So verkaufen sich „Eisekuch“und Glühwein in diesem Jahr
Die Weihnachtsmarktsaison findet erneut unter schwierigen Bedingungen statt. Die Schausteller und Händler ziehen eine erste Bilanz
Inflation, Energiesparmaßnahmen, Ukraine-Krieg: Nach zwei Jahren Pandemie findet die diesjährige Weihnachtsmarktsaison erneut unter schwierigen Bedingungen statt. Die Schausteller auf den hauptstädtischen Winterlights zeigen sich nach den ersten beiden Wochenenden aber zufrieden mit dem bisherigen Geschäft, wenn auch sie die Preisteuerungen spüren.
„Wir spüren die Inflation, geben sie aber nicht an die Kunden weiter“
„Es kommen ungefähr so viele Besucher wie vor Corona“, berichtet beispielsweise Mandy Hary. Sie betreibt einen Süßigkeitenwarenstand auf der Place d'Armes. „Die Menschen sind wieder in Weihnachtsmarktstimmung“, freut sich die Schaustellerin, die berichtet, dass die Winterlights vor allem an den Wochenenden gut besucht sind.
„Wir spüren die Inflation, geben sie aber nicht an die Kunden weiter“, so die Schaustellerin weiter. Die Preise ihrer Produkte sind demnach im Vergleich zu den Vorjahren unverändert geblieben, auch wenn der Gewinn dadurch in diesem Jahr niedriger ausfalle.
„Unsere Produkte sind nicht lebensnotwendig, die Leute kommen hierher, um sich etwas Schönes zu gönnen. Wenn das zu teuer wird, dann kommen keine Kunden mehr, davon haben wir nichts“, begründet Hary die Entscheidung, die Preise in diesem Jahr nicht anzuheben.
„Die Preissteigerung ist verrückt, das macht Angst“
Einige Meter entfernt steht der Stand von Jean la Gaufre. Der Betreiber bestätigt die positive Zwischenbilanz des diesjährigen Weihnachtsmarktes: „Es ist ein sehr gutes Jahr, die Leute freuen sich, wieder hier zu sein und Spaß zu haben“.
Die Inflation spürt er, einige Preise mussten daher erhöht werden, jedoch nicht alle. „Den Preis der Eisenkuchen haben wir nicht geändert“, so der Schausteller. Anders sieht es hingegen bei den Churros aus. Die Kostensteigerungen beim Mehl und Öl hätten dazu geführt, dass der Preis für die iberische Süßspeise in diesem Jahr um einen halben Euro erhöht werden musste.
In Zukunft könnten weitere Preiserhöhungen folgen, sollte die Inflation weiter anhalten. „Für nächstes Jahr kann ich nichts garantieren, die Preissteigerung ist verrückt, das macht Angst“, richtet der Schausteller den Blick bereits in eine ungewisse Zukunft.
„Wir merken vor allem, dass viele Touristen kommen“
Unweit entfernt der Gëlle Fra betreibt derweil Ernst Buser das Riesenrad. Der Schweizer ist bereits seit elf Jahren auf den Winterlights aktiv und lobt die Entwicklung des hauptstädtischen Weihnachtsmarktes über die vergangenen Jahre hinweg. Auch die diesjährige Ausgabe wertet der Schausteller bisher als Erfolg. „Es hat dieses Jahr sehr gut angefangen“, so Buser. Vor allem an den Wochenenden kämen viele Besucher.
Ein Unterschied zu vergangenem Jahr, als die Winterlights noch unter Coronaeinschränkungen stattfinden mussten, sei die erhöhte Anzahl von Besuchern aus dem Ausland. „Wir merken vor allem, dass viele Touristen kommen“, erklärt der Schweizer.
Die Inflation, beispielsweise in Form steigender Energiekosten, spürt der Betreiber durchaus. Die Preise für eine Runde auf dem Riesenrad mussten daher angepasst werden. Dem Kundenandrang habe dies aber keinen Abbruch getan, so Buser. „Wir haben bisher nicht gemerkt, dass das Publikum in diesem Jahr zurückhaltender ist“, erklärt der Schausteller.
„Während der Woche ist es recht ruhig, am Wochenende herrscht aber starker Andrang“
Auch beim Mützenverkaufsstand bei der Gëlle Fra herrscht bisher ein positives Zwischenfazit, wie Verkäuferin Jessica Doucet erklärt. „Während der Woche ist es zwar recht ruhig, am Wochenende herrscht aber ein starker Andrang“, bestätigt Doucet die Bilanz anderer Schausteller. So kämen an den Wochenenden mehr Besucher als im Vorjahr, als noch Coronaeinschränkungen galten.
Die Preise für ihre Produkte mussten trotz Inflation in diesem Jahr indes nicht angehoben werden, wie die Verkäuferin weiter erklärt.
„Wir machen die Abrechnung, wenn der Markt beendet ist“
Claire Schanz verkauft Edelsteine auf dem Teil des Weihnachtsmarktes bei der Gëlle Fra. Sie zieht eine eher differenzierte Bilanz der diesjährigen Ausgabe. „In diesem Jahr ist nur am Wochenende viel los, vor der Pandemie kamen aber während der Woche mehr Besucher“, so Schanz.
Dass während der Woche weniger Besucher in die Hauptstadt kommen, führt sie auf mehrere Gründe zurück, unter anderem auf das regnerische Wetter, aber auch darauf, dass es mittlerweile in fast jeder Ortschaft einen eigenen Weihnachtsmarkt gibt und Menschen daher nicht mehr zwingend nach Luxemburg-Stadt fahren müssten.
Zudem halte die Inflation einige Menschen von einem Besuch auf dem Weihnachtsmarkt ab. „Meine Preise wurden in diesem Jahr nicht angehoben, im kommenden Jahr werde ich aber nicht daran vorbeikommen“, berichtet sie angesichts der Inflation.
Ob die diesjährige Auflage zu einem Erfolg wird oder nicht, darüber möchte sie noch kein Urteil fällen. „Wir machen die Abrechnung, wenn der Markt beendet ist“, so Schanz.