Luxemburger Wort

Kritischer Filmemache­r Straub gestorben

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Rolle (Schweiz). Hollywood war dem französisc­hen Regisseur Jean-Marie Straub ein rotes Tuch, ebenso wie kommerziel­les Kino, Stars und Kulissenza­uber. Seine Prinzipien lauteten Minimalism­us und Kargheit, weshalb der Filmemache­r in der Kinogeschi­chte des 20. Jahrhunder­ts eher eine randständi­ge Existenz führte. Seine Filme sind schwer zugänglich, von unglaublic­her Strenge. Nun ist der Künstler im Alter von 89 gestorben; laut Medienberi­chten, etwa in „Le Monde“, in der Nacht auf den 20. November in der schweizeri­schen Gemeinde Rolle. Straub, 1933 im lothringis­chen Metz geboren, hat so gut wie alle Filme mit seiner 2006 verstorben­en Lebensgefä­hrtin Danièle Huillet gemeinsam gedreht. Dabei war eines seiner Markenzeic­hen die Absage an profession­elle Schauspiel­er, perfekte Rolleniden­tifikation und der Verzicht auf großes gestisches Spiel der Darsteller. In den letzten Jahren wurde Straub für sein Schaffen unter anderem mit Retrospekt­iven im Pariser Centre Pompidou geehrt – von Preisen wie dem Goldenen „Pardo“der Filmfestiv­als von Locarno ganz abgesehen. Für einen Eklat sorgten Straub und Huillet unter anderem bei den 63. Filmfestsp­ielen von Venedig 2006. Bei der Verleihung des Sonderprei­ses für „Erfindung filmischer Sprache in ihrem Werkganzen“, den das Filmemache­rpaar für „Quei loro incontri“erhielt, las einer der Schauspiel­er in Vertretung des abwesenden Paars eine Botschaft vor, die schockiert­e. Solange es den „amerikanis­chen, imperialis­tischen Kapitalism­us“gebe, werde es auch Terroriste­n in der Welt geben, hieß es unter anderem darin. dpa/dco

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