Neues Gefängnis nimmt Betrieb auf
Die Haftanstalt Uerschterhaff wird heute eingeweiht. Kommende Woche sollen die ersten Häftlinge einziehen
Wenn Großherzog Henri am Mittwoch offiziell das neue Gefängnis in Sassenheim einweiht, sind die Zellen noch leer. Lange wird dies jedoch nicht so bleiben. Denn bereits in der kommenden Woche sollen die ersten Häftlinge einziehen, wie der Direktor der Gefängnisverwaltung, Serge Legil, erklärt. Dann werden nämlich die ersten Gefangenentransporte zwischen dem Gefängnis in Schrassig und der neuen Haftanstalt am Uerschterhaff zwischen Sassenheim und dem WSA-Lager rollen.
Der Uerschterhaft ist neben dem Gefängnis in Schrassig und dem offenen Vollzug in Givenich die dritte Haftanstalt des Landes. Sie ist ausschließlich für männliche Untersuchungshäftlinge vorgesehen – also Tatverdächtige, die auf Anordnung eines Untersuchungsrichters während der laufenden Ermittlungen inhaftiert werden. Ein Untersuchungsrichter ordnet diese Maßnahme vor allem dann an, wenn von den Verdächtigen Fluchtgefahr ausgeht oder die Gefahr besteht, dass sie Beweise zerstören oder verschwinden lassen könnten. Deshalb gelten für sie teils auch strengere Sicherheitsvorkehrungen als bei verurteilten Straftätern.
Bisher wurden Untersuchungshäftlinge in Schrassig getrennt von Verurteilten untergebracht. Die Haftanstalt ist allerdings chronisch überlastet und kratzt seit Jahren an ihrer eigentlichen Maximalkapazität von etwa 600 Insassen. Die Eröffnung des Uerschterhaff soll Entlastung bringen. Unter den aktuell etwa 630 Insassen in Schrassig befinden sich rund 250 Untersuchungshäftlinge, die für einen Umzug nach Sassenheim infrage kommen.
Schrittweiser Umzug
Insgesamt sollen rund 400 Häftlinge im Uerschterhaff untergebracht werden können. Der Betrieb wird schrittweise hochgefahren. In einer ersten Phase sollen zunächst zwei der vier Blöcke der neuen Haftanstalt belegt werden. Spätestens bis Mitte März sollen dann keine männlichen Untersuchungshäftlinge mehr in Schrassig leben. Im Uerschterhaff verbessern sich die Bedingungen für die Untersuchungshäftlinge. So können nicht nur vorrangig Einzelzellen angeboten werden. Auch die Mahlzeiten müssen nicht mehr in den Zellen, sondern werden in einem gemeinsamen Speiseraum auf dem jeweiligen Stockwerk des Zellenblocks zu sich genommen werden.
„Die Häftlinge haben auch mehr Freiheiten. Das war bislang in Schrassig aus technischen Gründen nicht möglich“, erklärt Serge Legil. Während in Schrassig der tägliche Hofgang für U-Häftlinge bei einer Stunde liegt, soll dieser im Uerschterhaff mindestens zwei Stunden betragen. Der Zugang zum Hof ist dort nämlich über die Dächer der Haftgebäude möglich und somit mit weit weniger Aufwand für die Gefängniswärter verbunden.
Aufgrund der hohen Fluktuation bei der Population der Untersuchungshäftlinge sei die Schaffung eines Arbeitsangebots im Uerschterhaff aber keine Priorität, so Serge Legil. Die Maßnahme kann nämlich kurzfristig aufgehoben werden: Etwa wenn der Fortschritt von Ermittlungen in einem Fall keine Untersuchungshaft mehr erfordert, wenn Beschuldigten Haftverschonung gewährt wird oder diese nach einem rechtskräftigen Richterspruch entweder freigelassen oder zur Verbüßung einer Haftstrafe in den Strafvollzug überstellt werden.
Die Häftlinge können jedoch unter anderem neben verschiedenen Betreuungsangeboten auch Sprachkurse in den Landessprachen und andere kleinere Beschäftigungsmöglichkeiten wahrnehmen.
Junges Blut in der Uniform
Mit der Eröffnung der neuen Haftanstalt beginnt auch ein neuer Arbeitsalltag für die Gefängniswärter. Viele von ihnen blicken auf noch relativ wenig Erfahrung zurück. Der Eröffnung ist eine umfangreiche Rekrutierungskampagne vorausgegangen, die mittlerweile fast abgeschlossen ist. Neben 220 spezialisierten und externen Mitarbeitern sollen letzten Endes rund 230 neue Gefängniswärter eingestellt werden.