So läuft Luxemburgs Wirtschaftsmission in Südkorea
Die Delegation aus dem Großherzogtum ist in Südkorea angekommen. Mit dabei sind neben Wirtschaftsminister und Erbgroßherzog auch viele Unternehmen.
Der Flug war lang, diesmal sogar etwas länger, als es bei früheren Missionen nach Südkorea der Fall war. Was daran liegt, dass Airlines derzeit aufgrund des Flugverbots über Russland einen Umweg fliegen müssen. Am Samstagmittag ging es erst mit dem Flieger vom Findel nach München und von dort dann im großen Bogen weiter nach Seoul, wo die Delegation am Sonntagvormittag südkoreanischer Ortszeit schließlich angekommen ist. Ein wenig erschöpft, aber guter Dinge folgt dann am Sonntagnachmittag der erste Programmpunkt: der Besuch eine Tempelanlage in Seoul. Bevor es dann am heutigen Montag technisch wird.
87 Teilnehmer
„Wir sind froh, dass wir trotz Corona diese Reise wieder antreten können“, erklärt Carlo Thelen bereits im Vorfeld der Reise. Der Generaldirektor der Chambre de Commerce bildet gemeinsam mit Erbgroßherzog Guillaume und Wirtschaftsminister Franz Fayot die Spitze der Delegation. Und zu den Teilnehmern der Mission gehören neben Vertretern von Institutionen wie Luxembourg Space Agency, Luxinnovation und LuxProvide auch fast 40 Geschäftsführer oder Mitarbeiter von luxemburgischen Unternehmen.
Insgesamt zählt die Mission 87 Teilnehmer – das ist neuer Rekord. Anlass der Reise ist das 60-jährige Bestehen der diplomatischen Beziehungen zwischen Südkorea und dem Großherzogtum.
Auf dem Markt Fuß fassen
Für Luxemburgs Wirtschaft ist es nach 2014 und 2019 bereits dritte Mission dieser Art nach Südkorea, für Felix Steiner vom Startup Yuri Lux hingegen die erste. „Uns geht es vor allem darum, auf dem asiatischen Markt Fuß zu fassen“, sagt Steiner, der gemeinsam mit seinem Chef und Yuri-Gründer Christian Bruderrek an der Wirtschaftsreise teilnimmt.
Das Unternehmen hat Minilabore entwickelt, die biologische Versuche, wie beispielsweise die Kultivierung von Zellen im Weltall und damit in der Schwerelosigkeit ermöglichen. Die kleinen Labore von der Größe einer Zigarettenpackung können so bei Weltraummissionen zur ISS mitbefördert werden.
Um solche Anwendungen wird es auch um Seoul gehen. Dort nämlich findet am Montag und Dienstag das Korea Space Forum statt, bei dem sich auch Yuri Lux mit einem Vortrag präsentieren wird, ebenso wie Marc Serres, CEO der Luxembourg Space Agency, und nicht zuletzt Wirtschaftsminister Fayot, der bei dem Space Forum zu den Hauptrednern gehört.
Ein Land mit viel Potenzial
„Das Land hat sich seit den 1960er-Jahren von einem Entwicklungsland zu einem High-Performance-Land entwickelt“, sagt Fayot bei einem Pressegespräch nach der Ankunft in Seoul und verweist auf das Handelsvolumen zwischen den beiden Ländern, das von 82 Millionen Euro im Jahr 2020 auf 110 Millionen Euro im vergangenen Jahr gestiegen sei.
Damit gehört Südkorea zwar bei Weitem noch nicht zu den wichtigsten Handelspartnern des Großherzogtums, doch für den Wirtschaftsminister ist Südkorea „ein Land mit sehr viel Potenzial“. Und das gelte vor allem für den Bereich der Weltraumtechnologien, weshalb das Korea Space Forum auch für Luxemburg sehr wichtig sei.
Weitere Programmpunkte, die bei der einwöchigen Reise nach Südkorea auf der Tagesordnung stehen, sind der Besuch des LG Science Parks, des Korea Advanced Institute of Sciene & Technology, die Eröffnung einer neuen Produktionsstätte des luxemburgischen Unternehmens Rotarex und die Besichtigung mehrerer Smart-City- und SmartMobility-Projekte.
Die Digitalisierung ist Kernkompetenz
„Bei den Technologien wie Smart Mobility oder aber auch 5G können wir von den Partnern viel lernen“, sagt Thelen. „Gleichzeitig werden wir als Handelskammer natürlich auch versuchen, neue Partnerschaften mit den Unternehmen zu gründen.“
Solche Synergien erhofft sich auch PostTelecom-Direktor Cliff Konsbruck. Die Wirtschaftsmission sei die ideale Gelegenheit, die womöglich unterschätze Bedeutung des PostUnternehmens im wirtschaftlichen Ökosystems Luxemburgs zu präsentieren, erklärt er. „Die Digitalisierung ist zweifellos einer der Kompetenzbereiche von Post Luxembourg und wir freuen uns, das Know-how des Großherzogtums in diesem Bereich gemeinsam mit den anderen Teilnehmern der Wirtschaftsdelegation zu vertreten“, so Konsbruck.
Neue Kontakte Knüpfen
Zu der mehr als 50-köpfigen Delegation, die sich jetzt auf den Weg nach Asien macht, gehören auch Vertreter der Uni Luxemburg, darunter Raphaël Frank, Informatik-Professor am Centre for Security, Reliability and Trust (SnT) der Hochschule. Ihn interessiert vor allem der Bereich Smart Mobility und dabei auch die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen. Vielleicht ergeben sich dabei auch neue Partnerschaften, sagt er. Konkrete Erwartungen, was am Ende dabei rausspringen könnte, hat er aber nicht: „Wir werden einfach mal schauen, was auf uns zukommt.“
Während die Wirtschaftsdelegation selbst noch bis Samstag in Südkorea bleibt, macht sich Erbgroßherzog Guillaume bereits am Mittwoch auf die Heimreise. Fayot hingegen fliegt am Mittwoch weiter nach Japan, wo mehrere Treffen mit japanischen Amtskollegen sowie ein Treffen mit dem Präsidenten der japanischen Raumfahrtbehörde Jaxa geplant sind.
Während seines Aufenthalts in Japan wird der Minister auch die Einrichtungen von Paul Wurth IHI, dem vor zehn Jahren gegründeten Joint Venture von Paul Wurth und der IHI Corporation, sowie von ispace, der Muttergesellschaft der in Luxemburg ansässigen ispace Europe, besuchen.