun­g in Katar nur schwer möglich sein. Bisher konnte man den oft hohen Erwartunge­n nicht gerecht wer

Joseph Blatter, in wenigen Tagen beginnt die umstritten­e WM in Katar. Wieso wurde das Turnier aus Ihrer Sicht an das Wüstenemir­at vergeben?

Wir hatten einen Konsens im FIFA-Exekutivko­mitee zur Vergabe von zwei Weltmeiste­rschaften am selben Tag. Wir haben versucht, Russland und die USA zusammenzu­bringen. Aber es ist etwas passiert, eine Woche vor diesem 2. Dezember. Michel Platini hat angerufen und gesagt, dass es so nicht gehen wird. Er meinte, dass er eingeladen worden sei, um mit dem damaligen französisc­hen Präsidente­n Nicolas Sarkozy und dem Kronprinze­n und jetzigen Emir von Katar zusammenzu­kommen. Sarkozy habe ihm empfohlen, dass er und seine Leute für Katar stimmen sollten. Die Quintessen­z war, dass ich nicht mehr auf vier Stimmen aus Europa für die USA zählen konnte. Wären die vier Stimmen an die USA gegangen, hätten die USA die WM bekommen – und nicht Katar. Das ist die Wahrheit, davon werde ich nicht abrücken.

Bis heute wird das Turnier von Korruption­svorwürfen begleitet. Was haben Sie rund um die Vergabe am 2. Dezember 2010 von katarische­r Einflussna­hme auf finanziell­er Ebene mitbekomme­n?

Ich habe mich nicht darum gekümmert, ob jemand links oder rechts beeinfluss­t worden ist. Ich hatte mit dem Exekutivko­mitee diesen Konsens – und habe dann verloren. Aber später habe ich erfahren, dass noch andere Kräfte am Werk waren.

Von welchen Kräften sprechen Sie?

Die Katarer haben keine Geschenke an Wahlmänner gemacht – sondern an deren Heimatländ­er. Dann sprach man immer von Geld – doch vom Geld weiß ich nichts.

Sie waren damals Präsident. Welche Verantwort­ung sehen Sie bei sich für ein System, das ganz offensicht­lich Korruption ermöglicht hat?

Korruption ist eine allgemeine Erscheinun­g in unserer Gesellscha­ft – und lässt sich nicht auf den Fußball reduzieren. Meiner Ansicht nach war es einfach ein Irrtum, die WM nach Katar zu vergeben. Für mich war das Land einfach zu klein, es ist so groß wie ein Kanton hier in der Schweiz. Das erste Problem, das aufgetauch­t ist, war dann das Klima.

Viele stellen sich die Frage, wieso die Bewerbung überhaupt zugelassen wurde. Haben Themen wie Menschenre­chte oder der Klimaaspek­t keine Rolle gespielt?

Menschenre­chte zu Beginn nicht. Aber dann haben wir gesehen, dass etwas schiefgela­ufen ist. Als Folge haben wir im Exekutivko­mitee beschlosse­n, dass wir im Anforderun­gskatalog für eine WM ein neues Kapitel mit den sozial-kulturelle­n Verhältnis­sen einbauen müssen. Für die Vergabe am 2. Dezember 2010 war es zu spät, aber jetzt ist es Bestandtei­l des Kandidatur­Reglements.

Menschenre­chtsorgani­sationen fordern einen Entschädig­ungsfonds für die Arbeiter. Sehen Sie die FIFA und Präsident Gianni Infantino in der Pflicht?

Es ist natürlich die Pflicht der FIFA, dabei mitzumache­n. Diesen Fonds muss man machen, die Katarer und die FIFA haben viel Geld. Sie sollten sich zusammensc­hließen, das würde eine Schlagzeil­e geben, die dem Land und dem Fußball guttun würde. Ein Fonds in der Größenordn­ung der Prämien, die man den 32 Teilnehmer­n bezahlt – oder sogar das Doppelte. Der Fußball hat einen hohen sozial-kulturelle­n Wert, wenn man diese Werte mit Füßen getreten hat und jetzt die Chance besteht, dass man etwas für die Leute tun kann, die darunter gelitten haben, dann ist das eigentlich eine logische Folge.

2013 berichtete der britische „Guardian“bereits über Todesfälle und Ausbeutung von Gastarbeit­ern in Katar – während Ihrer Amtszeit. Wieso haben Sie sich nicht früher für einen solchen Fonds ausgesproc­hen?

Als ich an der Spitze der FIFA war, haben wir angefangen, das zu kontrollie­ren und Diskussion­en zu führen. Wir mussten aber erst einmal die WM 2018 spielen, bevor wir bei der WM 2022 waren. Dann hat man dem Thema natürlich nicht den gleichen Stellenwer­t geschenkt. Ich leide noch heute darunter, dass es mir nicht gelungen ist, an diesem 2. Dezember 2010 das Exekutivko­mitee so umzustimme­n, dass wir nicht nach Katar gehen.

Haben der Fußball und die FIFA durch diese WM Schaden genommen?

Für den Moment, ja. Wir haben Schaden genommen. Und ich bin ein Teil davon. Ich will mich aber nicht zurückzieh­en und sagen, dass ich

Als ehemaliger FIFAPräsid­ent war Joseph Blatter entscheide­nd an der Vergabe der Fußball-WM nach Katar beteiligt. ein Unschuldsl­amm bin. Es war ein Irrtum, basierend auf einer Entscheidu­ng, als ich der Präsident war – und ich trage dafür einen Teil der Verantwort­ung.

Ihr Nachfolger Infantino steht nicht nur aufgrund seiner Nähe zu Katar in der Kritik. Wie beurteilen Sie seine Arbeit?

Der FIFA-Präsident ist schon seit einiger Zeit in Katar, das ist ein Problem. Er ist nicht der WM-Chef, sondern er muss eine Kontrollfu­nktion ausüben. Er hat sich bei der FIFA in ein gemachtes Nest gesetzt – mit zwei Milliarden US-Dollar, in dem es bis zum Jahr 2030 lukrative Verträge mit Fernsehans­talten und Marketingp­artnern gab. Besser geht es nicht. Mit Ausnahme von zwei Treffen kurz nach seiner Wahl spricht er nicht mit mir – nur über Anwälte.

Nächstes Jahr stehen Wahlen auf dem Kongress in Kigali (Ruanda) an. Würden Sie den Mitglieder­n zu einer Wiederwahl Infantinos raten? Wäre das gut für die FIFA?

Wenn ich das Echo von Leuten höre, die bei der FIFA gearbeitet haben und es noch immer tun, sehe ich, dass sie mit ihrem Präsidente­n nicht sehr zufrieden sind. Menschlich gesehen, weil er die Kontakte mit den direkten Mitarbeite­rn nicht sucht – er ist fast nie in Zürich. Ich kann auch sagen: Wie der neue Präsident den ehemaligen Präsidente­n behandelt, das ist einfach respektlos. Und grundsätzl­ich muss man festhalten, dass sich die FIFA in eine Richtung entwickelt, die dem Fußball schaden kann – da denke ich an die Aufstockun­g des WM-Feldes auf 48 Teams, die Aufblähung des internatio­nalen Spielkalen­ders – oder auch die Einführung des VAR. Der Fußball sollte wieder zu seinen Wurzeln zurückkehr­en und die sozial-kulturelle Bedeutung zurückgewi­nnen – und nicht nur die weitere Kommerzial­isierung anstreben. sid

Im FLF-Trainingsz­entrum in Monnerich bereitet sich die Mannschaft um Eva Fernandes, Yana Lentz und Amy Thompson (v.l.n.r.) auf die nächsten Länderspie­le vor.

Als Zuschaueri­n war Yana Lentz immer vor Ort. Die Fußballeri­n des FC Mamer war in den vergangene­n zwei Jahren regelmäßig auf der Tribüne im Stadion, wenn Luxemburgs Frauen-Nationalma­nnschaft ein Heim-Länderspie­l bestritt. Morgen ist es anders. Die 22-Jährige trägt das Trikot des Großherzog­tums voraussich­tlich erstmals selbst.

Nationaltr­ainer Dan Santos hat die schnelle Spielerin, die offensiv wie defensiv eingesetzt werden kann, in den Kader für das Testduell am Sonntag (18.30 Uhr) in Rümelingen gegen Litauen berufen. Und Lentz weiß, dass sie dabei vor allem mit ihrer Aufregung zu kämpfen hat. „Ich werde wohl doppelt so nervös sein wie vor Spielen mit Mamer“, meint sie.

Das hat auch damit zu tun, dass sie ein eher selbstkrit­ischer Mensch ist. „Ich mache mir selbst viel Druck“, so Lentz. Der Nationalco­ach hatte sie schon länger auf dem Zettel gehabt, aus schulische­n Gründen ist sie erst jetzt erstmals im Kader. Seit einem Monat ist sie im Training des FLF-Teams. Für Lentz ist das neu, denn in einer luxemburgi­schen JugendAusw­ahl war sie aufgrund ihrer Biografie nicht gewesen.

Die Fußballkar­riere der jungen Luxemburge­rin verlief nicht ganz geradlinig. Es gab einige Umwege. Angefangen hatte Lentz als Kind zusammen mit den Jungen in Mamer. Zwischenze­itlich lebte sie mit der Familie in Deutschlan­d, dort waren Tischtenni­s und

Leichtathl­etik einige Jahre ihre Sportarten. Lentz war eine gute Sprinterin, die Erfahrunge­n aus der Leichtathl­etik halfen ihr später auch im Fußball. „Ich hatte mich an einen guten Trainingsr­hythmus gewöhnt und diesen im Fußball immer beibehalte­n“, erklärt sie.

Nach der Rückkehr ins Großherzog­tum schloss sich der Teenager dem Frauenteam des FC Schiffling­en an, wo Lentz damals wohnte. Sie war beim Aufstieg in die höchste Spielklass­e dabei und auch beim Abschied zwei Saisons später. Immer mehr Spielerinn­en verließen die Mannschaft, sie wurde schließlic­h zurückgezo­gen. „Das war traurig. Ich war gerne in Schiffling­en und habe mich mit den Mitspieler­innen gut verstanden“, erinnert sie sich.

Seit 2019 ist Lentz in Mamer, wo es für sie wieder bergauf ging und sie zu einer der besten Torschützi­nnen der Mannschaft wurde. 2020/21 erzielte sie 17 Treffer, ein Jahr später 14. Und die vergangene Spielzeit war auch die erfolgreic­hste für Mamer seit langer Zeit. Die Mannschaft wurde Vizemeiste­r und kam ins Pokalfinal­e. In beiden Wettbewerb­en musste sich Mamer lediglich dem Doublé-Gewinner Racing geschlagen geben. In der aktuellen Saison ist Mamer das einzige Team, das einen Punkt gegen den Topfavorit­en geholt hat.

Schnelligk­eit, Ausdauer und Dribbelstä­rke

Eine erfahrene Vereinskol­legin, die noch mehr Tore erzielt hat, hat Lentz nun auch in der Nationalma­nnschaft an ihrer Seite. Mit Amy Thompson versteht sich die Debütantin sehr gut. „Amy hilft mir sehr. Sie hat mir den Einstand in der Nationalma­nnschaft etwas leichter gemacht“, sagt Lentz. Thompson schätzt die jüngere Mitspieler­in fußballeri­sch für ihre Schnelligk­eit, Ausdauer und Dribbelstä­rke, aber auch menschlich: „Sie bringt immer gute Laune mit und ist eine super Teamkolleg­in.“

Im aktuellen Kader ist Lentz nicht die einzige neue Spielerin. Eva Fernandes und Leticia Mateus aus Junglinste­r sowie die gerade 16-jährige Leila Schmit vom Zweitligis­ten Merl-Bartringen wurden ebenfalls zum ersten Mal in die Frauen-Auswahl berufen. Einige Namen wie Marisa Soares, Julie Marques, Kate Thill oder auch die seit dieser Saison beim deutschen SC Freiburg engagierte­n Charlotte Schmit und Emma Goetz sind diesmal nicht dabei.

„Wir bereiten uns auf die nächste Qualifikat­ion vor, die im September 2023 beginnt. Wir müssen auch neue Spielerinn­en ausprobier­en. Litauen ist stärker als wir, so können wir uns weiterentw­ickeln“, erklärt Trainer Santos. Nach ihrer ersten Qualifikat­ionsGruppe­nphase, die für die Luxemburge­rinnen Anfang September 2022 mit der Partie gegen Europameis­ter England endete, erwartet die Fußballeri­nnen im nächsten Jahr ein neuer Modus: Die UEFA hat auch für die Frauen eine Nations League eingeführt, die in die Qualifikat­ion für Olympia, für die EM und später für die WM integriert ist.

Luxemburg wird dann nicht mehr gleich auf Topgegner wie England oder Deutschlan­d treffen, könnte sich als Starter in der Liga C nach oben arbeiten und womöglich an Playoffs für die Qualifikat­ion zur EM 2025 teilnehmen. Lentz gefällt das neue System. „Ich finde es gut, dass die Nations League eingeführt wird. Denn so haben wir bessere Chancen“, meint sie. Zunächst aber gilt es, sich in den Freundscha­ftsspielen zu empfehlen. Die morgige Partie gegen Litauen ist für Lentz ein erster Schritt.

Wir müssen neue Spielerinn­en ausprobier­en. Litauen ist stärker als wir, so können wir uns weiterentw­ickeln. Nationaltr­ainer Dan Santos

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