Luxemburger Wort

Meinungsfr­eiheit unter Druck

- Michèle Gantenbein

Die freie Meinungsäu­ßerung ist eine unabdingba­re Voraussetz­ung für eine funktionie­rende Demokratie. Doch wie steht es um die Meinungsfr­eiheit in Krisenzeit­en, wie wir sie mit Corona und dem Ukraine-Krieg erleben? Wird Meinungsvi­elfalt tatsächlic­h gelebt und debattiert?

Die Antwort lautet Jein. In den demokratis­chen Staaten ist die freie Meinungsäu­ßerung verfassung­srechtlich geschützt, sofern sie nicht gegen andere Prinzipien des Grundgeset­zes verstößt. Man muss keine Angst haben, wegen seiner Meinung verfolgt oder umgebracht zu werden, wie in Autokratie­n.

Dennoch gerät auch in demokratis­chen Staaten die Meinungsfr­eiheit zunehmend unter Druck. Zu beobachten war das während der Corona-Pandemie. In der medialen Berichters­tattung war für kritische Stimmen wenig Platz. Maßnahmen- und Impfkritik­er fühlten sich mit knallharte­n Corona-Leugnern auf eine Stufe gestellt. Begriffe wie Schwurbler, Querdenker oder Verschwöru­ngstheoret­iker hatten Hochkonjun­ktur. Klar gibt es Menschen, die abstruse Theorien verbreiten. Aber die Begriffe haben sich zu Instrument­en entwickelt, um generell Menschen mit abweichend­en Meinungen zu diskrediti­eren.

Sei es in den sozialen Netzwerken, in den Medien oder in der Politik – die demokratis­chen Staaten, die autoritäre­n Staaten vorwerfen, die Meinungsfr­eiheit einzuschrä­nken, und sich ihnen deswegen moralisch überlegen fühlen, befinden sich ebenfalls in einem Prozess der Meinungsei­nschränkun­g – nicht staatlich verordnet, sondern subtil aus der gesamten Gesellscha­ft heraus wachsend. Schleichen­d hat sich in vielen Köpfen die Überzeugun­g ihren Weg gebahnt, dass es Meinungen gibt, die es nicht geben darf und man mit diesen Menschen nicht reden sollte.

Das schadet der ohnehin dünnen Debattenku­ltur. „Die Meinungsko­rridore sind bedrückend eng geworden“, sagte Gabriele Krone-Schmalz im Oktober bei einem Vortrag zum Thema Russland in Reutlingen. Die deutsche Journalist­in lehnt platte Schwarz-Weißund pauschale Gut-Böse-Darstellun­gen ab, versucht stattdesse­n, die Zusammenhä­nge zu begreifen, untersucht die Hintergrün­de, bemüht sich um Differenzi­erung. Dafür wird sie angefeinde­t und als RusslandVe­rsteherin stigmatisi­ert. „Andersdenk­ende sind kein selbstvers­tändlicher Bestandtei­l unserer grundsätzl­ich lebendigen Gesellscha­ft mehr, sondern Störfaktor­en, die man besser gar nicht erst zu Wort kommen lässt oder sogar Feinde, die es mit aller Konsequenz auszugrenz­en gilt“, stellt sie fest.

Die Verengung der zulässigen Meinungsko­rridore gefährdet die Demokratie – und den Zusammenha­lt einer immer pluraler werdenden Gesellscha­ft. Um den Zusammenha­lt zu gewährleis­ten, braucht es einen öffentlich­en Diskurs, der die vielfältig­en Meinungscl­uster zusammenbr­ingt, konfrontie­rt und abbildet. „Eine Demokratie muss es aushalten, dass gestritten wird“, sagt Krone-Schmalz. Wie man sachlich, rational und respektvol­l streitet, müssen wir aber wohl erst lernen.

Eine Demokratie muss es aushalten, dass gestritten wird.

Kontakt: michele.gantenbein@wort.lu

kommentier­t Bauler den Auftritt von Guy Daleiden gestern.

Dass der Direktor der mächtige Alleinents­cheider beim Film Fund sei, wie seit Wochen nun in den Medien behauptet wird, sieht Bauler nicht ein. Man habe das Vier-AugenPrinz­ip eingeführt und die Empfehlung­en des Audit von 2018 ernst genommen. Auch Restaurant­rechnungen oder Reisekoste­n müssten nun im Voraus einer Prozedur unterzogen und genehmigt werden. „Daleiden kann rein gesetzlich nicht alles machen, was er will. Er besitzt zwar einige administra­tive Freiheiten als Direktor, muss sich aber an das Budget und an die Entscheidu­ngen des Verwaltung­srates halten“, so Bauler.

Bei der Frage, ob der Film Fund einen „laschen“Umgang mit seinen Finanzen zugelassen hat, zeigt Bauler Nachsicht. Manches sei verbesseru­ngswürdig, doch zu behaupten, der Umgang mit den eigenen Finanzen sei „lasch“gewesen, könne man nicht direkt sagen. „Auch nicht, dass es keine Selbstkrit­ik gegeben hat oder man sich nicht an Empfehlung­en gehalten hat“, so Bauler.

Guy Daleiden schweigt, zwei Vereinigun­gen bekennen sich zum Film Fund

Neben der Politik reagierten auch zwei Vereinigun­gen aus der Filmindust­rie auf die Affäre Film Fund. Die Union Luxembourg­eoise de la Production Audiovisue­lle (ULPA) wie auch die Associatio­n Luxembourg­eoise des Producteur­s d'Animation et d'Expérience­s

Er war nicht stur. Er ist sich dessen bewusst, dass er nicht unfehlbar ist. André Bauler (DP) über Guy Daleiden

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Foto: G. Jallay Diane Adehm, die Präsidenti­n der Budgetund Kontrollko­mmission.

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